Der Mittelstand zahlt manchmal besser

12.05.2005
Einstiegsgehälter stagnieren, der variable Anteil wird höher, für Erfahrung sind mittelständische Firmen bereit, tief in die Tasche zu greifen - so lauten Ergebnisse der Gehaltsstudie von Towers Perrin im Auftrag der CW.

Mittelständische Unternehmen zahlen ihren Mitarbeitern in Technik und Beratung teilweise besser als Großunternehmen. Nur auf Management-Ebene existieren noch gewaltige Einkommensunterschiede. Das ergab die diesjährige Mittelstandsgehalts-Studie , die Towers Perrin im Auftrag der computerwoche erstellt hat.

Towers-Perrin-Vergütungsexperte Martin Hofferberth beobachtet, dass sich der Trend zu einer Variabilisierung der Einkommen fortsetzt. Mehr noch: Einige Unternehmen verzichten auf eine Anhebung des Grundgehaltes - vor allem dort, wo in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich gezahlt wurde, und definieren einen flexiblen Einkommensteil, der nur ausbezahlt wird, wenn auch die Firmenergebnisse am Ende des Jahres stimmen. Ferner beobachtet Hofferberth, dass die Einstiegsgehälter stagnieren oder sogar rückläufig sind, wie das Beispiel in den Unternehmensberatungen zeigt.

So hat ein IT-Berater als Berufsanfänger bei einem Unternehmen mit weniger als 300 Millionen Euro Umsatz ein Grundgehalt von 36000 Euro, im Vorjahr machte es noch immerhin 41000 Euro aus. Das Zielgehalt liegt bei 42 000 Euro (Vorjahr 45000 Euro). Consulting-Häuser könnten auf Marktschwankungen flexibler reagieren, da sie in der Regel keinen Betriebsrat haben. In großen, vor allem in den weltweit tätigen Beratungshäusern können die Berufsstarter trotzdem noch immer mit einem schönen Anfangsgehalt rechnen. Dort ist das Basisgehalt mit 42 000 Euro im Jahr rund 6000 Euro höher als in einem kleinen Beratungshaus.

In anderen Berufen unterscheiden sich die Einstiegsgehälter zwischen Konzernen und Mittelständlern nur wenig. Die Differenz beträgt lediglich ein paar hundert Euro. Beispiele dafür sind Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung (45200 Euro im Mittelstand, 44700 im Großbetrieb), im Projekt-Management (40200 Euro im Mittelstand, 41200 im Großbetrieb) oder dem Vertrieb (52300 Euro im Mittelstand, 53200 im Großbetrieb). Im Verkauf ist der Unterschied zwischen Grund- und Zielgehalt mit fast 40 Prozent sehr groß. Dadurch macht das Basiseinkommen im Mittelstand nur 36500 Euro und im Konzern 34500 Euro aus.

Hofferberth erklärt die guten Gehälter im Mittelstand damit, dass die kleineren Firmen den Mitarbeitern mehr Verantwortung übertragen und sie bei guten Zahlen stärker am Geschäftsergebnis beteiligen.

Das lässt sich vor allem an den Gehältern der erfahrenen Mitarbeiter ablesen. So erreichen Seniorberater im Mittelstand im Durchschnitt ein Jahresgehalt von 76000 Euro. Der variable Anteil macht dabei 16 Prozent aus. In großen Firmen verdienen sie dagegen durchschnittlich 70000 Euro.

Kundendienst im Aufwind

Auch im Projekt-Management liegt der erfahrene Mitarbeiter im Mittelstand mit 72000 Euro (Vorjahr 68000 Euro) vor seinem Kollegen im großen Betrieb, der am Jahresende 70600 Euro (Vorjahr 67000 Euro) in der Tasche hat. Am größten ist diese Diskrepanz allerdings im technischen Kundendienst. Während der Mittelständler seinem erfahrenen Mitarbeiter rund 74 000 Euro im Jahr bezahlt, überweist der Konzern seinem Kundendienstler lediglich 64000 Euro im Jahr. Hofferberth erklärt dieses Gefälle mit dem höheren Grad an Eigenständigkeit und der größeren Verantwortung des Mittelständlers im Vergleich zu seinem Großbetriebskollegen.

Berater vor Entwickler

Etwas besser weg kommen im Konzern die Forscher und Entwickler, die sich durchschnittlich über 63000 Euro im Jahr freuen dürfen, wogegen es der Kollege im Mittelstand auf 61000 Euro bringt.

