Der PC erreicht die Grenzen des Wachstums

26.05.2003
Von den en

Das veränderte Nutzungsverhalten der Unternehmen wirkt sich zwangsläufig auch auf die PC-Marktzahlen aus. Zwar registrierten die Analysten von IDC im ersten Quartal 2003 in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) noch einen Stückzahlenzuwachs um immerhin 4,5 Prozent. Doch erreicht wurde dieses Wachstum nur, weil der osteuropäische Absatz (plus 21 Prozent) boomt. Hinzu kommt, dass der starke Anstieg der Notebook-Käufe die aktuellen PC-Zahlen verzerrt. In Westeuropa hingegen, wo das Geschäft nach Angaben der Experten in den ersten drei Monaten dieses Jahres "flau" gewesen ist, dürfte das Wachstum zum Stillstand gekommen, wenn nicht sogar geschrumpft sein.

Wenig technische Impulse

Auch das Erscheinen von Windows XP, das bislang noch keine Windows-98-Flucht auf breiter Front ausgelöst hat, konnte das schleppende Desktop-Geschäft nicht spürbar anschieben. Offenbar geht die alte Wintel-Rechnung "Neues Windows gleich neuer Rechner" nicht mehr auf: Windows XP läuft auch auf einem Pentium III, getaktet mit 500 Megahertz - zwar langsam, aber doch relativ stabil.

Infolge der Gesamtentwicklung dürfte der deutsche PC-Markt - statt von Nachfragespitzen wie dem synchronisierten Kaufrausch zur Jahr-2000-Umstellung - künftig nur noch von moderaten Veränderungen gekennzeichnet sein. Zudem sorgen die Entlassungswellen in vielen Firmen dafür, dass Arbeitsplätze verwaisen und gebrauchtes Equipment auf den Markt kommt.

Dennoch gibt es auch zu Flautezeiten IT-Szenarien, die Anwender an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen lassen. So werden etwa die Sachbearbeiter der Mainzer Bausparkasse mit Desktops ausgestattet, die das Arbeiten an jeweils zwei Bildschirmen ermöglichen. Das so genannte Monitor-Splitting erfordert allerdings neue Grafikkarten, die wiederum ein moderneres Betriebssystem im ganzen Haus sowie entsprechend leistungsfähige Clients nach sich ziehen. "Ohne dieses Projekt hätten wir wohl noch mindestens ein Jahr weiter auf Windows NT gesetzt und die Migration zu XP ausgesessen", räumt Robert Pfeifer, Hauptabteilungsleiter Organisation der Bausparkasse Mainz, ein.

Eile scheint angesichts der gegenwärtigen Situation jedoch nicht geboten - und ob sie jemals angebracht war, ist zumindest fraglich: "Wir sind schon immer dem Prinzip gefolgt, unsere PCs nicht alle auf einmal abzulösen", berichtet etwa Harald Fehsenfeld, IT-Leiter der Eckes AG in Nieder-Olm. Die Hardware der rund 700 Clients sei kontinuierlich ausgetauscht worden, sobald sie ein gewisses Alter erreicht hatte. Laut Fehsenfeld laufen die Eckes-PCs durchschnittlich vier Jahre - die wirtschaftliche und geopolitische Situation habe daran nichts geändert. In Zeiten wie diesen gilt Business as usual bereits als eine gute Nachricht.