Der milde Autismus der IT

26.05.2009

Die IT-Funktion wird von der Unternehmensführung und von den anderen Bereichen häufig nicht als integraler Bestandteil des Unternehmens gesehen, weil ihr Anteil an der Wertschöpfung nach wie vor umstritten ist. Es bezweifelt zwar niemand, dass funktionierende IT-Systeme enorm wichtig sind für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens, aber fast alle fragen sich, ob der Aufwand dafür gerechtfertigt sein kann. Diese Zweifel spiegeln sich in der seit Jahren andauernden Diskussion um den Wert der IT, die Rolle des CIO und die mangelnde Verbindung zwischen IT- und Business-Seite wider.

Zu dieser Ungewissheit der Business-Seite hat die IT selbst beigetragen. Sie hat es in den vergangenen Jahren versäumt, den mit immer mehr IT-Wissen ausgestatteten Business-Kollegen zu erklären und zu beweisen, dass sich ihre Anstrengungen für das Unternehmen auszahlen.

Ein wichtiger Grund dafür, aber nicht der einzige, ist der starke Innenbezug der IT. Sie denkt zuerst an die Funktionsfähigkeit und Stabilität der zu betreuenden IT-Systeme und an mögliche funktionale Erweiterungen. Zu selten fragt die IT sich, was sie zu mehr Umsatz und zu größerer Profitabilität beitragen könnte. Die IT setzt ihre Konzepte daher in vielen Unternehmen nicht gemeinsam mit den Anwendern, sondern im Alleingang um. Schon die Erarbeitung, erst recht aber die Implementierung von Lösungen verläuft von innen (IT) nach außen (Business). Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Business-Seite findet dann viel zu spät, während der Implementierung, statt. Das liegt nicht nur an der IT, sondern auch am Desinteresse des Business. Damit die IT diese Gleichgültigkeit durchbrechen kann, muss sie ihren Nutzen wahrnehmbarer machen. Dazu sollte sie allerdings ihren starken Innenbezug (never change a running system), um nicht zu sagen: ihren milden Autismus, aufgeben. Das gilt besonders in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Weitere Analysen und Kommentare finden Sie im Blog des Autors unter www.wittes-welt.eu.