IBM-Kundenumfrage zur Euroumstellung

Der Mittelstand pennt

07.09.2001
MÜNCHEN (CW) - Eine Kundenbefragung von IBM bestätigt Befürchtungen: Bei der Euro-Anpassung hinkt die deutsche Wirtschaft im europäischen Vergleich stark hinterher.

Während die Panik vor Jahr-2000-Problemen allerorten zu hektischer Betriebsamkeit geführt hatte, legen hierzulande viele Unternehmen bei der bevorstehenden Umstellung auf den Euro eine große Gelassenheit an den Tag. Einer Erhebung von IBM zufolge wickeln rund 30 Prozent der deutschen Kunden ihre Geschäfte immer noch ausschließlich in Mark ab. Zum Vergleich: In Portugal handeln bereits 98 Prozent der IBM-Nutzer auf Euro-Basis, in Irland 95 Prozent, in Spanien sind es 93 Prozent.

Insbesondere der Mittelstand ist schlecht vorbereitet: Von rund 3,3 Millionen Unternehmen sind 60 bis 70 Prozent, so das Ergebnis der Befragung, noch nicht eurofähig. Und die Zeit wird langsam knapp, denn es müssen fast alle Datenbanken, Softwareprogramme und Anwendungen überprüft, angepasst und getestet werden. Auf Unternehmen, die ab dem 1. Januar 2002 nicht in Euro rechnen, kommen IBM zufolge existenzbedrohende Probleme zu: Sie können rechtlich belangt werden, verlieren möglicherweise ihren Versicherungsschutz und erhalten keine Kredite mehr, da die Clearing-Systeme der Banken keine nationalen Währungstransaktionen mehr zulassen.

Erwin Staudt, Vorsitzender der Geschäftsführung bei IBM Deutschland, sieht auch bei der Bundesregierung erheblichen Handlungsbedarf. Die irische Regierung habe sich entsprechende Aufklärungsprogramme 4,80 Euro pro Einwohner kosten lassen, die deutsche dagegen lediglich 0,07 Euro. Die großen Unterschiede seien deshalb nicht weiter verwunderlich.