Mobile Web Experience

Der Segen hinter Googles Mobile-Offensive

21.04.2015
Von 


Maximilian Hille ist Analyst des IT-Research- und Beratungsunternehmens Crisp Research. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind Cloud Computing, Social Collaboration und Mobile Innovations.

Notwendig: Follower, Besser: Pacemaker

Eine mobil-optimierte Webseite stellt heute längst kein Alleinstellungsmerkmal mehr dar. Vor einigen Jahren galt es zwar noch als Indikator für Innovation und Wettbewerbsstärke. Heute ist eine mobile Webseite im Regelfall bereits notwendig, um überhaupt mit dem Wettbewerb mithalten zu können. Diejenigen, die die User Experience in den Vordergrund ihrer Marketing-Strategie rücken, werden denjenigen davonziehen, die sich trotz aller Warnungen nicht nach vorne orientieren.

Folglich ist es mittlerweile bereits Mindestvoraussetzung, die Mobile Web Experience in die Marketing-Strategie aufzunehmen und mit den geeigneten Partnern und Ressourcen auch umzusetzen.

Zukünftig werden Unternehmen in der Lage sein, ganze Service-, Einkaufs- oder sonstige Prozesse auf dem Smartphone der Kunden abzuwickeln. Gerade für diejenigen Unternehmen, die besonders durch Innovation und Qualität überzeugen wollen, sind neue Ansätze wichtig. So können beispielsweise schon bald Einkäufe beim Warten auf den Bus mittels QR-Code-Scanning an den Werbetafeln getätigt werden. Support-Tickets und erste Schritte zur Fehlerbehebung können zukünftig ausschließlich über das Smartphone laufen. Auch das Essen kann bereits von unterwegs mit dem Smartphone bestellt werden, sodass der Lieferdienst im Optimalfall zeitgleich mit dem hungrigen Nutzer die eigene Wohnung erreicht.

Alle diese Use Cases sind nur erste Beispiele für eine immer stärker digitalisierte und mobilisierte Beziehung von Unternehmen und Kunden. Es ist wichtig, dass die Unternehmen die entstandene Lücke zu ihren Kunden schließen, um weiterhin das Gefühl vermitteln zu können, auf Augenhöhe zu kommunizieren.

Responsive Web Design vs. Dedicated Mobile Website

Auf der operativen Ebene stellt sich schließlich die Frage, welches Modell zu favorisieren ist. Man unterscheidet im ersten Schritt zwischen einer rein mobilen Webseite und Responsive Web Design.

Bei einer rein mobilen Webseite handelt es sich meist um eine zweite, zusätzliche Website, die mit einer weiteren URL und über Weiterleitungen auf dem Smartphone aufgerufen werden kann. Der Vorteil besteht darin, dass diese mobilen Webseiten relativ einfach aufzusetzen sind und den ursprünglichen Webauftritt für Desktops nicht beeinflusst. Der Nachteil besteht allerdings darin, dass sämtliche inhaltliche Anpassungen doppelt vorgenommen werden müssen, da es oft schwer ist, native und mobile Webseiten zu verbinden. Darüber hinaus können die Weiterleitungen auch zu kleineren Performance-Einbußen beim Nutzer führen. Die Programmierung dedizierter mobiler Webseiten war besonders zu Beginn des mobilen Internets gern genutzt. Heute ist es eher der Ausnahmefall.

Mobile Website vs. responsive Webdesign
Mobile Website vs. responsive Webdesign
Foto: Crisp Research AG

Der neue Maßstab bei der Entwicklung der Webauftritte ist das sogenannte Responsive Web Design. Hierbei wird lediglich eine Website mit einer Standard-URL aufgesetzt. Der Vorteil ist, dass sich die Oberfläche - wie der Name bereits vermuten lässt - reaktiv an die jeweilige Plattform anpasst. So steigt zwar der initiale Aufwand beim Aufsetzen des Web-Portals für die Entwickler. Teilweise müssen dann auch Modifikationen an der Inhaltsstruktur oder der Navigation vorgenommen werden, um eine einheitliche Grundlage schaffen zu können. Im weiteren Verlauf ist das Responsive Web Design allerdings erheblich leichter zu verwalten. So müssen Inhalte nur in einer Version hochgeladen werden. Auch das Fehlerpatching ist häufig einfacher, da es sich nur noch auf eine vereinheitlichte Version bezieht. Insbesondere für sehr dynamische und oft aktualisierte Seiten lohnt sich das Responsive Web Design.

Das Mitwirken diverser Instanzen ist notwendig

Für die Umsetzung und Pflege eines zeitgemäßen Web-Auftritts sind interne und externe Ressourcen notwendig. Das Thema muss nach Möglichkeit bereits auf der To Do-Liste des C-Level stehen, um eine optimale Rückendeckung des gesamten Unternehmens zu gewährleisten. Wenigstens die Marketingleiter, CMOs oder gleichrangige Entscheider müssen sich der Mobile Web Experience-Thematik annehmen. Unter Umständen müssen einzelne Prozesse, die zuvor wenig digitale Elemente besaßen, angepasst werden. Hier müssen dann gegebenenfalls alle Mitarbeiter einbezogen werden, um auch nachhaltig für eine Optimierung auf der Prozessebene zu sorgen.

An vorderster Front agieren dann natürlich die IT-Abteilungen und Entwickler. Sie zeichnen sich durch praktische Erfahrungen mit neuen Development-Tools und der ständigen Weiterentwicklung der zugrundeliegenden Frameworks aus. Ist das Unternehmen nicht in der Lage, diese Ressourcen selbst bereitzustellen, müssen sie ausgelagert werden.

Ein externer Partner, der in enger Abstimmung mit den Entscheidern des Unternehmens zusammenarbeitet, bringt oftmals neue Ideen und vor allem praktische Erfahrungen mit. Sofern die Unternehmen selbst ihre Entwickler bereitstellen, können die externen Partner ihr Wissen weitergeben.

Nicht zuletzt ist die Einbeziehung externer Instanzen als strategischer Partner sinnvoll. Mit neuen Ideen und einer unabhängigen Sichtweise entstehen so in den meisten Fällen deutlich effizienter und zielgerichteter diejenigen Ergebnisse, die sich Unternehmen und Kunden wünschen.

Ausblick

Mobile Web Experience ist heute bereits ein entscheidender Faktor. Unternehmen sind zum Handeln aufgerufen und müssen sich zeitnah an die konkrete Umsetzung setzen. Das Thema Responsive Web Design ist aktuell stark im Fokus.

Zukünftig werden nicht nur die Web-Auftritte, sondern ganze Geschäftsprozesse auf dem Smartphone stattfinden. Flächendeckend werden Prozesse rund um den Customer Journey auf Mobilgeräten abgebildet.

Mobile Web Experience ist der Anfang einer langen Reise. Der Kunde wird zukünftig eine gänzlich neue Dimension der User Experience erwarten. Ob es dazu kommt, dass zukünftig möglicherweise auch die Unternehmen wieder zum Gestalter dieser Innovationen werden, steht noch in den Sternen. (bw)