T-DSL, der Turbo ins Chaos

Der Highspeed-Zugang der Telekom hat noch Macken

30.06.2000
MÜNCHEN - Mit dem ADSL-Angebot der Telekom hat Deutschland einen breitbandigen Zugang zum Internet. Dabei ist das für den Soho-Bereich konzipierte T-DSL-Angebot preislich so interessant, dass es sich auch für kleinere Unternehmen, Zweigstellen oder Agenturen lohnt. Denn der professionelle T-Interconnect-Anschluss kostet in seiner billigsten Variante (doppelte Bandbreite im Vergleich zu T-DSL) über zweimal so viel. Allerdings überrascht T-DSL noch mit Schwachstellen bei der Installation.CW-Bericht, Jürgen Hill

Hurra, ich bin drin! Die Daten rasen endlich mit 12-facher ISDN-Geschwindigkeit auf den Rechner im Homeoffice. Bei Datei-Downloads vom Server eines großen amerikanischen Softwareherstellers zeigt der Browser stolze 86,6 KB/s anstelle der langsamen rund 7 KB unter ISDN. Weltweites Warten, trifft nicht mehr für alle zu. Egal, ob die WWW-Seiten hochauflösende Grafiken enthalten oder Videoclips, in Sekunden sind sie auf dem Rechner aufgebaut...

Stop, bei aller Euphorie in Sachen schnellem Internet-Zugang sollte eines nicht vergessen werden: Wer im Deutschland des 21. Jahrhunderts seinen Feldweg zu den globalen Daten-Highways zur Schnellstraße ausbauen will, hat viel Arbeit vor sich. Zwischen den Marketing-Versprechen in den Hochglanzbroschüren zahlreicher Anbieter und der Realität klaffen noch Welten, wie die Suche nach einem ADSL-Anschluss für das Home Office in München zeigte. Es ist kein Zufall, dass die einschlägigen Newsgroups im Internet voll mit offenen Fragen sind.

Zumindest in der Theorie gibt es vier Möglichkeiten der Breitbandvernetzung: Satellit, Funk, TV-Netz sowie XDSL. Die erste Option war schnell aus dem Rennen, da bidirektionale Satellitensysteme für den Kleinanwender schlichtweg nicht zu finanzieren sind. Ebenso schnell war das viel beworbene Sky-DSL gestrichen. Die Gebühren sind nämlich relativ hoch und das Telefon wird weiterhin als Rückkanal benötigt. Zudem hatte sich der dahinter stehende Provider Strato in der Vergangenheit nicht unbedingt mit Ruhm in Sachen Zuverlässigkeit und Leistung bekleckert.

Aus preislichen Gründen schied auch die Alternative Richtfunk aus. Für kleine Unternehmen oder das heimische Office ist dieser Weg derzeit noch zu teuer. Beim dritten Access-Medium, dem TV-Kabel war der bereits bei Satelliten angesprochene Rückkanal das K.-o.-Kriterium. Zumindest am Standort München ist hierfür, von zwei Testinseln abgesehen, das Telefon erforderlich.

Blieb also nur noch XDSL. Hier buhlen vor allem drei Unternehmen um die Gunst der Anwender: Mannesmann Arcor, Mobilcom und die Telekom. Einige weitere Player, darunter beispielsweise QSC, richten sich vorrangig an große professionelle Abnehmer und kamen daher für das Soho-Projekt nicht in Frage. Vergisst man die Tatsache, dass weder Mannesmann noch Mobilcom zum Zeitpunkt der Entscheidung einen XDSL-Anschluss zu einem festen Liefertermin versprechen konnten, sprachen vor allem die geringen Übertragungsgeschwindigkeiten gegen die Angebote dieser beiden Anbieter.

So transferiert Mannesmann mit SDSL nur 128 Kbit/s (das entspricht gerade mal zwei ISDN B-Kanälen) und Mobilcom wartet lediglich mit 384 Kbit/s auf. Zudem verlangen beide Anbieter einen Wechsel des Telefon-Ortsnetzanschlusses. Prinzipiell ist dagegen nichts einzuwenden, doch mit dem kompletten Carrier-Wechsel muss der Anwender leider noch eine versteckte Kröte schlucken: Er wird der Möglichkeit beraubt, per Call-by-call über den günstigsten TK-Anbieter zu telefonieren.

