Der neue Siemens-Chef räumt auf

02.02.2005
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.
Der frisch gebackene Siemens-Boss Klaus Kleinfeld hat mit der Konzernsparte Siemens Communications und dem IT-Dienstleister SBS zwei schwierige Sanierungsaufgaben zu lösen. Heinrich von Pierer wollte sich seine Abschiedsgala auf der Hauptversammlung der Siemens AG in München wohl nicht verderben lassen. Kein Wort verlor der scheidende Vorstandsvorsitzende vergangene Woche bei seinem letzten Auftritt als CEO über den bevorstehenden Abbau von 1350 Stellen in der Konzernsparte Siemens Communications. Und auch sein Nachfolger Klaus Kleinfeld schwieg an diesem Tag beharrlich. Er ließ die Katze erst 24 Stunden später aus dem Sack - an seinem ersten Arbeitstag als neuer Siemens-Chef.
Führungswechsel: Heinrich von Pierer (rechts) übergibt den Vorstandsposten an Klaus Kleinfeld. (Foto: Siemens)
Führungswechsel: Heinrich von Pierer (rechts) übergibt den Vorstandsposten an Klaus Kleinfeld. (Foto: Siemens)

Von Pierer wird Aufsichtsratschef

Die Geheimniskrämerei war ein abgekartetes Spiel. Nichts sollte den perfekt inszenierten Abtritt von Pierers trüben. Schon gar nicht eine schlechte Nachricht an das versammelte Aktionärs- und Stimmvolk, unter dem sich traditionell viele Siemens-Mitarbeiter befinden. Eine Hiobsbotschaft hätte im Extremfall von Pierers Wechsel an die Spitze des Aufsichtsrats gefährdet. Immerhin hatte er die Geduld der Angestellten gegen Ende seiner Amtszeit auf eine harte Belastungsprobe gestellt.

Unter seiner Ägide fand in der Kommunikationssparte bereits ein radikaler Kahlschlag bei den Arbeitsplätzen statt. Und von Pierer war es auch, der in Deutschland die Abwanderungsdebatte anzettelte und damit an mehreren Standorten eine Ausweitung der Wochenarbeitszeit erzwang. Beschäftigten und Gewerkschaften stieß das sauer auf. Wie sauer, war vor der Münchner Olympiahalle zu hören. Dort machten verbitterte Siemens-Mitarbeiter und Gewerkschafter ihrem Ärger lautstark Luft.

Pfiffe draußen, Applaus drinnen - ein Kontrast, der zeigt, dass von Pierer mit seinem Abgang nicht alle versöhnte. Während er sich von den Aktionären mit glänzenden Ergebnissen für das Geschäftsjahr 2004 und das erste Quartal 2005 verabschiedete, hinterlässt er seinem Nachfolger einige offene Baustellen. Die größte Problemzone ist die Konzernsparte Siemens Communications, in der mit Beginn des neuen Fiskaljahres im Oktober 2004 das Festnetz- und Mobilfunkgeschäft zusammengeführt wurden. Das zweite Sorgenkind ist der IT-Dienstleistungsbereich Siemens Business Services (SBS).