Der richtige Client - ein Widerspruch?

25.11.1994

Der richtige Client im Unternehmen? Wohl selten wird eine Diskussion emotionsgeladener gefuehrt, wenn es um die geeignete DV-Ausstattung am Arbeitsplatz geht. Schon fast an einen Glaubenskrieg erinnern die Meinungen der Befuerworter der verschiedenen Systeme. Schaetzen die einen die Offenheit der Intel- basierten Rechnergenerationen, betonen die anderen die Usability der Systme aus dem Apple-Lager, waehrend die dritte Gruppe auf die Leistung der Unix-basierten Workstations setzt - ganz zu schweigen von den Hardlinern, fuer die die Coax-Terminals immer noch das Mass aller Dinge sind.

Pragmatisch betrachtet, hat keiner dieser Fanatiker recht, denn den idealen Client im Unternehmen gibt es schlichtweg nicht. Zwar verschwinden die Unterschiede zwischen den einzelnen Plattformen immer mehr, doch je nach Anwendungsgebiet haben die Systeme und die darauf liegenden Betriebssysteme spezifische Vorteile zu bieten. So hat sicherlich der Macintosh im DTP-Bereich nach wie vor gewisse Vorzuege gegenueber der PC- Plattform, auch wenn diese in Sachen Grafik aufgeholt hat. Dafuer bieten die Enkel des IBM-Urahns, wenn es um die Erweiterung und Spezialisierung des Rechners fuer ein bestimmtes Arbeitsgebiet geht, eine konkurrenzlose Fuelle an Software und Peripheriebauteilen. Konkurrenzlos sind aber auch die Sicherheitsrisiken, die die PCs in sich bergen, so dass es durchaus verstaendlich ist, dass so mancher DV-Verantwortliche die sicheren Coax-Terminals bevorzugt, zumal diese in Sachen Support weniger Aufwand erfordern.

Doch bei allen Diskussionen um die Vor- und Nachteile der jeweiligen Clients sollte der Produktionsfaktor Mensch nicht vergessen werden, der vor diesen Maschinen sitzt und mit ihnen zu arbeiten hat: Denn was nuetzt das sicherste und leistungsfaehigste System, wenn der Bedienende nur muerrisch und mit innerlichen Aversionen davorsitzt. Oder drastisch formuliert - lieber ein Virus mehr, der durch die Spiele in der Mittagspause eingeschleppt wird, wenn dafuer die Arbeitszeit produktiver genutzt wird. Deshalb sollte bei der Wahl der Clients weniger das Datenblatt als vielmehr die Akzeptanz derer, die damit zu tun haben, im Vordergrund stehen. Und was spricht eigentlich dagegen, den persoenlich gewuenschten Rechner am Bueroschreibtisch zu installieren, wenn dieser die erforderlichen Schnittstellen zur unternehmensweiten DV aufweist - denn letztlich ist es doch egal, mit welcher Software das gewuenschte Ergebnis erarbeitet wird.