Bundesbeamte mit bis zu 600 Sachen auf der Datenautobahn

Der Informationsverbund Berlin-Bonn nimmt Fahrt auf

30.10.1998

Dank der hohen Bitraten kann der IVBB Anwendungen wie Videokonferenzen, Bild-, Audio-, Grafik- und Fernsehübertragungen sowie Bildtelefon bereitstellen. Die Hochgeschwindigkeitsinfrastruktur löst das bisherige Bundesbehördennetz (BBN) ab, das die Bundesämter seit den achtziger Jahren nutzen. Das auf Bonn begrenzte BBN war 1994 von der Deutschen Telekom AG im Auftrag des BMI um ISDN-Standleitungen nach Berlin und eine Infrastruktur in Berlin ergänzt worden.

Der IVBB hat mit dieser Schmalspurvariante kaum noch etwas gemein. Die wesentlichen Komponenten bilden Lichtwellenleiter (LWL), zentrale Vermittlungsknoten (ZVK) und behördenseitige Netzwerkabschlüsse. Zudem ist der IVBB in drei Teilnetze unterteilt: Die Verbindung zwischen Berlin und Bonn (Backbone oder Trunkverbindung) sowie die Ortsnetze Bonn und Berlin. Diese bestehen jeweils aus Ringverbindungen, deren Anzahl durch die Zahl der einzubindenden Gebäude bestimmt wird. Pro Ring sind drei Liegenschaften möglich, sonst wird die Übertragungsbandbreite zu klein. Sowohl die Trunkverbindung als auch die Ringe der Ortsnetze ermöglichen in der Summe 622 Mbit/s.

Die Grundlage des IVBB bildet ein nach dem Übertragungsstandard Synchrone Digitale Hierarchie (SDH) definiertes Transportnetz. Es stellt eine Schicht für alle weiteren Übertragungsstandards einschließlich des Asynchronen Transfer-Modus (ATM) zur Verfügung. Heutige SDH-Systeme ermöglichen Bandbreiten von 2,5 Gbit/s. Netze für 10 Gbit/s und 64 Gbit/s werden folgen.

Die ZVK-Verbindungen bilden das IVBB-Backbone. Verwendet werden dedizierte Glasfasern, die in den Trassen der Deutschen Telekom AG liegen. Aus Sicherheitsgründen sind sie nicht gesondert gekennzeichnet und enden separat von den Fasern des öffentlichen Netzes.

Ein ZVK besteht aus zentralen Netzkomponenten wie ATM-Switches und Cross-Connects, die für den Informationsaustausch zwischen Berlin und Bonn notwendig sind. Der IVBB sieht vier ZVK vor, die miteinander verbunden und paarweise redundant sind.

Der IVBB soll neben Basisdiensten wie ISDN und ATM auch Teilnehmerdienste wie Telefon und Faxmöglichkeiten sowie gruppenspezifische Services bereitstellen. Dazu zählen Video-Conferencing, Dokumenten-Management und Archivierung. Außerdem ist an Softwaredistribution und Computer-based Training gedacht. Darüber hinaus bietet das Netz die Möglichkeit für zentrale Support-, Wartungs- und Pflegedienste zum Beispiel für TK-Anlagen. Das Netz dient aber auch als Intranet, in das jede Behörde Informationen ihrer Wahl stellen kann. Derzeit entsteht etwa ein Telefon- und E-Mail-Verzeichnis aller IVBB-Anwender. Firewalls trennen das Intranet vom Internet, die vertraulichen Informationen von den öffentlichen.

Verantwortlichkeiten

Die Verantwortung für das IVBB-Projekt trägt die Koordinierungs- und Beratungsstelle der Bundesregierung für Informationstechnik in der Bundesverwaltung (KBSt). Das Sicherheitskonzept stammt vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Die Gora, Hencken & Partner, Management- und Technologieberatung GmbH, Herzogenrath, ist zuständig für das Konzept, überwacht dessen Umsetzung und erarbeitet Nutzungsprofile für die Ressorts. Die Teko Ingenieurbüro GmbH, Wolfsburg, hat die Ausstattung der Technikräume empfohlen und übernimmt die Infrastrukturberatung für die Ressorts und Planungsbüros. Die Telekom-Tochter Dete System, Bonn, plant und stellt die Netztechnik und baut ein Netz-Management-Center auf.