Dell macht in Software

Der Margendruck wächst – Software verspricht bessere Geschäfte

02.02.2015
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Proprietäre Plattformen haben keine Zukunft

CW: Warum sollten die Anwender das tun?

John Swainson: Die Anwenderunternehmen stehen heute vor der Herausforderung, dass viele Applikationen und Daten nach wie vor auf relativ proprietären Plattformen liegen, wie HP-UX oder AIX, Mainframe-Umgebungen oder Solaris. Um von den Vorteilen der Cloud profitieren zu können, braucht es offene Plattformen wie Linux und Virtualisierung. Doch diese Umstellung stellt für viele Unternehmen ein großes Problem dar - ihre Applikationen Cloud-ready zu machen.

CW: Glauben Sie, dass diese alte Plattformen, die Sie gerade genannt haben, mittlerweile am Ende ihres Lebenszyklus angekommen sind?

John Swainson: Sicher - man sieht das auch an den Ergebnissen der jeweiligen Hersteller. HPs Legacy-Business ist im zurückliegenden Quartal um zehn Prozent geschrumpft. Auch IBMs Geschäfte in diesem Bereich sind substanziell zurückgegangen. Oracles Server-Umsatz wird kontinuierlich kleiner, seit der Übernahme von Sun Microsystems. Es gibt eindeutig erkennbar eine Bewegung von proprietären Server-Infrastrukturen hin zu offenen Standardarchitekturen wie x86 und ARM. Das ist ein klarer Trend - auch wenn er langsam abläuft.

CW: Warum braucht dieser Wachwechsel so viel Zeit?

John Swainson: Das liegt daran, dass viele Applikationen noch stark an diese proprietären Infrastrukturen angepasst sind. Und in einigen Fällen ist es sehr aufwändig und teuer, sich davon zu verabschieden. Aber es wird trotzdem passieren.

CW: Viele Anbieter setzen heute auf integrierte, vorkonfigurierte Systeme. Sehen sie darin einen Trend?

John Swainson: Man muss an dieser Stelle zwei Dinge unterscheiden - beide sind wichtig. Engineered Systems fokussieren sich auf bestimmte Problemstellungen und sind auf spezielle Anwendungsszenarien hin optimiert, zum Beispiel Datenbanken, Business Intelligence oder andere Bereiche. Dell baut in diesem Umfeld Appliances, die beispielsweise für SAP HANA oder Oracle-Software ausgelegt sind. Die Systeme sind natürlich speziell für bestimmte Anforderungen ausgelegt. SAP HANA benötigt als In-memory-Datenbank entsprechend große Kapazitäten an Arbeitsspeicher.

Der Converged Infrastructure Trend unterscheidet sich davon: Die Systeme sind generalistischer für einen breiteren Einsatzrahmen ausgelegt und bringen dafür neben Rechenpower auch die notwendigen Storage- und Netzkapazitäten mit. Hier geht es eher darum, die Systeme effektiv virtualisieren und möglichst effizient auslasten zu können. In diesem Bereich sieht Dell großes Wachstumspotenzial.

Aus Kundensicht sind diese Systeme sehr attraktiv: Sie sind einfacher aufzusetzen, zu administrieren, und in aller Regel auch günstiger als Spezial-Server. Wir optimieren diese Systeme für den Einsatz in bestimmten Umgebungen beispielsweise mit VMware. Anwender können so innerhalb kurzer Zeit hunderte von virtuellen Servern aufsetzen. Das geht wesentlich schneller, als wenn die Kunden die Systeme selbst integrieren und die notwendige Software aufspielen müssen. Das dauert Wochen.

CW: Gehört für Sie in diesen Bereich auch das Themenfeld "Software Definded X"?

John Swainson: Das ist sicher auch ein wichtiger Trend, um den sich Dell kümmert. Wir bieten unseren Kunden an dieser Stelle eine Reihe von Open-Source- und Third-Party-Softwarepaketen an, beispielsweise für Software-Defined-Networking und Software-Defined-Storage. Das passt für bestimmte Teile des Marktes, speziell wenn es um eher generische Anforderungen geht. Allerdings eignen sich diese Software-Definded-Szenarien nicht für alle Einsatzbereiche: So wird es auch künftig Bedarf für High Performance Networking und High Performance Storage Arrays geben, gerade im Betrieb unternehmenskritischer Applikationen.

In Marktsegmenten, in denen die Kunden hohe Anspräche haben, wird es weiter sehr speziell ausgelegte Geräte aus Hardware und Software geben, die spezifische Anforderungen der Kunden adressieren. In anderen Bereichen sehen wir aber durchaus einen Trend zu Standardhardware, die mit Hilfe von Software für bestimmte Szenarien angepasst wird.