Die Zukunft von Hewlett-Packard

Der Patient braucht Ruhe

09.10.2011
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Fiorina: Hart und nicht herzlich

1999 trat dann eine überaus ehrgeizige, öffentlichkeitsorientierte Frau auf den Plan und an die Spitze von HP. Sie brachte mit den "Rules of the garage" einen veränderten Zungenschlag in die interne Corporate Identity. Carleton Fiorinas Glaubensbekenntnis war - trotz aller Verbeugung vor dem Ingenieurgeist und dem Bekenntnis zu HP als Ideenwerkstatt - anzumerken, dass hier eine ausgebildete, versierte Marketing-Frau die Leitung übernommen hatte. Damit eckte sie in der Belegschaft durchaus auch an. Aber sie war glamourös, eine Exotin als Topmanagerin an der Spitze eines Weltunternehmens, und sie verstand es, sich durchzusetzen.

Die Tonlage im Unternehmen veränderte sich dann spätestens mit der Übernahme von Compaq im Jahr 2002. Bis auf den heutigen Tag wird die Frage diskutiert, ob diese Akquisition nicht doch eine strategische Fehlleistung war. Innerhalb des HP-Boards gab es angesichts des Strategiewechsels heftige Zerwürfnisse, die teils vor amerikanischen Gerichten ausgetragen wurden.

Schon vorher hatten Fiorina-Aktionen in der Öffentlichkeit für Stirnrunzeln gesorgt. So hatte die CEO im Herbst 2000 versucht, den Dienstleister Pricewaterhouse Coopers zu kaufen. Das Angebot lautete auf 18 Milliarden Dollar, scheiterte aber. IBM erwarb PwC 2002 für ein Fünftel dieser Summe. Für viele irritierend war zudem Fiorinas Entscheidung, die PC- und Druckersparte zusammenzulegen, weil dies angeblich Synergieeffekte erzeugen würde. Dieser Schritt wurde später zurückgenommen.