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Der Feuerwehrmann

12.02.2003
Von Paul Stodden
Paul Stodden ist der Mann für schwierige Fälle. Immer wenn es irgendwo brennt, holt ihn das Topmanagement von Siemens für die Löscharbeiten. Seit einem Jahr ist er bei Siemens Business Services (SBS) im Einsatz.

Er ist der richtige Mann am richtigen Ort“, schrieb ein anonymer SBS-Mitarbeiter der COMPUTERWOCHE zum Amtsantritt von Paul Stodden bei SBS im Dezember 2001. Auf den Fluren und in der Kantine habe sich eine hoffnungsvolle Stimmung breit gemacht:Mit Stodden an der Spitze könne der IT-Dienstleister den Turnaround schaffen. Ein Jahr später lässt die Bilanz die Belegschaft kaum in Jubelstürme ausbrechen. Doch immerhin führte der neue Chef SBS in die schwarzen Zahlen, und zwar ohne betriebsbedingte Kündigungen.

Lieber selbst fahren

Paul Stodden ist ein Mann für schwere Zeiten, er ist ein Macher. Das manifestiert sich auch in seinem gradlinigen Wahlspruch: „Sag, was du denkst, tu, was du sagst, sei, was du tust.“ Das Image des Zupackenden hat er sich bei seinen bisherigen Siemens-Stationen erarbeitet. Bis April 2000 machte er die Siemens IT Service GmbH (ITS) zu einem wichtigen IT-Dienstleister in Deutschland. Deren Tochter Sinitec, die produktnahe Dienste für SNI- und Fujitsu-Siemens- Hardware erbrachte, führte er aus den roten Zahlen. Zudem legte er in seiner ITS-Zeit mit dem Kauf des Dienstleisters Entex den noch heute tragfähigen und einzigen Grundstein für das US-amerikanische Geschäft mit IT-Diensten im Siemens- Konzern. Als die ITS und SBS zu einem von Friedrich Fröschl geführten Service-Provider verschmolzen werden sollten, kehrte Stodden dem Unternehmen den Rücken. Er sitzt lieber auf dem Fahrer- als auf dem Beifahrersitz: „Ich entspanne mich beim Autofahren. Selbst

fahren ist Lustgewinn.“

Da traf es sich gut, dass es im Siemens-Konzern einmal mehr einen Sanierungsfall gab: Stodden erhielt die Aufgabe, den kränkelnden Hardwarehersteller Fujitsu-Siemens Computers (FSC) auf Vordermann zu bringen. In seiner eineinhalbjährigen Amtszeit bei dem deutsch-japanischen Joint Venture ebnete er dem Unternehmen den Weg zur Gewinnschwelle. Die aktuelle Herausforderung bei SBS dürfte auch für Stodden eine besondere Dimension haben. SBS ist mit (zurzeit noch) mehr als 33 000 Mitarbeitern ein Großunternehmen - ein Tanker im Tanker. Verpatzte Outsourcing-Deals unter Stoddens Vorgänger Fröschl bescherten dem Dienstleister Ende 2001 rote Zahlen und ein angekratztes Image. Für den gebürtigen Kölner Stodden gilt es, die Siemens- Tochter in einem sehr schwierigen Marktumfeld wieder auf Kurs zu bringen.

Die Rendite muss rauf

Das ist bisher noch nicht geschafft, doch erste Erfolge sind zu verzeichnen - etwa schwarze Zahlen und ein eindeutigeres Profil als zuvor. Von seinen Bossen wird der Manager jedoch nicht an dem bislang Erreichten, sondern an der Rendite gemessen. Fünf bis sechs Prozent lautet die Zielvorgabe. Stodden ist zuversichtlich: „Mit ITS habe ich diese Spannen erzielt. Ich erachte das auch für SBS als machbar.“