IT-Fachleute wie Entwickler, Datenbank- und Netzspezialisten verdienen um einiges weniger als Berater und Verkäufer und konnten gegenüber dem Vorjahr einen minimalen Zuwachs verbuchen. So kommt der Juniorprogrammierer im Mittelstand durchschnittlich auf ein Salär von etwa 43000 Euro (Vorjahr 42000 Euro) und der Nachwuchs-Netzspezialist auf 42000 Euro, was etwa dem Vorjahresniveau entspricht, wobei der variable Anteil zehn Prozent ausmacht. Der Datenbankexperte muss sich mit 33000 Euro, also etwa 1000 Euro mehr als im vergangenen Jahr, begnügen. Hofferberth weist darauf hin, dass die niedrige Vergütung des Datenbankfachmanns im Vergleich zu seinem Netz- und Programmierkollegen mit der Definition des Berufs zusammenhängt. In der Studie ist nicht der Topprofi gemeint, sondern derjenige, der eher administrative Tätigkeiten ausführt.

Konzerne halten sich zurück

Auch für erfahrene ITler wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Der Programmierprofi verdient etwa 53000 Euro im Jahr (Vorjahr 49000 Euro). Der Netzexperte hat es mit 62000 Euro (Vorjahr 60000 Euro) besser. Der variable Anteil macht dabei trendgemäß 15 Prozent aus - im Vorjahr waren es erst 13 Prozent. Auch hier schneidet der Datenbankfachmann am schlechtesten ab; er verdient 43000 Euro (Vorjahr 41000 Euro) mit einem variablen Anteil von sieben Prozent (Vorjahr drei Prozent).

Die Technikpositionen im Mittelstand schneiden in diesem Jahr nur unwesentlich schlechter ab als in großen Betrieben, die Gehälter haben sich also angenähert. Machte im Vorjahr der Unterschied bis zu 30 Prozent aus, so sind es heuer weniger als zehn Prozent. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass in Konzernen die Einkommen zurückgegangen sind. Der Programmierer kommt im Konzern auf 54000 Euro im Jahr (53000 Euro im Mittelstand), der Datenbanker auf 44500 Euro (43000 im Mittelstand), und der Netzspezialist schafft durchschnittlich 64000 Euro (62000 Euro im Mittelstand).

Mittelständische Anwenderunternehmen bezahlen ihre IT-Experten um rund zehn Prozent schlechter als IT-Firmen vergleichbarer Größe. Gründe dafür sind, dass beim Anwender IT nicht Kerngeschäft ist und die Mitarbeiter gelegentlich etwas schlechter qualifiziert und die Aufgaben nicht so komplex sind wie bei Herstellern.

Anwender knausern

Oft leisten sich Anwender für anspruchsvolle Arbeiten den Service der Hersteller, und der eigenen IT-Abteilung bleibt nur noch der Support übrig. Vergütungsberater Hofferberth weist aber darauf hin, dass "dort, wo IT geschäftskritisch ist, auch die Gehälter entsprechend hoch sind" und es keinen Unterschied zwischen IT- und Anwenderunternehmen gebe.

Am deutlichsten wird der Gehaltsunterschied zwischen Mittelstand und Konzern bei den Manager-Einkommen. Dieser lässt sich auf die einfache Formel bringen: Je größer das Unternehmen, desto höher ist die Vergütung. So erreichen IT-Bosse großer Firmen ein Zielgehalt von durchschnittlich 451000 Euro (Vorjahr 426000 Euro), wobei der variable Anteil etwa 40 Prozent ausmacht. Zwar muss der mittelständische Chef auch nicht darben, aber mit 210000 Euro (Vorjahr 196000 Euro) Jahressalär verdient er immerhin gut über die Hälfte weniger als sein Pendant im Konzern.

Im mittleren und dann vor allem im unteren Management werden die Unterschiede zwischen den Gehältern in großen und kleinen Unternehmen geringer. So verdient der Bereichsleiter im Mittelstand 123000 Euro im Jahr und sein Kollege im Konzern 228000 Euro. Auf der Ebene der Abteilungsleiter kommen sich die kleinen Chefs schon wesentlich näher. Im Mittelstand erreicht diese Management-Gruppe ein Einkommen von rund 95000 Euro im Jahr und im Konzern 119000 Euro. Noch näher beieinander sind die Projektleiter: Sie verdienen im Mittelstand im Durchschnitt 71000 Euro und im Konzern 74000 Euro im Jahr. Gegenüber dem Vorjahr bedeuten diese Zahlen ein Einkommenswachstum im unteren einstelligen Bereich.