Dell macht in Software

Der Margendruck wächst – Software verspricht bessere Geschäfte

02.02.2015
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Dell will sich verstärkt als Software-Player ins Spiel bringen. Wie das funktionieren soll und welche Bereiche der Hardware-Spezialist ins Visier nimmt, erläutert John Swainson, President Dell Software, im Gespräch mit der COPMPUTERWOCHE.
John Swainson, President Dell Software
John Swainson, President Dell Software
Foto: Dell

John A. Swainson hat im März 2012 als President die Verantwortung für den Softwarebereich bei Dell übernommen. Zuvor hatte der Manager drei Jahre bei der Investorengesellschaft Silver Lake gearbeitet und Vorstandsposten bei Broadcom, Assurant, Cadence und Serena Software inne. Von Anfang 2005 bis Ende 2009 war Swainson als CEO und Director für die Geschäfte von CA Technologies verantwortlich. Davor war er mehr als 26 Jahre für IBM tätig, unter anderem als Leiter der weltweiten Vertriebsorganisation für IBM-Software und als General Manager für den Bereich Application Integration Middleware. Unter seiner Leitung von hat IBM die WebSphere-Middleware-Produktlinie und die Eclipse-Open-Source-Tools entwickelt.

CW: Der Firmenname Dell steht für viele noch immer vor allem für Hardware - PCs, Notebooks und Server. Sollte sich das ändern?

John Swainson: Historisch gesehen haben Sie sicher Recht. Dell ist nach wie vor ein Anbieter von PCs, Servern, Storage und Netzwerk-Equipment. Das wird auch so bleiben. In den vergangenen fünf Jahren hat Dell jedoch umfangreiche Investitionen in die Bereiche Software und Services getätigt und damit beide Segmente signifikant ausgebaut.

CW: Was meinen Sie mit signifikant?

John Swainson: In Relation zum gesamten Geschäftsvolumen von Dell mag das noch gering sein. Aber wir machen bereits beinahe zwei Milliarden Dollar pro Jahr mit Software und weitere vier Milliarden Dollar mit Services insgesamt. Das sind sicher noch keine signifikant großen Anteile am Gesamtumsatz. Schließlich sind wir eine 60-Milliarden-Dollar-Company. Doch es ist ein wenn auch kleiner, aber sehr schnell wachsender Anteil.

CW: Welche Rolle spielen Sie persönlich dabei?

John Swainson: Dell ins Softwaregeschäft zu bringen und dort zu etablieren - das war meine Aufgabe, als ich den Job übernommen habe. Wir sind allerdings nicht bei Null gestartet. Dell ist schon seit Jahrzehnten ein Reseller von Third-Party-Software. Wir brauchten allerdings auch eigene Softwareprodukte, um die Anforderungen unserer Kunden passgenauer erfüllen zu können. Primär haben wir hier unser Geschäft mit Akquisitionen ausgebaut. Wir investieren inzwischen seit drei Jahren in diesen Bereich. Es verändert sich ständig und wächst sehr schnell. Aber wie sie sagten: Wir sind natürlich nach wie vor eine Hardware-Company.

CW: Hardware war und ist die DNA von Dell seit so vielen Jahren. Ist es denn überhaupt möglich, die dadurch geprägte Unternehmenskultur so zu verändern, um im Softwaregeschäft eine Chance zu haben?

John Swainson: Ich habe 26 Jahre bei IBM verbracht. Ich war Teil des Teams, das das Softwaregeschäft bei IBM 1990 ins Rollen brachte. Von daher weiß ich, was die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Hardware- und Software-Business sind, und was passieren muss, um eine entsprechende Kultur zu schaffen. Das war wohl auch mit ein Grund dafür, warum Michael Dell mich gefragt hat, ob ich den Job machen möchte. Michael unterstützt diesen Softwarekurs. Das Management hat verstanden, dass die Margen im klassischen Dell-Geschäft immer stärker unter Druck geraten werden. Daher ist es selbstverständlich, dass wir uns neu orientieren und positionieren müssen. Vor allem in Geschäftsbereichen, die bessere Margen versprechen - und das ist bei Software der Fall.

CW: Was sind die Eckpfeiler ihres Softwaregeschäfts?

John Swainson: Im Detail betrachtet tun wir drei Dinge: System-Management, Security und Information Management. Wir haben uns für diese drei Bereiche entschieden, weil sie gut zu dem passen, was Dell sonst tut. Sie ergänzen unsere Hardware- und Service-Strategie. Außerdem sind das Märkte, in denen momentan große Veränderungen stattfinden. Das macht es für Dell leichter, Teil dieser Märkte zu werden, ohne eine lange Historie mitzubringen.

Zudem bringen einige der Unternehmen, die wir übernommen haben, ihre eigene Geschichte mit, wie Quest und SonicWall. Das hilft uns. Wir haben uns außerdem in diesen Bereichen positioniert, weil wir glauben, dass diese am relevantesten für Dell-Kunden sind. Wir sehen hier viele Veränderungen und schnelles Wachstum in den kommenden Jahren.

CW: Was meinen Sie, wenn Sie von Veränderungen sprechen?

John Swainson: Wir sehen Bewegung im Markt in Richtung Virtualisierung und Cloud, mobile Management, das Internet der Dinge und Big Data. Wir sehen Bedarf, mehr verwertbare Informationen aus den Daten herauszuholen, mehr Datenschutz und mehr Datensicherheit zu gewährleisten. Wenn Sie Analysten wie beispielswiese IDC fragen, wird Sicherheit als einer der wichtigsten Bereiche gesehen, mit dem sich Unternehmen derzeit beschäftigen.