Dell macht in Software

Der Margendruck wächst – Software verspricht bessere Geschäfte

02.02.2015
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Zukaufen, wenn es schnell gehen muss

CW: Gibt es aus Ihrer Sicht noch Lücken in Dells Softwareportfolio und wie wichtig sind für Sie Akquisitionen, um diese zu schließen?

John Swainson: Wir haben unser Softwaregeschäft in erster Linie durch Akquisitionen aufgebaut. Derzeit bauen wir hauptsächlich durch Investitionen weiter daran. Wir haben sicherlich weitere gezielte Zukäufe im Auge. In den Märkten, die wir adressieren wollen, sind wir gut aufgestellt. Außerdem wollen wir nicht die komplette Softwarepalette anbieten. So haben wir uns entschieden, nicht ins Applikationsgeschäft zu gehen, weil wir unseren Partnern an dieser Stelle keine Konkurrenz machen wollen. Wir möchten auch keine Entwicklungswerkzeuge anbieten, weil wir denken, dass dieser Markt bereits gut von anderen Anbietern bedient wird. Wir werden auch keine relationale Datenbank entwickeln und anbieten. Dieser Markt und diese Technik sind bereits erwachsen und aufgeteilt. Es hat keinen Wert, sich hier neu zu engagieren.

CW: Wie gehen Sie an die Märkte an, in denen Sie Dell positionieren wollen?

John Swainson: Wir haben uns Märkte herausgepickt, in denen derzeit viel Bewegung herrscht und die ein großes Maß an Synergien mit dem übrigen Portfolio von Dell bieten. Hier bin ich sehr zuversichtlich. Das Geheimnis, um Erfolg in diesem Geschäft zu haben, ist in Forschung und Entwicklung zu investieren, um so an der Spitze der technischen Entwicklung zu stehen und alle wichtigen Trends im Auge zu behalten. Damit gilt es sicherzustellen, dass die Softwareprodukte rund um Security, System- und Information-Management auch in Zukunft verlässlich und wichtig für die Kunden bleiben.

CW: Und dafür haben Sie alles, was Sie brauchen?

John Swainson: Ich sehe derzeit keine großen Lücken in unserem Angebot. Unsere letzte größere Akquisition war Statsoft im Frühjahr vergangenen Jahres. Der Zukauf diente dazu, unser Angebot im Bereich Information Management auszubauen. Wir hatten kein Werkzeug für Predictive Analytics. Daher hatten wir überlegt, selbst etwas zu entwickeln beziehungswiese uns Partner zu suchen. Letzten Endes haben uns aber für eine Akquisition entschieden.

CW: Gilt das als Regel, wie Sie an bestimmte Bereiche herangehen?

John Swainson: Mein Ansatz als Software-Mann ist, als erstes anzupeilen, Produkte selbst zu entwickeln, und erst als zweiten Weg zu überlegen, diese zuzukaufen. Letzteres gilt vor allem, wenn ich nicht genug Zeit habe. Das war so, als wir uns entschieden haben, ins Softwaregeschäft einzusteigen. Das musste schnell passieren. Deshalb haben wir zunächst einige Firmen dazugekauft. Trotzdem sagt man auch Jahre später immer noch: Dell ist aber doch eine PC-Company (lacht). Sie sehen also: Es braucht relativ viel Zeit, um sein Image in diesem Markt zu verändern.

CW: Wie viel Geld investieren Sie in ihre Softwareentwicklung?

John Swainson: Derzeit sind es etwa 20 Prozent unseres Softwareumsatzes. Das ist viel. Schließlich investieren wir hier in unsere Zukunft. Wir glauben, dass es hier noch viel Potenzial zu heben gibt. Speziell rund um Trends wie Cloud, Mobile, das Internet of Things (IoT) und Big Data.

Wachstum ja - aber bitte profitabel

CW: Sie verfolgen ehrgeizige Ziele. Angeblich wollen Sie Ihren Geschäftsbereich zu einem Fünf-Milliarden-Dollar-Business ausbauen. Wie weit sind sie mit diesem Plan und wie lange wird es dauern, dieses Ziel zu erreichen?

John Swainson: Ich bin vorsichtig, mich auf ein Volumen und einen Zeitrahmen festzulegen. Wir liegen bei einem Geschäftsvolumen von zwei Milliarden Dollar und wir wachsen sehr schnell. Das wollen wir fortsetzen - eventuell auch durch Akquisitionen, wenn es Sinn macht. Ich habe aber keinen fixen Zeitplan in meinen Zielvereinbarungen. Mein Ziel ist es, das Geschäft zügig, aber vor allem auch profitabel auszubauen.

CW: Wie wichtig ist dabei der deutsche Markt für Sie?

John Swainson: Er ist sehr wichtig. Es ist der größte IT-Markt in Europa. Deutschland ist zwar nicht der größte Markt für Dell in Europa - Großbritannien ist größer. Er bietet jedoch noch viele Möglichkeiten hier für uns. Die Marktsegmente, in denen wir uns bewegen, haben in Deutschland ein Volumen von etwa drei Milliarden Dollar. Unser Anteil ist teilweise noch relativ klein. Hier gibt es also durchaus Potenzial unser Standing auszubauen.