Ovum erwartet erst 2007 reales Wachstum

Der globale Softwaremarkt schrumpft weiter

01.08.2003
LONDON (CW) - Nichts Gutes verheißen die britischen Marktforscher von Ovum der weltweiten Softwareindustrie. Reales Wachstum sehen sie nicht vor dem Jahr 2007.

Die gute Nachricht aus der Studie "Global Software Survey" lautet: Der Niedergang schwächt sich ab. Den Einbruch des vergangenen Jahres bezeichnen die Marktbeobachter aus London als massiv. Ihren Berechnungen zufolge sackten die weltweiten Einnahmen um fünf Prozent auf 152 Milliarden Dollar ab. Für das laufende Jahr rechnen sie nur noch mit einem Rückgang von 2,5 Prozent. Erst 2005 dürfen die Anbieter wieder auf leichtes Wachstum hoffen.

Allerdings relativierte Julian Hewett, Ovum-Analyst und Autor der Studie, die Zahlen: "Währungseffekte schönen das Ergebnis von 2003, weil der Dollar seit Dezember 2002 gegenüber dem Euro um 15 Prozent gefallen ist. Der Rückgang in diesem Jahr wird in Wahrheit ein oder zwei Prozent stärker ausfallen." Das Bild verschlechtere sich nochmals, wenn man auch die Inflation hineinrechne. "Reales Wachstum vor dem Jahr 2007 ist unwahrscheinlich", warnt der Experte.

Im gleichen Zeitrahmen werden Technik und Marktstrukturen erheblichen Veränderungen unterliegen. So stufen die Ovum-Experten Web-Services als "Disruptive Technology" ein, das heißt, sie werden für einen tiefen Wandel im Markt sorgen. Die Kunden könnten ihren traditionellen Softwareanbietern zugunsten von servicebasierenden Architekturen den Rücken kehren und die für sie relevanten Funktionen von Application-Service-Providern (ASPs) und Outsourcing-Anbietern beziehen.

Gute Aussichten mit Sicherheit und Business Intelligence

Gute Marktchancen räumt Hewett Herstellern von Business-Intelligence-Tools ein. Als Beleg nennt er die positiven Geschäftszahlen von Cognos. Das Unternehmen hatte Ende Mai einen Umsatz- und Gewinnsprung von 25 Prozent gemeldet. Unbeeinträchtigt von den Schwierigkeiten im Softwaremarkt sollen zudem Sicherheits-, Portal- und Content-Management-Lösungen sein. Außerdem werde die Open-Source-Bewegung, gestützt durch Hersteller wie IBM und Oracle, an Boden gewinnen.

Während der Datenbank- und Tools-Markt bereits bereinigt scheint, ist die Konsolidierung im Markt für Geschäftsapplikationen im vollen Gange - ein üblicher Mechanismus in einem Geschäft, in dem sich zu viele Anbieter um wachsende Anteile mühen, so der Autor der Studie. Als Beleg nennt Hewett das Übernahmeroulette zwischen Oracle, Peoplesoft und J.D. Edwards. Die nächste Bereinigungswelle werde Anbieter von Infrastruktursoftware erfassen: "EMCs Akquisition von Legato hat den Ball ins Rollen gebracht", kommentierte der Analyst die Vorgänge im Markt für Speicherlösungen.

Microsoft lässt alle anderen weit hinter sich

Die fünf führenden Softwarehersteller im Jahr 2002 waren laut Ovum-Erhebung Microsoft (weltweiter Softwareumsatz: 25,9 Milliarden Dollar), IBM (13,1 Milliarden Dollar), Oracle (6,9 Milliarden Dollar), SAP (6,8 Milliarden Dollar) sowie Hewlett-Packard (2,6 Milliarden Dollar). (jha/tc)