Interview

"Der Standort Augsburg ist nicht in Gefahr"

21.04.2000
Mit dem neuen CEO von Fujitsu-Siemens Computers, Paul Stodden, sprachen die CW-Redakteure Kriemhilde Klippstätter und Jan-Bernd Meyer

CW: Das PC-Geschäft ist für fast alle Hersteller defizitär. FSC hat zudem mit einem angeblich verlustreichen Unix-Server-Geschäft zu kämpfen. Das Großrechnersegment glänzt nicht gerade durch Wachstumsraten. Wie wollen Sie FSC aus den roten Zahlen bringen?

Stodden: Zu den Ergebnissen der Einzelsegmente machen wir keine Aussagen, aber Sie haben Recht, dass die unterschiedlichen Produktsegmente unterschiedliche Profite erzielen. Das führt aber bei uns nicht zu Überlegungen, das Produktportfolio zu verändern. Für uns ist es wichtig, das gesamte Produktspektrum vom Consumer-PC bis zu den Großrechnern abzudecken. Wir wollen auch im Consumer-Segment präsent sein, auch wenn dies ein sehr schwieriger Markt ist.

CW: Wie sieht es mit dem Verhältnis zwischen Fujitsu und Siemens gegenüber der FSC aus? Man gewinnt von außen den Eindruck, dass die Dinge nicht so harmonisch laufen?

Stodden: Das ist falsch. Es gab von beiden Seiten klare Vorstellungen, dass FSC Produkte für Europa und den Weltmarkt entwirft und fertigt. Und diese Produkte werden auch für Fujitsu im asiatischen Markt und für die Fujitsu-Partner in den USA, also vornehmlich Amdahl, zur Verfügung gestellt. Umgekehrt vermarktet FSC in Europa Produkte von Fujitsu.

CW: Noch einmal nachgefragt: Es gab beispielsweise eine Unix-Entwicklung bei Siemens mit dem Projektnamen "Cobra". Die wurde vor einigen Monaten klammheimlich eingestellt, und rund 140 Entwickler mussten gehen oder wurden auf andere Projekte verteilt. Grund: Fujitsu hatte gesagt, was in der 64-Bit-Unix-Entwicklung passiert, entscheiden künftig wir. Im Intel-Server-Bereich haben Siemens und Fujitsu zeitgleich ähnliche Produkte angekündigt, die sich gegenseitig Konkurrenz machten. Das sieht nicht nach einer harmonischen Ehe aus.

Stodden: Das kann ich nicht bestätigen. Es gibt Abstimmungsprozesse, die kooperativ und partnerschaftlich sind. Auch bei meinen Gesprächen in Japan mit dortigen Entwicklungsteams habe ich den von Ihnen zitierten Eindruck nicht gewinnen können. Bei den 64-Bit-Servern teilen wir uns ebenfalls die Entwicklungsarbeit, und wir entwickeln hier die High-Volume-Server als globales Produkt.

CW: FSC will sich auf Europa als Aktionsraum beschränken. Nun gibt es Stimmen, die sagen, insbesondere bei Aufträgen mit Firmen, die global operieren, beispielsweise auch in Asien Niederlassungen haben, komme es zu Reibereien mit der japanischen Mutter.

Stodden: Ich will gar nicht bestreiten, dass es in einigen Projekten Probleme gab, aber grundsätzliche Schwierigkeiten treten nicht auf. Vielmehr wurden klare Regelungen formuliert. Die Vereinbarung zwischen den Partnern ist eindeutig: FSC übernimmt den Vertrieb in Europa. In den USA und den asiatischen Regionen sind die Vertriebsmannschaften von Fujitsu Ltd. zuständig. Das ist Bestandteil der Joint-Venture-Vereinbarung.

CW: Ihr Vorgänger Winfried Hoffmann hatte die in der Öffentlichkeit kolportierten Verluste von FSC bis Ende Februar 2000 über rund 140 Millionen Mark bestätigt und sie mit den Belegschaftsreduzierungen in den fünf Monaten seit dem Firmenzusammenschluss von 9000 auf 7200 Mitarbeiter erklärt. Wo sind denn diese erheblichen Reduzierungen angefallen?

Stodden: Zunächst einmal möchte ich die Äußerungen von Herrn Hoffmann nicht kommentieren. Wir werden den Aktieninhabern von Fujitsu und Siemens das Ergebnis mitteilen. Siemens veröffentlicht am 27. April seine Halbjahresergebnisse. In den Mitarbeiterzahlen sind die Konzentration der Fertigung auf Augsburg und Sömmerda, die Auslagerung der Fertigung in Paderborn an Flextronics und die Schließung des finnischen Werks in Kilo enthalten. Der Übergang an Flextronics hat die Beschäftigtenzahl bei FSC um zirka 700, die Schließung des Werks in Kilo um 500 Mitarbeiter reduziert.

CW: Stimmt es, dass der Standort Augsburg gefährdet ist?

Stodden: Der Standort Augsburg ist nicht in Gefahr. Es gibt hier ja bereits eine bekannte Investitionsentscheidung über 30 Millionen Euro, die nicht zur Diskussion steht. Im Zuge der Fertigungskonzentration auf Deutschland soll in Augsburg das Produktionszentrum für professionelle PCs, für Workstations sowie für Intel-Server lokalisiert sein. Die Consumer-Produkte hingegen fassen wir in Sömmerda zusammen.