Desktop-Virtualisierung und Virtual PC

Der PC ist tot – es lebe der virtuelle Client?

16.11.2012
Von 
Jörg Tewes ist Solution Manager Digital Workplace bei Computacenter.

Desktop-Virtualisierung: Die Tücken in der Praxis

Wie fast alle IT-Vorhaben müssen auch Projekte zur Desktop-Virtualisierung individuell am Bedarf des Unternehmens ausgerichtet sein. Nur so können sie zu mehr Mitarbeiterzufriedenheit und Kostensenkungen beitragen. Durch eine ROI-Betrachtung gilt es zu prüfen, welche Einsparungen sich durch die vereinfachte Administration und den geringeren Aufwand ergeben. Investitionen sind jedoch nicht pauschal in absoluten Zahlen zu beziffern, da sie stark von der Ausgangssituation abhängen. Ist die Infrastruktur sehr heterogen und wurden seit mehreren Jahren keine oder nur sehr wenige Aktualisierungen durchgeführt, liegen die Kosten deutlich höher als bei standardisierten, homogenen Umgebungen, die permanent gepflegt wurden. Auch der Bedarf der Mitarbeiter muss im Vorfeld genau ermittelt werden. Da dies oft nicht so einfach ist, gehen die meisten IT-Experten vorsichtshalber von viel zu hohen Bandbreiten und Kapazitäten aus, damit die Nutzer auch alles Denkbare mit hoher Qualität und Geschwindigkeit durchführen können. Doch sind beispielsweise HD-Videokonferenzen wirklich für jeden Mitarbeiter nötig?

Ist die Entscheidung für die Virtualisierung gefallen, stellt sich für Unternehmen die Frage, was wann und wie virtualisiert werden soll. An dieser Stelle ist zu prüfen, welche Virtualisierungsart sich in die bestehende Infrastruktur integrieren und einfach administrieren lässt. Wer mit einer zentralen Infrastruktur nicht gleich den Big Bang starten möchte, kann zunächst taktisch – je nach Anforderungen der Anwender – nur bestimmte Arbeitsplätze virtualisieren, bei denen der Nutzen am größten ist – etwa für Außendienstmitarbeiter, Controller und externe Entwickler. Schrittweise können dann zusätzlich Applikationen virtuell angeboten werden. Beispielsweise werden bei der Applikations-Virtualisierung zu Beginn oft diejenigen Anwendungen in Angriff genommen, die nur von einer kleinen Anzahl von Mitarbeitern genutzt werden, um möglichst wenig Konflikte mit anderen Applikationen zu erzeugen. Erst danach werden häufiger genutzte Anwendungen virtualisiert.

User Profile Virtualization

Damit sich Anwender auf ihrem jeweiligen virtualisierten Arbeitsrechner ganz zu Hause fühlen, können auch die individuellen Nutzerprofile virtualisiert werden. Die User Profile Virtualization ist mit den Technologien zur Client- und Applikations-Virtualisierung kombinierbar. Dabei werden Änderungen im Benutzerprofil wie beispielsweise manuelle Softwareeinstellungen bei jeder Sitzung gespeichert und dem Anwender steht seine gewohnte Umgebung durchgängig zur Verfügung. Die Einstellungen lassen sich vom Betriebssystem trennen sowie separat verwalten und beschleunigen die Benutzerkonfiguration zum Beispiel bei Neuinstallationen erheblich.

Fazit: Alle Bereiche ins Boot holen

Die Virtualisierung von Desktops ist ein kompliziertes Unterfangen. Egal für welche Variante sich ein Unternehmen entscheidet und in welchem Umfang die Virtualisierung erfolgen soll – die Komplexität solcher Projekte sollte nicht unterschätzt werden. Daher ist unbedingt darauf zu achten, dass von Beginn an sämtliche Organisationseinheiten – Workplace, Netzwerk und Storage – eingebunden sind. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Desktop-Virtualisierung gelingt und am Ende sowohl IT-Abteilungen als auch Mitarbeiter profitieren. (wh)