Der "ergonomische Traumbildschirm" ist noch Wunschdenken

22.07.1983

Ihren Einzug in die Büros haben Bildschirmgeräte längst hinter sich. Die Sachbearbeiter, Sekretärinnen und Schreibkräfte, denen nichts anderes übrigbleibt, als sich auf diese neue Arbeitstechnik einzustellen, wurden allerdings nur selten nach ihren Vorstellungen in Sachen Ergonomie gefragt. Wie es scheint, sind die Bediener denn auch mit ihren Geräten noch immer nicht vollends zufrieden, wobei ihre Anforderungen oft sehr individuell sind. Zwar werden Bildschirme von einem Großteil der Hersteller inzwischen als durchaus "ergonomisch ausgereift" angeboten, doch neigen sparbewußte DV-Entscheider noch immer dazu, die Sachbearbeiter mit "alten Kisten" zu versehen. Auf den Traumbildschirm müssen End-User wohl noch längerwarten. ih

Sabine Pingen

Programmiererin, Gerling-Konzern, Köln

Als Programmiererin im a Gerling-Konzern stelle ich mir den idealen Bildschirm folgendermaßen vor:

1. Die Eigenschaften des Bildschirms, die zur Zeit als ausgesprochen unangenehm empfunden werden, nämlich die Wärmeentwicklung und die Ventilator- beziehungsweise Vibrationsgeräusche, sollten möglichst bald der Vergangenheit angehören. Eine ausreichende Entspiegelung (Sonnen- und Deckenlampenlicht) ist für mich selbstverständlich. Die Farbintensität sollte sauber auf die Empfindlichkeit des Benutzers einstellbar sein. Die heute weitaus verbreitete Negativschriftdarstellung ist angenehmer als die Umkehrung. Beim Farbbildschirm sollte man sich auf die vier Grundfarben beschränken. Die Systemführung über mehrfarbige Unterstützung würde arbeitserleichternd sein.

2. Wenn man mit Bildschirmen verschiedener Hersteller arbeitet, wirken sich die unterschiedlichsten Tastaturen (Anordnung der Funktionstasten) sehr störend aus. Ich wünsche mir die einheitliche, genormte Tastatur, die bestimmte Ausmaße nicht überschreitet und so flach wie möglich ausgelegt ist.

3. Der ideale Bildschirmarbeitsplatz sollte den Bildschirm weitgehend im Schreibtisch integrieren, das heißt Zusatzmöbel mit höhenverstellbaren Ebenen haben sich bei mir und meinen Kollegen als nicht zweckmäßig erwiesen, da in der Regel von dieser Möglichkeit kein Gebrauch gemacht wird.

Der Bildschirm müßte drehe- und kippbar sein. Seine Abmessungen sollten die der Bildröhre nicht wesentlich überschreiten. Die Tastatur muß vom Bildschirm getrennt beliebig plazierbar sein.

Mit Fortschreiten der Telekommunikation dürfte der Programmierplatz zu Hause in einiger Zeit realisierbar sein. Ich stelle mir dies als ideal vor.

Claus Schwetz

Elefanten-Schuh GmbH, Kleve

In den Vertriebsabteilungen unseres Hauses haben wir derzeit zehn Bildschirme installiert. Hauptanwendungsgebiete sind Auftragsannahme, Auskünfte über Auftragsstand und Fertigungsbestände sowie Dateienpflege.

Bei uns werden Bildschirme ohne größere Schwierigkeiten eingesetzt. Nur vereinzelt werden Beanstandungen an der Hardware laut, in der Hauptsache an den Tastaturen. Verschiedene Bildschirmarbeitsplätze mußten zusätzlich mit teuren Handballenauflagen ausgestattet werden, was bei bedienerfreundlicher Gestaltung der Eingabeeinheit überflüssig gewesen wäre.

Die Anordnung der Zifferntasten ist je nach Fabrikat unterschiedlich. Zum Teil sind die Ziffern wie bei einer Schreibmaschine angeordnet, zum Teil als Block auf der rechten Seite des Tastenfeldes. Mitarbeiter, die abwechselnd einen Bildschirm und einen elektronischen Tischrechner bedienen, haben Umstellungsschwierigkeiten, da die Reihenfolge der Ziffern nicht einheitlich ist. Darunter leidet besonders die Eingabegeschwindigkeit bei sogenannten Mischarbeitsplätzen.

