Forschungsergebnisse und Firmengründungen

Der IT-Gipfel konkretisiert das Internet der Dienste

08.12.2009
Von Rochus Rademacher

Urban Management:Schutz der Bevölkerung

Ein weiteres Szenario, das sich eng an den Forschungen rund um das Internet der Zukunft gruppiert, ist das Urban Management: Stadtbezogene Informationen werden zusammengezogen, um in sicherheitskritischen Situationen die Bevölkerung zu schützen. Bisher werden im Leuchtturmprojekt Soknos der Bundesregierung die Grundlagen für das semantische Web im Katastrophenschutz zusammengetragen. "Mit dem Urban Management verwenden wir Ergebnisse von Soknos, gehen aber weg von den wissenschaftlichen Prototypen hin zum Vorprodukt", erklärt Thomas Ziegert von SAP.

Wie gestern im IT-Gipfel-Umfeld bekannt wurde, zimmern das Deutsche Zentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das neu gegründete Unternehmen Technologien für Zivile Sicherheit GmbH (TZS) und SAP ein Krisen-Management-Modul, in dem Daten aus Verkehrssensor-Netzen, Kamerabilder sowie aus den Datenbanken der öffentlichen Verwaltung und der Katastrophenhelfer zusammengefasst und analysiert werden. "Ziel ist die Risikobewertung, um beispielsweise bei Sturmwarnungen Verkehrswege offen zu halten und Bereitstellungsräume mit Ressourcen auszustatten", skizziert Ziegert das Arbeitsfeld. Wesentlicher Bestandteil ist neben der Analyse auch die Simulation und die dynamische Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen. "Durch das Internet der Dienste und Dinge werden Informationen verfügbar gemacht und über Algorithmen Entscheidungsgrundlagen geschaffen."

Peter Liebhart, designierter CEO von TZS, hat sich DFKI-Chef Professor Wolfgang Wahlster als wissenschaftlichen Beirat geangelt, der tief in die Semantic-Web-Forschung involviert ist. Hinter TZS steckt die ATG Group, die innerhalb von vier Jahren im Segment sicherheitskritischer Umgebungen mit IT für Planung, Simulation, Risikobewertung und Steuerung zur Milliarden-Dollar-Company aufgestiegen ist. ATG kooperiert nun über TZS mit dem Future Public Security Center der SAP, das Erkenntnisse aus dem von Bund geförderten Sicherheitsforschungsprojekt Soknos nutzt. TZS rechnet langfristig mit der Schaffung von 1000 Arbeitsplätzen - das finanzielle Engagement in Deutschland dient laut Liebhart der Einbindung vorhandener Sicherheitslösungen in Geschäftsprozesse.

Zukunft der Fabrikation

Fortschritte meldet auch die Forschungsinitiative Future Factory, die als Demonstrator ein Reparatur- und Instandhaltungsszenario für die kundenindividuelle Fertigung eines USB-Sticks aufgebaut hat. "Fertigt die Maschine fehlerhafte Sticks, schreibt der Produktionsleiter mit einem digitalen Stift auf klassischem Störungsformular aus Papier seinen Bericht, der über eine Docking-Station in das SAP-System übertragen wird", beschreibt Christian Kuhn von SAP Research das Vorgehen. Die hinterlegte Fehlerquellen-Liste ergibt, dass ein Werkzeug an der Maschine defekt ist - über eine Webcam wird die Maschine inspiziert und das Teil an seinem angehefteten Code identifiziert. "Durch das digitale Produktgedächtnis an dem Werkzeugteil abgesichert, geht dann die Ersatzeilbestellung direkt auf einen virtuellen Marktplatz im Internet und die Bestellung wird ausgelöst."

In dem Instandhaltungsprozess finden, so Kuhn, auch neue Geschäftsmodelle Platz: "Um Zeit zu sparen, überträgt der Ersatzteilhersteller einfach die CAD-Daten an einen Copyshop in der Nähe der Fabrik, wo das Plastikteil mit einem 3-D-Drucker produziert wird." Natürlich seien auch Fräsarbeiten und andere Fertigungstechniken dezentral möglich. Ziel der Future Factory Initiative sei es, vorhandenen Techniken zu vernetzen sowie kaufmännische und technische Prozesse bis in die Maschine laufen zu lassen. "Im konkreten Fall verbinden wir den digitalen Stift, das digitale Produktgedächtnis, Handhelds, Stammdaten, Internet-Marktplatz und 3-D-Drucker zu einem optimierten Reparaturprozess."