Blieb also nur der Gang zum ehemaligen Staatskonzern Telekom, denn andere Provider wie etwa AOL hatten noch keine ADSL-Angebote angekündigt. Dagegen hatten die Bonner auf zahlreichen Presse-Events versprochen, Großstädte wie München bis Ende 1999 mit ADSL, im Telekom-Jargon T-DSL, zu versorgen.

Probleme bei T-DSL-UmstellungEin Besuch auf den entsprechenden E-Commerce-Seiten der Telekom, um T-DSL zu bestellen, führte ins Nirwana: Die Straße in bester Münchner City-Lage, für die der T-DSL-Anschluss gewünscht wurde, war der Datenbank unbekannt. Ein Anruf bei der chronisch überlasteten 0800-Hotline-Nummer löste das Rätsel. Von einem flächendeckenden T-DSL-Ausbau in den Großstädten, wie es die Telekom in ihrer Werbung propagiert, konnte im März 2000 keine Rede sein. Erst Mitte April, so die Auskunft, war die betroffene Vermittlungsstelle für eine ADSL-Aufrüstung eingeplant.

Anfang Mai war es dann so weit, die gelbe Post lieferte das Paket zum schnellen Internet-Zugang mit ADSL-Modem, Splitter, Netzteil und Kabeln. Zwei Tage nach dem gewünschten Umstellungstermin trudelte dann auch die Auftragsbestätigung ein. Zu diesem Zeitpunkt war dem Autor bereits klar, dass die ADSL-Umstellung in der Vermittlungsstelle ein voller Erfolg war: Während am T-DSL-Modem eine grüne LED die erfolgreiche Synchronisation mit der ADSL-Gegenstelle signalisierte, herrschte am ISDN-Anschluss Totenstille. Weder Fax, Telefon noch ISDN-Karte im Home Office zeigten eine Reaktion. Damit begann eine Odyssee durch die Telekom-Hotlines (vgl. Kasten: "Telekomiker auf Fehlersuche"), um wieder einen funktionierenden ISDN-Anschluss zu bekommen.

T-DSL-Interessenten kann deshalb nur ans Herz gelegt werden, bei Problemen an der Hotline unbedingt einen Sachbearbeiter mit T-DSL-Know-how zu verlangen. Für die meisten Mitarbeiter des Konzerns sind die Datenübertragungsverfahren des 21. Jahrhunderts noch böhmische Dörfer. Diesen Eindruck legen auch die Erfahrungsberichte von Leidensgenossen in den Newsgroups nahe. Und selbst die Telekom räumt auf Nachfrage kleinlaut ein, dass sie sich im Umgang mit der neuen Technik noch in einer Lernphase befinde.

Für Anwender, bei denen trotz T-DSL-Umstellung nach wie vor alles funktioniert, hat die Telekom eine andere Falle parat: Zum Anschluss des ADSL-Modems empfiehlt sich ein Grundkurs in strukturierter Verkabelung: gilt es doch sechs Kabel erfolgreich zu verlegen (siehe Grafik auf Seite 31). So läuft ein Kabel von der ursprünglichen Telefondose zum so genannten Splitter, der ISDN-Signal und ADSL-Daten trennt. Vom Splitter wiederum führt je ein Kabel zum ISDN-NTBA (NTBA = Network Termination Basisanschluss) und eines zum ADSL-Modem. Diese warten wiederum jeweils mit einem eigenen Kabel für die Stromversorgung auf. Nummer sechs im Bunde ist das Netzwerkkabel vom ADSL-Modem zur Netzkarte oder dem Hub. Angesichts dieses Kabelwirrwarrs bleibt nur die Frage, warum die Telekom nicht Splitter und NTBA in einem Gerät integriert und auf diese Weise die Installation vereinfacht.

