Web

"Der helle Schein des CIO - schnell wieder verglüht?"

05.10.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Rolle der Unternehmens-IT verändert sich grundlegend - und mit ihr die Bedeutung des CIO. Mit dieser These eröffnete Thomas Köhler, Fachbuchautor und Dozent für Wirtschaftsinformatik, den jährlichen IT-Kongress der Telekom in Berlin. Noch vor einem Jahr sei der CIO von renommierten Analysten allzu optimistisch als der nächste CEO gefeiert worden. Heute stelle die Fachwelt immer häufiger die Frage, welche Relevanz der IT-Manager im Unternehmen noch besitze: "Der helle Schein des CIO - schnell wieder verglüht?" fragte Köhler unter Anspielung auf kritische Presseberichte.

Mehr als zwei bis drei Jahre hat kaum ein CIO Zeit, etwas zu bewegen, bemängelte er. In dieser kurzen Zeitspanne muss sich der Manager mit einem Fixkostenblock von durchschnittlich 80 Prozent für den IT-Betrieb herumschlagen. Für Innovationen bleibe wenig Spielraum. Zu schaffen mache vielen CIOs in Deutschland, dass sich keine einheitliche Definition ihrer Rolle durchgesetzt habe. Dies trage dazu bei, dass die IT in etlichen Unternehmen nicht gerade hohes Ansehen genieße. Ähnlich wie zu Zeiten der New Economy sei es zu einer "Titelschwemme" im IT-Management gekommen, die den klassischen Konflikt zwischen Fachabteilungen und Technikspezialisten verschärft habe.

Erschwerend hinzu komme die vom US-Autor Nicholas Carr angestoßene Diskussion, ob die IT überhaupt einen Beitrag zum Unternehmenserfolg beitragen kann ("Does IT Matter?"). Köhler verwies in diesem Zusammenhang auf Studien von Forrester Research und McKinsey. Diese kämen zu dem Schluss, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Höhe des IT-Budgets und dem Erfolg eines Unternehmens gebe. Zwar bewegten sich diese Erhebungen "auf dünnem Eis", so Köhler, weil sie sich vorwiegend auf Parameter wie den Shareholder Value beschränkten. Die IT-Verantwortlichen aber gerieten dadurch noch stärker unter Rechtfertigungsdruck.

Vor diesem Hintergrund sieht Köhler die IT in einem Spannungsfeld, einerseits erzeugt durch innerorganisatorische Probleme und Zweifel an der strategischen Bedeutung der Technik. Andererseits veränderten neue Sourcing-Strategien (Make-or-Buy-Entscheidungen) und die in einigen Bereichen bereits anzutreffende Rolle der IT als Commodity die Rahmenbedingungen.

Daraus ergäben sich mehrere mögliche Entwicklungswege, die für den CIO jeweils Fortschritt oder Rückschritt bedeuten könnten. Einer davon laute: Zurück zum "Rechenknecht" alter Prägung, eine andere könnte die Umwidmung des CIO zum "Koordinator Fremdbezug" sein. Im Sinne des IT-Managers wäre eine Aufwertung zum Strategen in der Geschäftsleitung. Doch es könne auch das Gegenteil eintreten: Der CIO wird überflüssig. Wie realistisch solche Gedankenspiele sind, lässt sich aus heutiger Sicht nur schwer beantworten, schloss Köhler seinen Vortrag. Für IT-Manager komme es darauf an, auf die Zukunft vorbereitet zu sein. (wh)