Der Kaufpreis summiert sich auf rund 600 Millionen Dollar Uebernahme beschlossen: EDS verstaerkt sich mit A.T. Kearney

16.06.1995

MUENCHEN (hv) - Das monatelange Werben des texanischen IT- Servicegiganten Electronic Data Systems (EDS) Corp. um die Gunst der renommierten US-Unternehmensberatung A.T. Kearney Inc., Chikago, war nicht vergeblich: Die Firmen haben eine Absichtserklaerung unterzeichnet, wonach die General-Motors-Tochter das Beratungshaus zum Preis von rund 600 Millionen Dollar uebernehmen wird.

Geplant ist die Verschmelzung von A.T. Kearney mit der EDS-eigenen Beratungsorganisation, die von der General-Motors-Tochter innerhalb von nur zwei Jahren aus dem Boden gestampft worden war und inzwischen rund 1600 Mitarbeiter beschaeftigt. EDS hatte zu diesem Zweck eine Reihe kleinerer Beratungshaeuser geschluckt (siehe auch CW Nr.11 vom 17. Maerz 1995, Seite 61: "Die A.T. Kearney Inc. wartet auf ein Uebernahmeangebot von EDS").

Kommt die Fusion wie geplant zustande, so wird die neue Beratungsorganisation unter dem Namen A.T. Kearney firmieren. Sie gehoert mit mehr als 2300 Beratern in 40 Laendern zu den zehn groessten Management-Beratungen weltweit. Der gemeinsame Umsatz wird deutlich mehr als eine halbe Milliarde Dollar betragen.

Wie das "Wall Street Journal" berichtet, hatte A.T.Kearney 1994 mit 1100 Beratern einen Umsatz von 346 Millionen Dollar erwirtschaftet, waehrend die EDS-Beratungsabteilung mit ihren 1200 Consultants nur rund 200 Millionen Dollar einnahm. Angeblich machte EDS in diesem Bereich sogar einen Verlust von zirka 20 Millionen Dollar, waehrend Kearney hoch profitabel agiert haben soll.

Die Fusion erfolgt vorbehaltlich der Zustimmung der Verwaltungsraete von A.T. Kearney, EDS und General Motors sowie der Kearney-Aktionaere und der US-Kartellbehoerden. Bisher wurden die Kearney-Geschicke von 118 Chef-Consultants bestimmt, die auch im Besitz der Aktien sind. Offenbar hatten diese Aktionaere kein Interesse daran, in einer von insgesamt 39 EDS-Business-Units mit der Bezeichnung "Management Consulting" aufzugehen. Kearney nimmt daher kuenftig eine Ausnahmestellung im EDS-Konzern ein. Das Unternehmen entzieht sich als eigenstaendige Tochter weitgehend der buerokratischen Struktur des Grosskonzerns.

Die neue Gesellschaft heisst nicht nur A.T.Kearney, sie behaelt auch ihren Hauptsitz in Chikago und wird weiterhin von ihrem bisherigen Executive Chief Officer Fred Steingraber geleitet. Ein eigenstaendiger Verwaltungsrat, dessen Chairman der Senior-Vice- President von EDS, Gary Fernandes, sein wird, soll die Gesellschaft kontrollieren. Ausserdem wird EDS-Vice-President Mike Gleason der Geschaeftsleitung angehoeren - er hatte die Beratungsaktivitaeten bei EDS aufgebaut.

Um den Kearney-Aktionaeren das benoetigte Plazet abzuringen, hat sich EDS etwas einfallen lassen: Im Letter of intent ist von einem Kaufpreis von 300 Millionen Dollar sowie von Rueckstellungen in nicht genannter Hoehe die Rede. Ausserdem wurde ein Bonusprogramm fuer Kearney-Mitarbeiter aufgesetzt, fuer das ein Aktienpaket mit sieben Millionen General-Motors-Anteilen der Klasse E zur Verfuegung gestellt wurde (Marktwert zirka 300 Millionen Dollar). Je nachdem, wie lange die Partner dem Unternehmen auch kuenftig treu bleiben, kommen sie in den Genuss der Anteile.

EDS-Manager Fernandes begruendete gegenueber der Presse sein Interesse an A.T. Kearney mit dem guten Namen und dem Image der Firma. Dies sei fuer sein Unternehmen ebenso wichtig gewesen wie die Markterfahrung und die internationale Praesenz des Beratungshauses.