CW-Kolumne

Der IT-Markt regelt nur das Nötigste

28.01.2012
Von 
Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.
"Das muss der Markt regeln." Mit diesem Satz haben sich schon oft Politiker, Banker, aber auch Unternehmer aus der Affäre gezogen, wenn sie aufgefordert wurden, unfaire Wirtschaftsverhältnisse zu ändern.

Manchmal endet diese Haltung im Desaster, weil der ominöse Markt allein gar nichts regelt, sondern nur der Gier des skrupellosesten Spielers nachgibt.

Christoph Witte: "Mehr Waffengleichheit im IT-Markt würde die Handelsspannen der Industrie nach unten korrigieren."
Christoph Witte: "Mehr Waffengleichheit im IT-Markt würde die Handelsspannen der Industrie nach unten korrigieren."
Foto: Christoph Witte

Nicht ganz fair geht es anscheinend auch in Teilen des IT-Markts zu, wo sich einige Anbieter mit Nettomargen von 25 Prozent und mehr vor ihren Investoren brüsten. Freiwillig würde kein Kunde solche Aufschläge zahlen, muss sie aber zähneknirschend doch immer wieder berappen, weil er den Hersteller einer Soft- oder Hardware nicht ohne Weiteres wechseln und auch nicht genügend Einkaufsvolumen in die Waagschale werfen kann. Deshalb kann ein Anbieter heute fast jeden Preis für seine Software verlangen, solange er nur unter den Migrationskosten liegt, die der Kunde aufbringen müsste.

Gegen diesen Missstand könnten Anwender etwas tun. Etwas mehr Waffengleichheit im IT-Markt würde die Handelsspannen der Industrie sehr schnell nach unten korrigieren. Über zwei Argumente ließe sich ein Kraftausgleich herstellen: Wechselwille und Einkaufsvolumen. Ihren prinzipiellen Willen zum Wechsel (und die Möglichkeit) dokumentieren Anwender am einfachsten durch mindestens eine zweite Bezugsquelle. Das Einkaufsvolumen lässt sich für große Anwender leicht herstellen, wenn sie es durch ihre Einkaufspolitik entsprechend bündeln. Auch für Anwender mit geringerem Bedarf ließe sich über Interessen- oder Einkaufsgemeinschaften Nachfragekraft herstellen, auf die Anbieter mit niedrigeren Preisen reagieren müssten.

Waffengleichheit herzustellen ist sicher nicht einfach. Aber wenn sich die Anwender dann auf die nächsten Preisverhandlungen mit ihren Providern freuen könnten, statt sich zu fürchten, wäre das die Anstrengung auf jeden Fall wert. (wh)