IDC und Gartner sind sich in ihren Ergebnissen einig

Der PC-Markt ist erstmals seit 15 Jahren rückläufig

27.07.2001
MÜNCHEN (CW) - In den Monaten April, Mai und Juni wurden in Deutschland mit 1,44 Millionen PCs rund vier Prozent weniger abgesetzt als im zweiten Quartal 2000. Laut IDC liegt dieser Einbruch im Trend: Weltweit ging die Nachfrage nach PCs erstmals seit 15 Jahren zurück.

Die Marktauguren von International Data Corp. (IDC) ziehen eine düstere Bilanz: Rund um den Globus gingen 29,8 Millionen Endgeräte über den Verkaufstresen - zwei Prozent weniger als im zweiten Quartal des Vorjahrs und 7,2 Prozent weniger als im vorhergehenden Quartal. Zum erwarteten Einbruch in den USA kamen Absatzprobleme in Europa und in Asien.

In Europa, dem Mittleren Osten und Afrika (Emea) wuchs der Markt nach verkauften Stückzahlen nur noch um 0,3 Prozent. In den USA mussten die einschlägigen Hersteller mit 10,5 Millionen abgesetzten Rechnern einen Rückgang von 8,1 Prozent hinnehmen, in allen anderen Regionen legte der Markt um 2,7 Prozent zu. Überraschend schwach verlief laut IDC das Geschäft in Japan und in typischen Wachstumsregionen wie Indien und China.

Notebook-Nachfrage stabilIm Großraum Emea wurden 8,1 Millionen Endgeräte verkauft, davon 6,1 Millionen Desktops - gegenüber dem zweiten Quartal 2000 ein Minus von 1,7 Prozent - und 1,6 Millionen Notebooks (plus 6,4 Prozent). Allein in Deutschland fanden 1,44 Millionen Geräte einen Abnehmer. Dabei ging der Desktop-Markt um 9,1 Prozent zurück, während das Notebook-Segment um 16,4 Prozent wuchs. Auch in Großbritannien brach der Gesamtmarkt um 4,4 Prozent ein, während er in Frankreich um 8,6 Prozent zulegte.

Den größten Marktanteil auf Emea-Ebene hat Compaq mit 17,4 Prozent oder 1,4 Millionen verkauften Computern. Auf den Rängen folgen Dell, Hewlett-Packard, Fujitsu-Siemens und IBM. Marktanteile gewannen vor allem Dell mit einem Wachstum von 14,3 Prozent nach Stückzahlen sowie Hewlett-Packard (plus 13 Prozent). Stark eingebrochen sind hingegen Fujitsu-Siemens (minus 10,4 Prozent), Toshiba (minus 23,8 Prozent) und Apple (minus 31,6 Prozent). In Deutschland sieht das Kräfteverhältnis anders aus: Fujitsu-Siemens ist hier Marktführer, gefolgt von Compaq, Dell, Maxdata und HP.

Weltweit war Dell der einzige Anbieter, der seinen Marktanteil deutlich ausbauen konnte. Laut IDC profitiert der Direktanbieter von seiner Fähigkeit, sehr schnell auf sich verändernde Marktbedingungen zu reagieren. Dell wuchs nach ausgelieferten Einheiten international um 15 Prozent und lieferte knapp vier Millionen Rechner aus. Während die Wettbewerber stagnierten oder Marktanteile einbüßten, baute Dell seinen Anteil von 11,4 Prozent im Vorjahr auf 13,4 Prozent aus. Compaq liegt mit 12,1 Prozent auf dem zweiten Rang.

Die Zahlen von IDC stimmen im Wesentlichen mit denen der Gartner-Tochter Dataquest überein. Die Marktforscher registrieren im zweiten Quartal ebenfalls einen um zwei Prozent rückläufigen weltweiten PC-Markt. Allerdings attestieren sie Dell ein globales Wachstum nach Stückzahlen von 20 Prozent und übertreffen damit die IDC-Analyse.

Abgesehen von ökonomischen Problemen macht Gartner die Marktsättigung für das schwache Wachstum verantwortlich. Zugang zum Internet sei kein Kaufargument mehr, generell gebe es zurzeit keinen zwingenden Grund, auf ein neues PC-Modell umzusteigen. Solange PC-Hersteller ausschließlich in Preis-Leistungs-Kategorien dächten und sich die Produkte wie ein Ei dem anderen glichen, werde sich daran auch nichts ändern, kritisiert Gartner. IDC hingegen rechnet spätestens mit Erscheinen des neuen Microsoft-Betriebssystems Windows XP mit einer Marktbelebung.