Wordperfect 5.1 jetzt auf Flash-Memory

Der Ruf nach neuem SW-Medium ertönt auf deutsch noch recht leise

22.02.1991

MÜNCHEN (CW) - Auf einer ROM-Karte im Scheckkarten-Format hat Wordperfect die Version 5.1 seiner Textverarbeitung untergebracht. Den Benutzern von Laptops und Notebooks ohne Floppy- oder Festplattenlaufwerke steht so das Programm zwar zur Verfügung. Ein Haken ist jedoch dabei: Bisher integrieren nur wenige Westentaschen-PCs wie der von Poqet ein passendes Laufwerk.

Sowohl Poqet als auch Wordperfect setzen auf den im November 1990 von der PC Memory Card International Association kreierten PCMCIA-Standard 1.0 und nehmen damit eine Vorreiterrolle ein. Das Programm bietet Wordperfect zu folge die gleichen Funktionen wie die Disketten-Version für DOS-Rechner und wird in englischer Sprache ausgeliefert. Der Preis soll rund 1100 Mark betragen.

Obwohl Branchenkenner Flash EPROMs im Scheckkarten-Format eine hoffnungsvolle Zukunft prognostizieren, ist in Deutschland von einer aufkeimenden Nachfrage wenig zu merken. Auch einige Mitglieder der von Fujitsu initiierten PCMCIA-Herstellervereinigung unterstützen hier offensichtlich die selbstauferlegten Spezifikationen bloß halbherzig.

Nur für Geräte ohne Festplatte sinnvoll

"Nur wenn die Geräte keine Festplatte haben, benötigen sie die ROM-Karte wirklich", kommentiert Marketing-Mitarbeiter Bernhard Trautscheid die zögernde Haltung von Compaq. Die Flash-Memory-Karten seien für Computer wie den Poqet sinnvoll, doch jeder Compaq-Laptop verfüge über eine Festplatte.

Abgesehen von diesen technischen Erwägungen spreche Compaq mit seinen tragbaren Rechnern einen anderen Marktbereich an. Diesen Kundenkreis interessiere mehr Windows und eine grafische Benutzeroberfläche. Auch bei Epson ist es dem Unternehmen zufolge nicht geplant, die tragbaren Computer mit solchen ROM-Laufwerken auszustatten.

Toshiba setzt die neue Datenträger-Technik in seiner Laptop- und Notebook-Palette bereits zur Speichererweiterung ein. Die Laufwerke entsprechen jedoch nicht dem PCMCIA-Standard. In Deutschland laufen auch keinerlei Aktivitäten, so Produktmanager Reiner Rosenberger, Software-ROMs nach diesen Normen zu unterstützen.

Microsoft zieht - obwohl PCMCIA-Mitglied - bei den PCMCIA-Richtlinien ebenfalls nicht mit. Es besteht keine Nachfrage, meint Pressesprecher Michael Kausch. Anwendungssoftware auf Flash-Speichern ist für das Unternehmen jedoch keinesfalls tabu.

David Elder, Export-Sales-Manager von Psion berichtet: "Die Microsoft-Zentrale in den USA hat ihr Interesse bekundet, einige Software-Pakete für unser Solid-state-Format anzubieten".

Dieses Speichermedium basiert auf Intels Flash-Memory-Technik. Psion hat diese EPROMs gemeinsam mit Intel und Microsoft entwickelt. Auch die Softwarehäuser Ashton-Tate und Lotus sind Elder zufolge als ROM-Lieferanten PCs im Gespräch.

In den USA und Japan ist das Produktangebot größer. Die Laptops von Zenith, so Marco Seiler, Marketing-Direktor von Wordperfect, sind in Japan mit Software-ROMs im Einsatz. Außerdem bietet Lotus in Amerika eine "Lotus 1-2-3"-Speicherkarte gemäß den PCMCIA-Spezifikationen für die Taschen-PCs von Poqet an.

Klaus Kremer, Produktmanager bei der Lotus Development GmbH in München, rechnet jedoch in der nächsten Zeit nicht mit einem Lotus-1-2-3-ROM auf dem deutschen Markt.