pdv Personalberatung untersucht SAP-Arbeitsmarkt, Teil 2

Der ideale Bewerber sollte von einem Anwender kommen

06.03.1992

HAMBURG (hk) - Unternehmen, die SAP-Standardsoftware einsetzen, ziehen Betriebswirte den Informatikern vor. Voraussetzung sind allerdings sehr gute Kenntnisse auf einem Anwendungsgebiet. So lautet das Ergebnis einer Studie der pdv Personalberatung, Hamburg, die sich mit der Qualifikation, der Herkunft und dem Einsatz von Spezialisten für Standardsoftware der SAP AG befaßt hat. Der zweite Teil der Studie geht auf die Programmierkenntnisse und die Stellung des SAP-Spezialisten beim Anwender ein.

Ohne Abap, die SAP-eigene Programmiersprache, kann man als SAP-Profi nichts werden: 90,2 Prozent der befragten Unternehmen setzen bei ihren Bewerbern Abap-Kenntnisse voraus. Wichtig sind auch Cobol-Erfahrungen, die 58,8 Prozent der Anwender fordern. PL/1 liegt weit zurück (7,8 Prozent), und die Programmiersprache C der offenen Systeme spielt offensichtlich noch eine untergeordnete Rolle (3,9 Prozent). Wieviel an den und um die Standardmodule herum noch, programmiert wird, zeigt die Forderung von 47,1 Prozent der Unternehmen, daß die Bewerber Assembler-Erfahrung besitzen sollen.

Die Forderung nach Cobol-Kenntnissen nimmt laut Untersuchung mit der Größe der DV-Abteilungen ab, die Nachfrage nach C-Know-how besteht ausschließlich bei Unternehmen mit mehr als 100 DV-Mitarbeitern.

Wenn ein Unternehmen darauf angewiesen ist, Mitarbeiter mit SAP-Know-how einzustellen, so ist es dem Anwender nicht gleichgültig, wo die Bewerber dieses Wissen erworben und wo sie bisher gearbeitet haben.

Die Teilnehmer an der Befragung sind sich dabei weitgehend einig: Der ideale Kandidat sollte am besten bei einem SAP-Anwender gearbeitet haben (68,6 Prozent). Allenfalls käme noch eine Tätigkeit bei einem DV-Beratungsunternehmen (11,8 Prozent) in Frage. Der Softwarelieferant, SAP selbst wird als "Lehrstelle" nur von 5,9 Prozent der Befragungsteilnehmer genannt.

Bei einem Arbeitsmarkt, der soviel Bewegung aufweist wie der für SAP-Spezialisten, müssen Arbeitgeber ein großes Augenmerk darauf richten, die eigenen SAP-Fachleute im Hause zu behalten. Offensichtlich gelingt dies einem großen Teil der an der Befragung beteiligten Unternehmen recht gut, denn fast die Hälfte (45,1 Prozent) führt keine Klage über Abwanderungen.

Die übrigen Umfrageteilnehmer nannten als Ziel der wechselwilligen SAP-Fachleute an erster Stelle andere Anwenderunternehmen und an zweiter Stelle Beratungsunternehmen. Die SAP AG selbst suchen sich laut Studie 3,9 Prozent als neuen Arbeitgeber aus, und zwei Prozent gehen zu Software-Unternehmen. Nicht zu vernachlässigen seien hier jene SAP-Know-how-Träger, die beim Anwender ausscheiden, um sich selbständig zu machen.

Auf die Gehaltshöhe wirkt sich der Spezialistenstatus positiv aus, meinen gemäß Untersuchung 39,2 Prozent der Befragten. Ähnliches lasse sich für die Aufstiegschancen (33,3 Prozent) sagen, obwohl hier auch 5,9 Prozent der Ansicht sind, daß es der SAP-Profi beim Aufstieg schwerer habe.

Bei der Integrationsfähigkeit hielten sich die positiven (25,5 Prozent) und negativen (19,6 Prozent) Stimmen fast die Waage, und auf die Seßhaftigkeit sowie die Verweildauer im Unternehmen wirke sich das SAP-Konzept und der Status der SAP-Spezialisten eher negativ (39,2 Prozent) als positiv (3,9 Prozent) aus.