Der Stern von Hans-Dieter Wiedig sinkt Siemens-Nixdorf bekommt Geschaeft im Unix-Markt nicht in den Griff

25.06.1993

MUENCHEN (jm) - Schlechte Nachrichten aus dem System-Units-Bereich Midrange-Systeme der Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG (SNI): Wahrscheinlich schon bis Ende 1993 werden in einem ersten Schritt 30 Prozent der Mitarbeiter entlassen. SNI-Chef Hans-Dieter Wiedig steht mit dem Ruecken zur Wand. Ein Nachfolger werde gesucht, wollen Branchen-Insider wissen.

Auffallend zurueckhaltend hatten sich SNI-Vorstandsmitglied Hartwig Rogge sowie der Leiter Systemstrategie, Hans Breidler, anlaesslich der Ankuendigung einer Kooperation zwischen SNIs BS2000- System-Unit und Fujitsu (siehe auch Seite 3vor der Presse zu Fragen bezueglich des Midrange-Bereichs geaeussert. In einem Rechnersegment, fuer das Marktforscher neben PC-Systemen mit den hoechsten Zuwachsraten rechnen, scheinen die Muenchner schlecht geruestet.

Der COMPUTERWOCHE liegen Informationen aus SNI-nahen Kreisen vor, nach denen im Bereich Systemtechnische Entwicklung Open Systems (STO30 Prozent des Personals abgebaut werden. Der Geschaeftsbereich STO ist zum ueberwiegenden Teil der seit 1. April 1993 neugeschaffenen System Unit Midrange-Systeme zugeordnet.

Die aus der Software-Entwicklung von STO stammenden Mitarbeiter sollen innerhalb von

zwoelf Monaten gehen. Dazu ein SNI-Insider: "Das soll sogar bis zum Jahresende durchgezogen werden." Ein weiterer Informant bestaetigte, vor vier Wochen habe der zustaendige Vorgesetzte der Abteilung Midrange-Systems auf einer Abteilungsversammlung die Personalreduzierung bekanntgegeben.

Fuer den Standort Perlach bedeute dies einen Abbau von 150 bis 200 Mitarbeitern. Die Hardware-Produktion in Paderborn sei bereits in der Vergangenheit personell schlanker gestaltet worden, jetzt traefe es in erster Linie Software-Entwickler aus dem Unix-Bereich. Damit scheint aber die Entlassungswelle noch nicht eingedaemmt: "Diese 30 Prozent sind nur ein Teil dessen, was insgesamt an Personalabbau fuer den Bereich Midrange Systems noch zu erwarten ist," weiss der SNI-Kritiker.

Dementis von

Siemens-Nixdorf

Die entscheidende Frage sei fuer die SNI jetzt, mit welchen Systemen man in Zukunft Umsatz erzielen wolle. Wichtig sei ferner, wie man diese Produkte schneller, in hoeherer Qualitaet und mit verbesserten Eigenschaften anbieten koenne. Solch einer Analyse muesse die Entscheidung folgen, welche Produkte man nicht mehr vermarkten wolle.

Zu der System Unit Midrange Systems der SNI gehoeren die 886X-, Targon- und QuattroRechner sowie die Unix-Systeme. Es sei schwierig, so der SNI-Kenner, jetzt die richtigen Rechnersysteme abzuloesen. Dies gelte besonders unter Beruecksichtigung der doch erheblichen Installationen von Comet-Systemen.

Fuer die Anwender sei vor dem Hintergrund massiver Reduzierungen des Midrange-Systems-Mitarbeiterstammes von ueberragender Bedeutung, welche Produkte die SNI auch in Zukunft zu unterstuetzen gedenke. Hier haetten die SNI-Manager nie fuer Transparenz gesorgt.

Siemens-Sprecher Eberhard Posner meinte zu den Informationen, ihm sei ueber die in zwei Phasen ablaufende Restrukturierung mit 3000 und 6000 Entlassungen hinaus kein weiterer Personalabbau bekannt. Die insgesamt 9000 Entlassungen bis zum Jahresende 1993 betraefen die gesamte SNI und resultierten vor allem aus den Schliessungen der Standorte Koeln und des Produktionsstandortes Berlin sowie aus dem Personalabbau in Augsburg.

Zur Abloesung von Hans-Dieter Wiedig wollte Posner grundsaetzlich nicht Stellung nehmen. Hierzu habe es immer wieder Spekulationen gegeben, auch jetzt kolportierte Informationen seien "mit Sicherheit nicht zutreffend".