Der Mainframe: theoretisch das Maß aller Dinge, aber…

06.09.2007

CW: Das hört sich aber trotzdem so an, als ob die IBM den Königsweg gefunden hat, um die leidige Diskussion um überhöhte Software-Lizenzierungspreise ausräumen zu können oder?
BUTLER: Ganz so ist es natürlich nicht. Sie können davon ausgehen, dass Anwender immer eine Kombination verschiedener Workloads am laufen haben. Und da bleibt es nicht aus, dass sich darunter auch solche befinden, die interessant in Bezug auf die Off-load-Engines sind. Aber: Grundsätzlich werden diese Anwender immer vor allem auch Legacy-Anwendungen nutzen, die nicht auf den Specialty Engines, sondern den herkömmlichen Mainframe-Prozessoren laufen. Und diese Anwendungen kosten dann so richtig Softwarelizenzgebühren.

… aber es ist auch nicht so, dass ein Mainframe in einer Ein-Zimmer-Wohnung Platz hätte.
… aber es ist auch nicht so, dass ein Mainframe in einer Ein-Zimmer-Wohnung Platz hätte.

Das eigentliche Problem ist also: Bei den herkömmlichen Legacy-Applikationen hat sich kaum etwas getan. Deren Lizenzgebühren sind nach wie vor teuer. Mir erscheint es sogar so, dass mit den herkömmlichen Mainframe-Anwendungen die neuen Arten von Workloads finanziert werden. Ich unterhalte mich ja oft mit IT-Anwendern, die Mainframes benutzen. Die bestreiten gar nicht die Vorzüge dieser Rechnerklasse, die Sicherheit, die sie bieten, die einfache Administration, die Verlässlichkeit – all die Argumente, die bekannt sind. Aber sie ärgern sich alle maßlos darüber, dass sie enorme Summen für die Softwarelizenzen zahlen müssen.

CW: Warum sagen diese Anwender der IBM dann nicht einfach: "So, das war's! Mir reicht's!" und migrieren auf eine Open-Systems-Plattform?

BUTLER: Ganz einfach: Alle Anwender, die mir von Migrationswünschen erzählen, sagen mir auch, dass sie auf lange Jahre hin weiterhin einen Mainframe benutzen werden. Der Grund dafür ist: Deren Großrechner sind dermaßen mit der Gesamt-IT-Infrastruktur des Unternehmens verwoben, dass es einer Herkulesaufgabe gleichkäme, diese Manframes abzulösen.

CW: Ein wirklich gutes Argument ist das aber nicht.

BUTLER: Zugegebenermaßen ist das nicht das beste Argument für den Erhalt einer Systemplattform. Aber wenn ich Vertriebsmann bei der IBM wäre, würde ich auch alles tun, um im Spiel zu bleiben. So ein IBMer sagt sich doch: "Die Leute mögen mich vielleicht nicht lieben, aber sie werden mich auch nicht los."