Der RoI sagt nur die halbe Wahrheit

08.12.2005
Von Johannes  Lorenz

Net Present Value (NPV)

Mit der Payback Period lässt sich die Frage beantworten, ab wann ein Investment einen Ertrag liefert. Wie hoch dessen Zeitwert definitiv ist, verrät die PBP-Berechnung allerdings nicht. Dieser Wert lässt sich über den Net Present Value (NPV) ermitteln. Er rechnet künftige Kapitalerträge auf einen bestimmten Zeitpunkt um, wobei er Zinsen und Inflation einbezieht. Als Ergebnis liefert er eine monetäre Kennzahl in Euro . Die Formel dafür sieht folgendermaßen aus:

Hierbei bezeichnet "CF" den Cashflow, "r" die Discount Rate, "n" die Anzahl an Jahren.

Als Faustregel gilt: Jedes Projekt mit einem positiven NPV generiert mehr Geld als es kostet, weshalb es realisiert werden sollte. Projekte mit einem negativen NPV kosten mehr, als sie einbringen und sind daher abzulehnen.

Der Net Present Value bezieht auch die Kapitalkosten ein.
Der Net Present Value bezieht auch die Kapitalkosten ein.

Der NPV eignet sich für die Beurteilung langfristiger Projekte. Dabei werden einfach alle ein- und ausgehenden Cashflows einer Zeitperiode mit der Zinsrate verrechnet. Schwierig ist einzig die Bestimmung, welche Cashflows relevant sind. Hierfür gibt es eine Regel, das "With/without Criterion". Es besagt, dass Cashflow-Änderungen, die sich auf den Basisfall beziehen, in die Berechnung eingehen müssen. Alles andere ist irrelevant.

Vorsicht vor falschen Annahmen

Ein gern gemachter Fehler besteht hier darin, Kosten zu berücksichtigen, die bereits beglichen wurden. Egal wie hoch die Summen auch sein mögen - wenn sie gezahlt sind, dürfen sie nicht berücksichtigt werden. Sie bewirken keine Änderung des Cashflows, also spielen sie keine Rolle. Anderenfalls werden brauchbare Projektvorlagen durch falsche Annahmen unfair belastet und möglicherweise abgelehnt. Außerdem darf nach dieser Regel wirklich nur mit Cashflows gearbeitet werden, nicht mit Profits, Buchwerten und/oder Umsatzerträgen.

In einer Modifikation des oben beschriebenen Projektbeispiels sollen der Rechenzentrums-(RZ-) Konsolidierung noch einige positive Cashflows bis ins achte Jahr hinein zugestanden werden. Auf Basis der absoluten Cash-Werte liefert das EDI-Projekt nach acht Jahren 200.000 Euro mehr: 600.000 gegenüber 400.000 Euro.

Das ist aber nicht die ganze Wahrheit, denn über die Zeit hinweg werden auch Inflations- und Zinseffekte wirksam. Deswegen ist es hilfreich, zu wissen, welchen heutigen Wert die künftigen Erträge repräsentieren. Und genau diese Frage beantwortet der NPV. Nimmt das Unternehmen am Kapitalmarkt Geld auf, beispielsweise mit einem Zinssatz von sieben Prozent, so hat das RZ-Projekt den höheren NPV (183 987 Euro gegenüber 181.551 Euro ), weshalb im Zweifelsfall lieber dieses Vorhaben umgesetzt werden sollte. Das veranschaulicht die obige Tabelle.

Literatur

  • Kelleher, John, und MacCormack, Justin: Internal Rate of Return: A Cautionary Tale, in McKinsey on Finance, Summer 2004, Seite 16 ff.

  • Mayor, Tracy: A Buyer’s Guide to IT Value Methodologies im "CIO Magazine" vom 15. Juli 2002.

  • Hitchner, James, und Mard, Michael: Financial Valuation Workbook, John Wiley & Sons, 2003.

  • Bragg, Steven: Business Ratios, Formulas and Statistics, John Wiley & Sons, 2002.

  • Shapiro, Carl, und Varian, Hal: Information Rules, Harvard Business School Press, 1999.

Hier ist aber bereits eine Einschränkung des NPV-Modells erkennbar. Wir müssen einen Zinssatz für die gesamte Laufzeit des Projekts festsetzen oder schätzen. Der NPV des RZ-Projekts liegt nur geringfügig höher als der des EDI-Projekts. Von daher ist es interessant, zu erfahren, wie empfindlich er auf Änderungen des Zinssatzes reagiert.