Gerade das Netzwerkkabel hat es in sich. Wer damit sein ADSL-Modem etwa an einen im Soho-Bereich nicht unüblichen Hub (bitte Dualspeed, denn das T-DSL-Modem beherrscht nur die langsameren 10 Mbit/s und nicht den aktuellen Fast-Ethernet-Standard) anschließt, wartet vergeblich auf eine Verbindung. Hierfür ist nämlich ein Crossover-Kabel erforderlich oder ein Anschluss am Uplink-Port des Hubs. Informationen, die der Benutzer in der mitgelieferten Dokumentation leider vergeblich suchte.

Wer diese Hürde genommen hat, steht vor dem nächsten Problem, dem Aufspielen der Software. Hier lässt der Bonner Konzern den Anwender ebenfalls im Regen stehen. Ein lausiger Beipackzettel rät als Hilfestellung lediglich lapidar, die T-Online-Software "Mit ADSL ins Internet" zu installieren. Jedem Benutzer kann deshalb nur empfohlen werden, sich im Internet vor der Installation auf den einschlägigen Seiten schlau zu machen. So ist etwa eine gute FAQ-Sektion zum Thema T-DSL unter "www.adsl-support.de" zu finden oder in den Newsgroups von T-Online im Forum "T-Online.Zugang.ADSL". Warum T-Online seine eigene, übrigens hervorragende FAQ nicht auf die ausgelieferte CD presst bleibt ein Rätsel, denn so könnte manches Problem, wie etwa der Anschluss das ADSL-Modems an einen Hub bereits im Vorfeld gelöst werden.

Die oben angesprochene Installation der T-Online-Software ist allerdings für Power-Surfer die schlechteste aller Möglichkeiten um mit T-DSL online zu gehen. Wer auf T-Online Classic, wie BTX heute heißt, verzichten kann, ist gut beraten, die Software links liegen zu lassen. Zumal das integrierte Mail-Programm im Vergleich zu Outlook oder Netscape keine Begeisterungsstürme auslöst.

Praktikabler ist es deshalb, ohne die T-Online-Software, unter Windows 98 die Microsoft VPN-Ergänzung (VPN = Virtual Private Network) zu installieren und über einen PPPoE-Treiber (PPPoE = Point-to-Point Protocol over Ethernet) via DFUE-Netzwerk (DFUE = Datenfernübertragung) die Verbindung herzustellen. Die Installation eines PPPoE-Treibers ist deshalb notwendig, weil die Telekom zur Ansteuerung des ADSL-Modems das Point-to-Point Protocol over Ethernet (PPPoE) verwendet. Hierzu stehen dem Highspeed-Surfer in spe mehrere Optionen offen: Etwa die Treiber von Engel Technologieberatung, Stahnsdorf, (Engeltreiber) oder Ivasion, Alameda, (Winpoet), die auch T-Online bei seiner Software verwendet. Andere Lösungen offerieren IC Consluting Dr. Herbert Hanewinkel, Neuried, der RASPPPoE-Client von Robert Schlabbach, TU Berlin, oder eine T-DSL-Variante des bekannten cfos-Treibers von Lüders & Winkler GbR, Bonn. Die jeweiligen Internet-Adressen dieser kleinen Auswahl sind im nebenstehenden Kasten "ADSL-Tools" zu finden. Ein Besuch auf diesen Seiten empfiehlt sich auch bei der Verwendung der T-Online-Treiber. In unserem Fall brachte nämlich der mitgelieferte Winpoet-Treiber den Rechner beim Herunterfahren zum Absturz. Erst ein Update auf die Version 2.0 beseitigte dieses störende Manko.

