Der Mainframe: theoretisch das Maß aller Dinge, aber…

06.09.2007

CW: Hört sich nach viel Arbeit an, die sich Google da aufgehalst hat.
BUTLER: Der Nachteil dieser Strategie ist in der Tat, dass Google selbst ein Konzept für die Administrierung seiner Serverlandschaft entwickeln musste. Damit hat das Unternehmen im Prinzip eine Mühsal auf sich genommen, die Mainframe-Anbieter über eine ganze Generation und mehr bereits erledigt hatten. Aber Google war es eben wichtig, nicht an einen Softwareanbieter Multimillionen Dollar Lizenzgebühren zahlen zu müssen. Dieser Wunsch überwog alle anderen Erwägungen, auch solche, die möglicherweise einmal in Richtung Großrechner gegangen wären.

CW: Also ist das PR-Argument vom Mainframe, der sich im Prinzip für jeden Unternehmenstyp eignet, doch nicht stimmig?

Viele verbinden mit einem Mainframe riesige Räume und großen Kühlrohren aus dicken Wänden – IBM-Lagerarbeiten laden einen Großrechner auf einen Hubwagen.
Viele verbinden mit einem Mainframe riesige Räume und großen Kühlrohren aus dicken Wänden – IBM-Lagerarbeiten laden einen Großrechner auf einen Hubwagen.

BUTLER: Das wollte ich damit nicht sagen. Ich bezweifle nicht, dass heutzutage ein kleiner Mainframe im viel höheren Maß Anforderungen von mittelständischen Unternehmen erfüllen kann, als dies früher der Fall war - zumindest in der Theorie.

Aber es gibt mit Mainframes ein großes Problem: Sie sind stigmatisiert. Auch heute noch. Mit ihnen verbinden Anwender Rechner, die einen ganzen Raum okkupieren, die wassergekühlt werden müssen und deren Kühlung über große Rohre aus dicken Wänden zugeführt wird. Sicherlich ein Vorurteil – und eins, das für die IBM frustrierend ist. Aber so ist nun einmal die Realität. Einmal abgesehen von großen Konzernen oder Behörden, die quasi mit Mainframes aufgewachsen sind, gibt es heute in den IT-Abteilungen und Rechenzentren eine neue Generation von Mitarbeitern, die nie einen Mainframe benutzten würden. Und dass, obwohl sich in den vergangenen fünf, zehn Jahren bei Großrechnern sehr viel entwickelt hat und sie vom technischen Standpunkt sehr wohl geeignet wären, auch in mittelständischen Unternehmen eingesetzt zu werden.