Der finanzielle Überflieger

01.11.2007
Microsoft hat ein Rekordquartal bilanziert. Der Konzern wuchs in allen Sparten.

Nach Jahren des "normalen" Wachstums hat Microsoft im ersten Fiskalquartal (Ende: 30. September) einen Gang höher geschaltet. Der Software- und Entertainment-Konzern wuchs so stark wie zu Zeiten der Jahrtausendwende, bevor die New-Economy-Blase platzte. Nach der Präsentation der Zahlen des Rekordquartals schnellte der Kurs des Microsoft-Papiers an der Börse um über elf Prozent in die Höhe auf einen derartigen Kursanstieg haben Anleger lange warten müssen. Zudem erreichte der Titel ein neues Sechs-Jahres-Hoch, die Marktkapitalisierung wuchs auf 335 Milliarden Dollar.

Leithammel der Branche

Der positive Trend von Microsoft löste vergangenen Freitag eine kleine Rallye unter Technologie-Titeln aus. "Wenn es Microsoft gut geht, geht es auch vielen anderen IT-Unternehmen gut", kommentierten die Analysten von Ovum die Bedeutung des Konzerns nicht nur für das riesige Partnernetzwerk, sondern für die gesamte Branche. In der Tat geht es Microsoft derzeit richtig gut: Die Einnahmen verbesserten sich um 32 Prozent auf 13,8 Milliarden Dollar, der Nettogewinn stieg um 23 Prozent auf 4,3 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Vorfeld deutlich kleinere Summen prognostiziert. Die operative Marge stieg um zwei Punkte auf 43 Prozent.

Bemerkenswert ist, dass sich das Wachstum von Microsoft derzeit durch alle Bereiche des Konzerns zieht. Die "Client"-Division profitierte von der steigenden Nachfrage nach PCs laut Gartner weltweit plus 14 Prozent im dritten Kalenderquartal. Besser lief es für Microsoft vor allem in Schwellenländern, den "BRIC"-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China). Hier sei es zudem gelungen, die Quote der Raubkopien zu senken.

Trotz der schlechten Presse wurden im Quartal 85 Millionen Kopien von Windows Vista abgesetzt. Laut Microsoft waren dies fast doppelt so viele wie im vergleichbaren Zeitraum nach dem Start von XP. Zur Akzeptanz von Vista in Unternehmen wurden keine konkreten Zahlen genannt es hieß lediglich, dass eine steigende Zahl von Anwendern mehrjährige Verträge abgeschlossen hat, die ein Recht zum Upgrade auf Vista umfassen. Oder, wie es die Analysten von Ovum formulierten: "Um drei Dinge kommt man im Leben nicht herum den Tod, die Steuer und das Betriebssystem-Upgrade."

Am stärksten legte die Sparte "Entertainment und Devices" zu, über der zum Start der Spielekonsole "Xbox" und in den Folgejahren viele Fragezeichen hingen. Inzwischen hat sich der Geschäftsbereich etabliert, der Umsatz wuchs im Berichtszeitraum um 91 Prozent auf 1,93 Milliarden Dollar, und es wurde sogar ein Profit ausgewiesen. Allerdings profitierte Microsoft auch von einer Sonderkonjunktur: Der Verkauf des Spieles "Halo 3" setzte nicht nur neue Bestmarken beim Umsatz (über drei Millionen Kopien in einer Woche), sondern zog auch den Absatz der dazugehörigen Xbox-Hardware herauf.

Business und Server solide

Demgegenüber kann man die Resultate der "Business"-Division nur als solide bezeichnen. Deren Umsatz verbesserte sich um 20 Prozent auf 4,11 Milliarden Dollar. Die "Dynamics"-Gruppe konnte ihre Einnahmen um 18 Prozent ausweiten. Die Sparte "Server und Tools" legte um 16 Prozent zu. In der "ernsthaften IT" will Microsoft Kasse machen, wenn Ende Februar die neuen Versionen von Windows Server, SQL Server sowie Visual Studio erscheinen. Im "Online"-Business weiteten sich die Verluste aus. Der Konzern hatte im Sommer den Werbe-Dienstleister Aquantive für sechs Milliarden Dollar übernommen. (ajf)