Interesse der Unternehmen an DV-Mitarbeitern nimmt ab, aber

Der süddeutsche Raum bleibt weiterhin ein attraktiver Standort

02.08.1991

FRANKFURT/M. (hk) - Keine spektakuläre Meldung vom Arbeitsmarkt für DV-Spezialisten, sondern die Bestätigung einer Entwicklung, die seit mehr als einem Jahr anhält: Die Nachfrage nach Datenverarbeitungskräften geht zurück. So verringerte sich nach Berechnungen der Fachvermittlung für besonders qualifizierte Fach- und Führungskräfte (FVD) in Frankfurt die Zahl der offenen Stellen zum Jahresende 1990 um 95, sprich: 13 Prozent, auf 660.

Zum gleichen Zeitpunkt suchten 2000 Bewerber eine neue Position, 360, also 22 Prozent, mehr als ein Jahr zuvor. Unter den Bewerbern befanden sich 480 Frauen, was einen Anteil von 24 Prozent ausmacht.

Die meisten freien Stellen kamen laut Fachvermittlungsdienst von Softwarehäusern und Unternehmensberatungen, die größtenteils im Münchner, Stuttgarter und Frankfurter Raum lagen. DV-Gerätehersteller meldeten weniger Mitarbeiter als im Vorjahr.

Industrieunternehmen suchten DV-Spezialisten für technische Anwendungen wie zum Beispiel in der computerunterstützten Konstruktion (CAD) oder in der computerintegrierten Fertigung (CIM). Dagegen benötigten Banken, Versicherungen und Handelsunternehmen Spezialisten für die Lösung kaufmännischer Aufgaben.

Die Unternehmen waren nach Auskunft der FVD vor allem an berufserfahrenen jüngeren Mitarbeitern interessiert, die allerdings am Markt schwer zu finden seien. Daher hätten Berufsanfänger, die vertiefte DV-Kenntnisse von der Hochschule mitbrächten, insbesondere in Großunternehmen gute Einstiegsmöglichkeiten. Für die Stellenanbieter zählen laut FVD Kenntnisse von Programmiersprachen und der im jeweiligen Unternehmen angewandten Betriebssysteme.

Die Arbeitsmarktstudie stellt fest, daß die am häufigsten verlangten Programmiersprachen C, Cobol, Assembler und PL/1 waren. Je nach künftigem Tätigkeitsschwerpunkt mußten die Kandidaten zudem betriebswirtschaftliche Kenntnisse mitbringen. Außer im Entwicklungs- und Anwendungsbereich suchten die Arbeitgeber laut Untersuchung auch Mitarbeiter für Positionen im DV-Vertrieb.

Unter den Berufsanfängern fand die Fachvermittlung Mathematiker, Physiker und Elektroingenieure, die oft nach kurzer Suche angemessene Beschäftigungen fanden. Umgeschulte Akademiker kamen nach FVD-Beobachtung häufig in den Sparten Vertrieb, Beratung und Schulung unter.

Schwierig sei der Arbeitsmarkt für ältere DV-Kräfte mit sehr speziellem Erfahrungshorizont, der mit den fachlichen Vorstellungen der Arbeitgeber nicht übereinstimme.

Im Laufe des vergangenen Jahres vermittelte das Arbeitsamt 690 besonders qualifizierte DV-Kräfte, das sind 130 weniger (minus 15 Prozent) als 1989. Der Anteil der Frauen an den Vermittelten betrug 26 Prozent und lag damit leicht über ihrem Anteil an allen Bewerbern dieser Berufsgruppe.

Insgesamt, so die FVD-Analyse, verringerte sich die Zahl der offenen Stellen für Fach- und Führungskräfte, nachdem die Arbeitsämter 1989 einen erheblichen Zuwachs verbuchen konnten. Am Jahresende waren der Fachvermittlung 19 000 offene Stellen gemeldet, 1200 weniger (minus 6 Prozent) als im Vorjahr, ebenso ging die Zahl der Bewerber um 6800, also vier Prozent, zurück.

Positionen für Ingenieure stellten mit 40 Prozent den größten Anteil an den offenen Stellen, gefolgt von den kaufmännischen und den Verwaltungsberufen mit 20 Prozent.

Die Berater des Arbeitsamtes konstatierten, daß die Arbeitgeber den jungen und erfahrenen Mitarbeiter bevorzugen. Bei Berufsanfängern zählten die Noten, ein zügig absolviertes Studium, während der Ausbildung gesammelte praktische Erfahrungen, Fremdsprachenkenntnisse und dem künftigen Aufgabengebiet entsprechende Zusatzqualifikationen. Insgesamt, so die Schlußfolgerung des Berichts, seien die fachlichen und persönlichen Anforderungen an die Kandidaten gestiegen.

Längst kann nicht jeder DV-Spezialist mit einem Arbeitsplatz rechnen. Die Stellen gingen um 13 Prozent zurück, während die Zahl der Bewerber um 22 Prozent anstieg.