Für Arbeitsplätze mit überwiegender numerischer Eingabe sollte die Zifferntastatur getrennt sein, oder zumindest optisch von den übrigen Tasten abgesetzt werden.

Bildschirme, deren Scheibe etwas tiefer im Gehäuse angeordnet ist, verhindern störende Lichtreflexe und werden von den Mitarbeitern bevorzugt. Die Bildqualität, der Kontrast und auch die Farbstellung werden als gut angegeben.

Helga Staeger-Hillmann

Battelle-lnstitut e. V., Frankfurt

Die Textverarbeitung ist die neueste Errungenschaft im Büro. Und es ist wie mit der neuen Mode: Wenn sie da ist, will sie jeder haben. Den Sekretärinnen oder Schreibkräften bleibt da gar nichts anderes übrig, als sich auf diese neue Arbeitstechnik einzustellen. Um die Anpassung an das neue Arbeitsgerät zu erleichtern, sollte man bei der Auswahl eines Textverarbeitungssystems auf einige Dinge achten.

Ein TV-Arbeitsplatz besteht meistens aus einem Bildschirm mit Tastatur, dem Diskettenlaufwerk und einem Drucker. Alle Einheiten eines solchen Systems sollten leicht bedienbar sein, das heißt zum Beispiel beim Drucker: Farbband und Typenrad sollen sich leicht auswechseln lassen. Für eine auszuführende Funktion sollten nicht mehr als zwei Tasten auf einmal gedrückt werden müssen. Die verschiedenen Funktionen und Befehle muß man sich leicht merken können, so daß nach einem Tag

Schulung schon am System gearbeitet werden kann.

Hat man ein System ausgewählt, das mit Disketten arbeitet, sollte die Kapazität der Disketten an die Bedürfnisse des Benutzers angepaßt sein. Wer lange Berichte zu schrieben hat, lernt schon nach kurzer Zeit eine große Speicherkapazität zu schätzen. Es gibt Disketten, die bis zu 400 000 Zeichen speichern können und die Größe einer normalen Schallplatte haben.

Besondere Beachtung ist dem Bildschirm zu schenken. Das Auge des Menschen ist ein recht belastungsfähiges Organ, aber man sollte ihm doch bestmögliche Sehbedingungen bieten, wenn es bei ständiger Arbeit am Bildschirm klaglos funktionieren soll. Das bedeutet, daß der Bildschirm sich in der richtigen Entfernung (ca. 600 mm) vom Auge in der richtigen Höhe von der Tastatur (ca. 300 mm) befinden soll und die letztere nicht mit dem Bildschirm vereinigt ist, sondern separat angeordnet wird. Der Bildschirm soll reflexionsfrei, seitenverdrehbar und im Neigungswinkel verstellbar sein. Ein Wunsch, der von vielen Benutzern immer wieder geäußert wird, betrifft die Darstellung einer ganzen DIN-A4- Seite mit genügend großem Schriftbild. Bis jetzt arbeiten die meisten Systeme mit dem "rollenden" Bildschirm und zeigen nur etwa 30 Zeilen auf einmal. Um die Adaptionsfähigkeit des Auges nicht übermäßig zu beanspruchen, wäre ein grauweißer Bildschirm mit dunkler Schrift am meisten zu empfehlen, damit der Kontrast zwischen dem Konzept, für das meistens weißes Papier benutzt wird, und der Bildschirmoberfläche nicht zu groß ist. Aber auch eine lindgrüne Schrift auf dunklem Untergrund wird als angenehm empfunden. Hierbei spielt sehr oft eine Rolle, an welches System der Benutzer sich von Anfang an gewöhnt hat.

