Der letzte Sargnagel für die New Economy

19.12.2002
Ordnung, Fleiß und Disziplin fordert die 30-jährige Autorin Judith Mair. Kreativität und Freiraum für Mitarbeiter haben ihrer Meinung nach nichts in der modernen Arbeitswelt verloren. Mit solchen provokanten Thesen hat sie es zumindest geschafft, jede Menge Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Duzen ist tabu, Einheitskostüm dagegen in. Die Mitarbeiter müssen um Punkt neun Uhr morgens am Schreibtisch sitzen. Klare Arbeitsaufgaben strukturieren den Tag, bis die Bürosirene schrillt. Zu viel Freiheiten und Entscheidungsspielraum überfordern schließlich den modernen Arbeitnehmer. Mit solchen autoritären Ansichten versucht die Inhaberin des Kölner Kommunikationsbüros Mair u.a. ihr eigenes Firmencredo unters Volk zu bringen. Gleichzeitig schafft sie es hervorragend, auf sich aufmerksam zu machen. Das zeigt der Rummel um ihr Buch.

Doch bei aller Kritik am autoritären Habitus der 30-Jährigen verbergen sich in ihren Überlegungen einige Wahrheiten. Mit dem New-Economy-Hype kam das Motto auf, Arbeit allein mache glücklich. Einige verknüpften Beruf- und Privatleben nachhaltig miteinander. Als der Job weg war, blieb auch vom Leben wenig übrig. Die studierte Grafikerin argumentiert, dass klar definierte Arbeitszeiten durchaus Vorteile für den Einzelnen haben. Teamarbeit ist ihr ebenso suspekt wie zu viel Spaß an der Arbeit.

Während in den Hochzeiten der New Economy der Bogen völlig überspannt wurde, was die neuen Chancen im Berufsleben der Wissensarbeiter betraf, zeichnet Mair ein extremes Schwarzweiß-Bild des neuen Arbeitslebens. Da sich die Wahrheit oft als Kompromiss präsentiert, haben beide Seiten nicht ganz Unrecht.

Judith Mair: Schluss mit Lustig. Warum Leistung und Disziplin mehr bringen als emotionale Intelligenz, Teamgeist und Soft Skills. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main, 2002. 176 Seiten, 16,90 Euro. ISBN 3-8218-3962-7.