Schleudersitz Chefsessel

Der Nächste, bitte!

10.11.2008
Von 
ist freie Wirtschaftsjournalistin in London.

Cheffing oder wie führe ich meinen Chef

"Cheffing" nennen Fachleute die Kunst, den Chef von unten zu führen. Dazu gehört auch das Durchsetzen der eigenen Ziele. Das Rezept dafür lautet: Wer seinen Chef erfolgreich macht, macht sich selbst erfolgreich.

Das Marketing in eigener Sache fordert besondere Kraftanstrengung, wenn die Chemie zwischen den beiden nicht stimmt. Statt darüber zu klagen, raten Experten zu Pragmatismus. An jeder Eigenschaft lässt sich schließlich auch etwas Gutes finden. So sorgt ein Hektiker wenigstens für Tempo, ein autoritärer Chef bringt Durchsetzungsstärke mit, ein Choleriker versteckt seine Gefühle nicht.

Positiv denken und Anpassungsfähigkeit haben jedoch Grenzen. "Verbiegen sollte sich niemand für seinen Chef", sagt Personalchef Schmidt von Jamba. Es gehe nicht darum, den Vorgesetzten als Freund zu gewinnen, sondern um gemeinsame Arbeitsergebnisse. "Da ist man im Team gezwungen, sich zusammenzuraufen", so Schmidt.

Auch Schleimen oder Buckeln bringt meist nur Kurzfristerfolge. Der Vorgesetzte wird das Theater schnell durchschauen. Schließlich hat er durch zahlreiche Teamwechsel genügend Menschenkenntnis gesammelt. Zum Scheitern verurteilt ist auch die Strategie, schlecht über Kollegen zu reden, um sich selbst in ein besseres Licht zu rücken. Denn Mitarbeiter, die Intrigen spinnen, verweben sich oft selbst darin. Auch keine gute Idee: dem Chef Informationen vorzuenthalten. Wer ihn auflaufen lässt, hat sein Vertrauen sofort verloren.