Armonker melden Anlauf der 16-Mbit-Speicher-Produktion

Der IBM-Aktienkurs sackt unter die 100-Dollar-Marke

21.06.1991

NEW YORK (CW) - Trotz zweier Erfolgsmeldungen aus Armonk - die Gründung einer sowjetischen Tochtergesellschaft und der Produktionsstart des 16-Mbit-DRAMs - sanken die Aktienkurse der IBM Corp. am vergangenen Freitag erstmals seit Oktober 1990 unter die 100-Dollar-Marke. Bei Börsenschluß notierte das blaue Papier bei 99,5 Dollar.

Insider führen den Kursrückgang von knapp 0,8 Dollar auf eine verstärkte Verkaufstätigkeit in der letzten Woche zurück, die nicht nur die IBM-Papiere betraf, sondern den gesamten Dow-Jones-Index, der um 6,49 auf 2993,96 Punkte fiel.

Trotz des Kurseinbruchs hatten die Armonker auch gute Nachrichten für ihre Aktionäre: Der Konzern meldete, man habe als erstes ausländisches Unternehmen eine hundertprozentige Tochtergesellschaft in Moskau gegründet, mit der man die Geschäftsbeziehungen zur Sowjetunion weiter ausbauen wolle.

Bereits im Juni vergangenen Jahres unterzeichneten die Regierung der UdSSR und die IBM Corp. einen Vertrag über 13 000 Low-end-PCs, die in Schulen eingesetzt werden sollen. Das amerikanische Wirtschaftsblatt "Wall Street Journal" meldete außerdem, daß zur Zeit über die Lieferung von weiteren 40 000 PCs verhandelt würde.

IBM ist bereits seit 1974 mit einem Repräsentationsbüro in Moskau vertreten, das durch die voranschreitende Öffnung des sowjetischen Marktes immer weiter ausgebaut worden ist. Zur Zeit beschäftigt Big Blue dort 30 Mitarbeiter.

An der Technologiefront konnte IBM ebenfalls Punkte sammeln. Michael Attardo, Präsident von IBMs Halbleiter-Division, erklärte gegenüber der amerikanischen Presse, man habe begonnen, die Massenproduktion für den 16-Mbit-DRAM aufzubauen. Bereits heute hätte man eine Fertigungs-Ausbeute erreicht, die im zweistelligen Bereich liege. Attardo rechnet damit, daß man die Produktion bereits in den nächsten Monaten hochfahren könne.

Träfe das zu, hätte der Konzern gegenüber den japanischen Unternehmen Hitachi, Toshiba und NEC erstmals einen Vorsprung von mehreren Monaten. Die fernöstlichen Unternehmen werden nämlich laut Branchenbeobachtern erst Anfang 1992 in der Lage sein, den 16-Mbit-Speicher in großen Stückzahlen zu liefern. Allerdings benutzt Big Blue seine Memory-Bausteine nur für den Eigenbedarf, die anderen westlichen Computerhersteller müssen deshalb warten, bis die Japaner liefern können.