Beim reinen Verbindungsaufbau über das DFUE-Netzwerk gilt es, Folgendes zu beachten: Im Gegensatz zur normalen T-Online-Einwahl erfordert T-DSL als Benutzername nach der Ziffernkombination aus <Anschlusskennung><T-Online-Nummer># <Mitbenutzernummer> noch den Anhang <@t-online.de>. Leider ist dieser kleine, aber feine Unterschied, der über Erfolg oder Frust beim Netzzugang entscheidet, in der Dokumentation nirgends vermerkt. Dieser Benutzername gilt auch für Anwender, die sich eventuell über einen Router einwählen wollen, weil sie im Soho-Bereich ein kleines Netz betreiben. Gegenüber einer reinen Hub-Lösung bietet ein Router einen entscheidenden Vorteil: Alle PCs im LAN können gleichzeitig über den T-DSL-Anschluss mit dem Internet verbunden werden. Entsprechende Software-Router sind etwa in Form des "KEN!dsl" von AVM, Berlin oder dem "Virtual Gateland" (kostenlos) von Valuesoft, Kirchheim bei München, erhältlich.

Router-Installation im kleinen NetzDie Verwendung eines Software-Routers empfiehlt sich auch bei einem Einzelplatz-Rechner, wenn man nicht die kostbaren 50 DSL-Stunden beim 99-Mark-Tarifmodell für das Surfen auf Web-Seiten verschwenden will. Die Software-Router bauen nämlich eine Verbindung komfortabler und schneller auf und ab als das Windows eigene DFUE-Netzwerk. Ob es sich dabei um eine NAT- (= Network Adress Translation) oder Proxy-Lösung handeln muss, gehört wohl eher in den Bereich der Glaubenskriege.

Wer befürchtet, im Internet könnte aufgrund des verwendeten PPPoE-Verfahrens auch der restliche Ethernet-Verkehr nach außen sichtbar sein, kann sich beruhigt zurücklehnen. Die von der Telekom verwendeten ADSL-Modems, beispielsweise die Modelle von Siemens oder Orckit, besitzen ein Self Learning Bridge, die den lokalen Ethernet-Verkehr im Soho-Netz hält und nicht über die Weitverkehrsverbindung nach draußen gibt. Eine Tatsache, die den Anwender allerdings nicht von den sonstigen Vorsichtsmaßnahmen (etwa Installation einer Einzelplatz-Firewall) bei der Anbindung eines Rechners an das Internet entbindet.

Verfügt das Netz über eine größere Anzahl an Rechnern, die sich die T-DSL-Leitung teilen, ist die Anschaffung eines Hardware-ADSL-Routers ratsam. Diese sind zwar meist nicht so billig wie die Software-basierten Lösungen, weisen in der Regel aber eine höhere Performance auf, wenn mehrere Rechner zu bedienen sind.

Ein Problem bei der Anbindung eines Soho-Netzes via T-DSL an das Internet stellt noch die dynamische IP-Adresse dar. Wer für Kunden oder Geschäftspartner unter der gleichen Netzadresse Daten bereitstellen will, kommt nicht umhin, sich über einen der Free-DNS-Provider wie etwa "www.dyndns.org" oder "www.dynip.com" einen Account zu besorgen.

ADSL-KostenFolgende Preisübersicht beruht auf den Angaben der Anbieter im Internet (Stand Juni 2000). Es wurde der jeweils günstigste Monatstarif ausgesucht. Allerdings bestehen bezüglich der ISDN-Komfortleistungsmerkmale erhebliche Unterschiede. Zudem ist bei den Telekom-Konkurrenten Call-by-call nur eingeschränkt nutzbar.

Telekom

ISDN-Anschluss: 44,90 Mark

T-DSL: 51,60 Mark

(für 768 Kbit/s Downstream und 128 Kbit/s Upstream)

T-Online-Speed 50 (50 Stunden): 99 Mark

(Bei Beauftragung eines T-DSL Anschlusses bis zum 31.7.2000 und Teilnahme an der Langzeit-Marktstudie werden die 99 Mark rückerstattet)

oder:

T-Online-Flatrate: 79 Mark

Die Flatrate lohnt sich im Vergleich zu Speed 50 erst, Teilnahme an der Marktstudie vorausgesetzt, wenn der Surfer mehr als rund 94 Stunden Online ist.

