Der Offshore-Trend erreicht Europa

14.05.2006
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.

Indien bleibt die erste Adresse

Dieser taktische Ansatz habe das enorme Wachstum des Offshore-Markts zwar erst ermöglicht. Gleichzeitig sei er jedoch auch der Grund dafür, dass Offshoring nicht nur als Low-Cost- sondern auch als Low-Value-Modell abgestempelt werde: "Der Faktor Kostensenkung ist nach wie vor wichtig, reicht aber künftig allein nicht aus", warnte Marriott. Die Provider müssten sich verstärkt auf die Qualität und Innovationsfähigkeit ihrer Leistungen konzentrieren.

Dauerhaft gute Chancen hät- ten nur Anbieter, die in der Lage seien, eine breite Palette an Dienstleistungen kostengünstig und schnell zur Verfügung zu stellen, über die besten Skills verfügten und an den jeweils strategisch günstigsten Orten präsent seien. "Es geht darum, die eigenen Prozesse zu verbessern, um Services und Sourcing-Optionen anbieten zu können, mit denen der Kunde seine Wettbewerbsfähigkeit zu steigern vermag."

Weltweit die erste Adresse für Offshore-Dienstleistungen ist nach wie vor Indien, während China und Brasilien um den zweiten Platz konkurrieren. Allerdings ist die Zahl an fähigen Fachkräften auf dem Subkontinent begrenzt und die Mitarbeiterfluktuation hoch, außerdem steigt das Lohnniveau. "Indien läuft Gefahr, Opfer des eigenen Erfolgs zu werden", warnte Marriott. Der Experte riet europäischen Firmen daher, nach Alternativen Ausschau zu halten, die ihren individuellen Bedürfnissen besser gerecht werden. Auch China, Brasilien und Mexiko seien nur bedingt geeignet. Marriott bemängelte vor allem die dürftigen Englisch-Kenntnisse, die mangelhafte Marktreife und die Konzentration der Anbieter auf US-amerikanische Kunden. Unterm Strich seien Nearshore-Regionen in Süd- und Osteuropa für europäische Unternehmen die bessere Wahl (siehe Kasten: "Nearshoring: Die Alternative für Europas Firmen")

Global-Sourcing-Trends

  • Steigende Servicequalität zu günstigen Preisen;

  • zunehmende Auswahl an Services, Delivery-Modellen, Anbietern und Ländern;

  • gleichzeitige Nutzung von Onshore-, Offshore- und Nearshore-Resourcen;

  • Standardisierung von einfachen Dienstleistungen;

  • reine Kostenfixierung verliert an Bedeutung.