Nun noch etwas zur Ausstattung und Aufstellung des Textverarbeitungs-Arbeitsplatzes. Das System sollte möglichst nicht im Sekretariat selbst stehen, da dort durch Personenverkehr und Telefon ein ungestörtes Arbeiten meist sehr erschwert wird. Ideal wäre ein unmittelbar angrenzendes Zimmer mit einer Verbindungstür. Läßt sich das räumlich nicht ermöglichen, sollte das Sekretariat aber groß genug sein, daß der Textverarbeitungsarbeitsplatz etwas abseits in einer ruhigen Ecke mit dem Bildschirm seitlich zum Fenster angeordnet werden kann, da die richtige blendfreie Ausleuchtung sehr wichtig ist. Dazu gehört auch eine mit Dimmer einstellbare Beleuchtung von oben, um Reflexionen auf dem Bildschirm so weit wie möglich auszuschließen.

Zuletzt sei noch zu erwähnen, daß der Bildschirm auch eine funktionsgerechte "Unterlage" braucht. Der Arbeitstisch muß genügend Ablagefläche haben und die Möglichkeit bieten, die Tastatur in der Höhe und im Neigungswinkel verstellbar anzuordnen. Zum Arbeitstisch gehört selbstverständlich auch ein den ergonomischen Anforderungen entsprechender Drehsessel.

Zum Schluß eine durch eigene Erfahrung bestätigte Beobachtung: Entspricht der Arbeitsplatz in etwa diesen Anforderungen und wird ein bißchen auf die Wünsche der Benutzer eingegangen, macht diesen das Arbeiten am Textverarbeitungsplatz auch Freude.

Peter Christoph Gruse

DV Leiter, Edeka Handesgesellschaft mbH, Berlin

Wir arbeiten in unserem Unternehmen einerseits direkt mit dem Bildschirm, andererseits nach wie vor mit Formularen. Der Bildschirm ersetzt also nicht unser Formularwesen. Für die Hardware sind zwei Punkte besonders wichtig: Es wird eine flache Tastatur gewünscht, deren numerischer Teil als Extra-Block angeordnet ist. Außerdem müssen die Geräte auf einem normalen Arbeitstisch stehen können, damit ein Sachbearbeiter seine Unterlagen wie bisher ausbreiten kann. Über die Frage, welche Farbe für den Bildschirm am günstigsten sei, konnte man sich in unserem Haus noch nicht einigen. Ob nun Grünlich besser ist oder Graubräunlich, darüber gehen die Meinungen auseinander. Von 20 Mitarbeiterinnen sprachen sich zwei gegen Grün aus. Grundsätzlich abgelehnt wer den Geräte mit dunkler Schrift auf hellem Untergrund. Unsere Damen, die täglich mit dem Bildschirm arbeiten, sind der Ansicht, daß diese Kombination blendet.

Mit der Größe unseres U200 sind die Mitarbeiter zufrieden. Auch die UTS20 kam bei der Beurteilung gut weg. Der Bildschirm ist zwar kleiner, hat aber eine sehr klare Schrift. Allerdings tritt bei uns immer noch das Problem auf, entsprechende Sitzmöbel zu finden. Entscheidend ist hier, daß die Stühle stufenlos in allen Ebenen verstellbar sind.

Angst vor der oft beschriebenen Strahlengefahr hatten unsere Bildschirmsachbearbeiterinnen nicht. Wir erklärten uns freiwillig zu einer Reihenuntersuchung im Universitätsklinikum Westend bereit; sie wurde vor kurzem zum ersten Mal durchgeführt. Die Untersuchungen sollen künftig halbjährlich stattfinden. Bei einer Sachbearbeiterin wurde eine Augenkrankheit festgestellt, die aber nicht von der Bildschirmarbeit herrührt. Auf unsere Frage, ob die Mitarbeiterin jetzt nicht mehr am Bildschirm arbeiten dürfte, erhielten wir die Antwort, daß ihre Arbeit am Gerät keine Auswirkungen darauf habe.

Viel anstrengender als die Erfassung ist allerdings der ständige Dialog mit Hilfe des Bildschirms. Bei dieser Tätigkeit erwarten wir auch kein so hohes Arbeitstempo. Außerdem gibt es für diese Mitarbeiter unserers Hauses eine feste Zusatzpausenregelung.