Unbestätigten Gerüchten zufolge plant die Telekom zum 1.August eine Preissenkung für die T-DSL-Gebühr: Inhaber eines T-ISDN-300- oder T-ISDN-XXL-Anschlusses zahlen dann einen Aufpreis von 9,90 Mark für T-DSL (statt bisher 51,60 Mark). Für normale ISDN-Kunden beträgt der Obulus voraussichtlich 19,90 Mark.

Mannesmann Arcor

Arcor ISDN Unlimited: 89,90 Mark

(nur in dieser Verbindung ist Arcor DSL erhältlich)

Arcor DSL : 49 Mark

(je 128 Kbit/s Up- und Downstream, SDSL-Verfahren)

Mobilcom

ISDN-Anschluss: 39 Mark

(wesentliche ISDN-Komfortmerkmale sind aufpreispflichtig)

DSL Highspeed Flatrate: 99 Mark

(eigentlich Etikettenschwindel, da ADSL-Verfahren mit 384 Kbit/s downstream und 64 Kbit/s upstream verwendet wird)

ADSL-ToolsPPPoE-Treiber

Winpoet: www.ivasion.com

Engeltreiber: www.engel-kg.com

Cfos: www.cfos.de

PPPoE von Dr. Herbert Hanewinkel: home.t-online.de/home/hanewin/homepage.htm

RASPPPoE: user.cs.tu-berlin./~normanb/raspppoe.zip

PPPoE für Linux: sdb.suse.de/sdb/de/html/hoe_adsl_pppoe.html

Software-Router für T-DSL

Ken!dsl: www.avm.de

Virtual Gateland: www.gateland.de

Surfdoubler (auch Mac); www.vicomsoft.com

Hardware-Router für T-DSL:

www.elsa.de

www.bintec.de

www.zyxel.de

www.nexland.de

www.netgear.com

www.macsensetech.com

www.linksys.com

www.netopia.com

maxgate.net

Obige Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ist nur zur ersten Orientierung gedacht.

Telekomiker auf der FehlersucheIm Folgenden der persönliche Leidensweg eines hoffnungsvollen T-DSL-Surfers. Vergnügungssüchtige finden mehr Geschichten dieser Art in der T-Online Newsgroup "T-Online.Zugang.ADSL"

Sonntag

Ein Sonntag im Mai, einen Tag vor der versprochenen Umstellung auf T-DSL. Bei der Rückkehr aus dem Urlaub ist der ISDN-Anschluss tot.

Anruf bei der Störungsstelle

KUNDE: Habe T-DSL-Anschluss. ISDN funktioniert nicht.

ANTWORT: Messen wir, rufen zurück.

Montag

Erneuter Anruf, da kein Rückruf.

KUNDE: Was ist los, ISDN funktioniert noch immer nicht.

ANTWORT: Haben gemessen. Ihre Leitung ist unterbrochen!

KUNDE: Habe T-DSL-Anschluss, ADSL funktioniert, ISDN nicht. Kann also nicht sein. Schließlich geht beides über das gleiche physikalische Kupferkabel.

(Zudem zeigte eine Messung mit einem Voltmeter, dass der ISDN-Anschluss Spannung führte)

ANTWORT: Messen erneut. Rufen Sie zurück.

Dienstag

Kein Rückruf, kein Telefon, da kein ISDN, dafür aber schnelles Turbo-Internet via T-DSL. Leider war keine Voice-over-IP-Software zum Telefonieren via Internet in greifbarer Nähe. Erneuter Anruf bei den Telekomikern.

KUNDE: Habe T-DSL-Anschluss, ADSL funktioniert, ISDN nicht. Wo blieb der versprochene Rückruf?

ANTWORT: Haben wieder gemessen. Leitung kaputt.

KUNDE: Kann nicht sein. Erneute Schilderung des Sachverhaltes. Wann bekomme ich meinen ISDN-Anschluss wieder?

ANTWORT: Leitung bei ihnen im Haus ist kaputt. Muss ein Techniker kommen.

KUNDE: (innerlich auf 180): Wann, bin beruflich ziemlich eingespannt.

