"Der Kunde muss seine Hausaufgaben machen"

07.04.1995

CW: Wie gross schaetzen Sie den Umsatzanteil des Outsourcing- Geschaefts im Vergleich zu den anderen Taetigkeitsfeldern der CSC Ploenzke?

Mackintosh: 20 Prozent Consulting, 60 Prozent Systemintegration, zehn Prozent Outsourcing und zehn Prozent Training. Einige langjaehrige Ploenzke-Kunden holen vom Mitbewerb Outsourcing- Angebote ein. Warum sollen wir dieses Geschaeft nicht selbst machen?

CW: Ist das Systemintegrations- kuenftig noch vom Outsourcing- Geschaeft zu trennen?

Mackintosh: Ich glaube nicht. Ausserdem gehen unsere Angebote hier ineinander ueber. Wir moechten langfristige Partner unserer Kunden sein.

CW: Boesartig gesagt: Je schlechter Sie die Integrationsaufgabe loesen, desto eher gewinnen Sie ein Unternehmen auch als Outsourcing-Kunden.

Mackintosh: Nein, natuerlich nicht. Die Kunden kommen doch zu uns, um die Wettbewerbsfaehigkeit ihrer DV sicherzustellen. Sie suchen nach Verbesserungen, nach groesserer Effektivitaet, wollen oft die Mainframe-Welt verlassen und Client-Server-Architekturen aufbauen. Die IT-Infrastruktur der meisten Unternehmen auch in Deutschland ist 20 Jahre alt. Der Grossteil der hiesigen DV basiert auf IBM- Mainframes. Diese alten Systeme wirken sich hinderlich auf das Geschaeft der Unternehmen aus.

CW: Lange Zeit hinkte das Outsourcing-Geschaeft in Deutschland hinter dem in Laendern wie Grossbritannien oder den USA her. Die Unternehmen neigten aus Misstrauen gegenueber Dienstleistern dazu, ihre eigene IT-Infrastruktur zu unterhalten. Ausserdem sahen sie IT als strategisch an. Hat sich das geaendert?

Mackintosh: Es gibt im kommerziellen Bereich einen sehr starken Trend weg von der vertikalen Integration. Die Unternehmen konzentrieren sich auf ihre Kerngeschaefte. Sie treten an Dienstleister heran und wollen von ihnen die beste IT, die sie bekommen koennen. Ausserdem sind die Anwender oft nicht mehr in der Lage, mit dem schnellen Technologiewandel Schritt zu halten - da haben wir als IT-Dienstleister Vorteile.

CW: Einer Studie der International Data Corp. (IDC) zufolge intendieren die Firmen mit Outsourcing weniger eine erstklassige DV-Infrastruktur als Einsparungen.

Mackintosh: Die Chance, Kosten zu reduzieren, ist meistens der Ausloeser des Outsourcing-Entschlusses. Doch die Vorstaende wissen, dass sie in den naechsten fuenf bis zehn Jahren hohe Summen in Informationstechnologie investieren muessen. Alle Prognosen stimmen in diesem Punkt ueberein.

Die Frage ist nun, wie ein Unternehmen an die schnellste und effektivste Technologie herankommt. Unser Vorschlag laeuft darauf hinaus: Wir reduzieren die Kosten der heutigen IT-Infrastruktur. Das eingesparte Geld reinvestieren wir in die neuen Technologien, mit denen der Kunde kuenftig das Geschaeft unterstuetzen will.

CW: Ist das Teil Ihrer Outsourcing-Vertraege?

Mackintosh: Ja. Die Unternehmen wollen mit unserer Hilfe bessere Ergebnisse aus ihren DV-Investitionen erzielen. Sie beklagen sich darueber, dass zuviel Geld fuer die falschen Dinge ausgegeben wird und dass sie kaum Vorteile aus ihren IT-Investitionen ziehen. Wir werden haeufig gefragt, ob wir ihre alten Anwendungen in neue Technologien transformieren koennen.

CW: Mit der Uebernahme und Pflege der Altsysteme kann ein Dienstleister doch kaum Geld verdienen. Die Margen sind sehr niedrig.

Mackintosh: Wir werden nur dann ein wichtiger Player bleiben, wenn wir in der Beratung, im Projekt-Management und in der Systemintegration gleichermassen stark sind.

CW: Aber sobald das Schiff unterwegs ist, kann der Kunde nicht mehr abspringen.

Mackintosh: Er kann schon, aber es ist schwierig.

CW: Besonders dann, wenn der Outsourcer die strategische IT- Planung uebernimmt.

Mackintosh: Falsch, wir erwarten vom Kunden, dass er zum Zeitpunkt der Auftragsvergabe seine strategischen Hausaufgaben gemacht hat. Nur dann koennen wir gut mit ihm zusammenarbeiten.

CW: Wie beurteilen Sie Ihren Mitbewerb im Outsourcing-Sektor?

Mackintosh: In Europa sehen wir eigentlich nur drei grosse Player: CSC, IBM und EDS. In Deutschland nimmt Debis eine Sonderrolle ein.

Das Gespraech mit dem CEO von CSC Europe, Ronald Mackintosh, fuehrte CW-Redakteur Christoph Witte.