Allrounder gesucht

Der Gründer als Chef - was er können muss

02.11.2010
Von Regina Bergdolt

Gründen ohne Kaufmann kann fatal werden

Wichtig ist außerdem, unternehmerische Kernkompetenzen zu holen. "Wir haben die Firma ohne Kaufmann gegründet", erzählt zum Beispiel ein Hightech-Gründer, "wir waren sehr mutig, was die Entwicklung neuer Techniken angeht." Da der kaufmännische Blick auf Umsatz und Rendite lange zweitrangig blieb, gab es öfter Liquiditätsprobleme. "Wir merkten bald, dass es schwieriger ist, Software zu verkaufen, als Software zu entwickeln", so der Unternehmer. Besser wurde es, als ein neuer Vertriebsleiter mit langjähriger Erfahrung eingestellt wurde.

Unterschiedliche Ideen vom Geschäft

Wichtig für den Erfolg ist auch, dass die Personen an der Spitze des Unternehmens ähnliche Ziele verfolgen. Ein Beispiel aus einem aktuellen Teamcoaching: Einigkeit besteht in der Produktidee, doch die Lebensentwürfe der Geschäftsführer sind unterschiedlich. Für den einen stehen die technische Verwirklichung seiner Ideen und sein Freiraum in der Tätigkeit im Vordergrund. Das Unternehmen soll aus seiner Sicht ausreichenden Gewinn für den angenehmen Lebensunterhalt des Kernteams abwerfen. Sein Partner dagegen will ein internationales Unternehmen aufbauen und Nischenmarktführer werden; dafür ist er bereit, sein Privatleben weitgehend zurückzustellen und ein hohes Risiko einzugehen. Zwei Grundhaltungen, die beide legitim sind, in der Kombination aber leider wenig tragfähig.

Erfolgreich ist, wer etwas Eigenständiges entwickelt, mit dem die Kunden ihre Prozesse oder Produkte verbessern oder sich entlasten können. Schon in der Phase, in der die Gründer ihr(e) Produkt(e), ihre Positionierung und ihr Geschäftsmodell entwickeln, sollten Markt und Kundenbedarf die Leitlinien sein, um Luftschlösser zu vermeiden.