ANTWORT: Mittwoch zwischen 12 und 14 Uhr, ansonsten erst nächste Woche wieder.

KUNDE: Habe eine wichtige Besprechung, geht es auch erst ab 12.30 Uhr?

ANTWORT: Nein! Geht nur im Zweistundenfenster.

KUNDE: Okay.

(Alternative, eine Woche aufs Telefon warten? Nein Danke!)

Mittwoch

Mitten aus der Besprechung raus. Die teilnehmenden Kollegen lächeln nur mitleidig und vielsagend bei der Offenbarung, dass es Probleme mit den Telekomikern gibt. Nach Hause gehetzt.

13.55 Uhr Service-Techniker ruft auf Handy an: Bin in ihrer Nähe. Komme in 20 Minuten. Prüfen Sie dies und jenes an ihrem NTBA.

KUNDE: Tue ich, besitze aber einen alten NTBA, der hat die LEDs nicht. Zudem ist das ein Anschluss mit T-DSL.

TECHNIKER: Was???

KUNDE: T-DSL, also ADSL.

TECHNIKER: Ach, so. Hat mir niemand gesagt, damit kenne ich mich nicht aus. Muss ein Kollege kommen.

KUNDE: (Grr und flehend): Bitte kommen Sie doch und kontrollieren Sie den Anschluss.

14.15 Uhr. Hurra, er ist da. Steckt neuen NTBA ein. Funktioniert auch nicht. Lässt sich zeigen, dass T-DSL funktioniert.

TECHNIKER: Hmmmm, dann muss der Fehler wohl in der Vermittlungsstelle liegen. Rufe Vermittlungstelle an, wenn Sie heute abend heimkommen, geht das Telefon, wenn nicht, rufen wir zurück.

Doch der Abend birgt eine Überraschung: Kein Telefon und kein Rückruf. Dafür wartet im Briefkasten ein Schreiben der Telekom mit Poststempel vom Dienstag. Inhalt: Wir stellen Ihren Anschluss am Montag auf T-DSL um (natürlich dem zurückliegenden Montag).

Donnerstag

Der leidgeprüfte T-DSL-Fan hat die Nase voll. Verspricht ihm doch die Telekom-Werbung als gutem Advantage-Kunden (hohe Telefonrechnung) in 86 Prozent der Fälle eine Entstörung in acht Stunden.

Anruf bei Telekom-Ansprechpartner, mit dem der Kunde beruflich zu tun hat.

KUNDE: Ihre Kollegen sind völlig überfordert.

ANTWORT: Ups, wir kümmern uns darum.

Innerhalb von drei Stunden zwei Rückrufe von Technikern, Telefon funktioniert. Erklärung der Techniker: Fehler lag in der Vermittlungsstelle, bei der T-DSL-Umstellung wurde zwar ADSL geschaltet, die ISDN-Schaltung aber vergessen.

Angesichts dieser Erfahrungen kann T-DSL-Kunden nur geraten werden, an den Hotline-Nummern auf einem Ansprechpartner zu bestehen, der ADSL-Know-how besitzt. Diese dürften aber nach unseren Erfahrungen und Leserzuschriften zur Zeit noch rar sein. Zumal wohl viele Mitarbeiter, so der Eindruck, noch nicht einmal wissen, dass ihr Arbeitgeber T-DSL vermarktet. An dieser Stelle kann dem Bonner Carrier nur nahegelegt werden, dringend in die Schulung seiner Mitarbeiter zu investieren. Ansonsten hat das T-DSL-Angebot nämlich den bitteren Beigeschmack, dass die Telekom nun ebenfalls - wie ein amerikanischer Software-Weltmarktführer - seine Produkte beim Kunden reifen und diese bei Problemen im Regen stehen lässt, obwohl das Leistungspotenzial des Dienstes auch im Vergleich zur Konkurrenz durchaus überzeugt.

Abb: Wirrwarr: Auf den T-DSL-Anwender warten größere Verkabelungsarbeiten. Quelle: Montage- und Bedienungsanleitung T-DSL