"Der Endlospapierbedarf nimmt eher noch zu"

13.10.1978

Mit Walter Ackermann, Marketing-Manager bei der D. T. Drescher GmbH (Rutesheim), sprach CW-Redakteur Sigfried Fiedler über Trends und neue Produkte im Bereich Output-Nachbearbeitung.

- Herr Ackermann, hat der Trend zum Distributed Processing, der ja zu verstärktem Bildschirmeinsatz führt, einen Einfluß auf Ihren Umsatz?

Ackermann: Durch Bildschirmeinsatz wird natürlich Papier eingespart. Auf der anderen Seite nimmt der Papierbedarf durch neue Anwendungen aber auch wieder zu, weil der Anwender der Meinung ist, die DV-Anlage müsse besser ausgelastet werden. Wenn einer zum Beispiel vor zwei Jahren auf EDV umgestellt hat, dann hat er vielleicht mit der Fakturierung begonnen und hat inzwischen auch die Materialwirtschaft oder Lohn und Gehalt dazugenommen. Im ganzen wird der Umsatz nicht negativ berührt.

- Und wie steht es mit dem Konkurrenten "Mikrofilm "?

Ackermann: Über COM wird natürlich sehr viel geschrieben. Wenn Sie aber mal in die Praxis rausgehen, dann können Sie von Anwendern immer wieder hören: Wir haben uns zwar mit der Mikrofilmtechnik beschäftigt, aber aus Wirtschaftlichkeitsgründen. . .

Bei den Leuten, die COM konsequent einsetzen, geht natürlich immer etwas Papier weg. Genauso ist es bei den Endlossätzen, die früher zum Beispiel noch fünffach gewesen sind und heute infolge Rationalisierung vielleicht nur noch dreifach sind. Durch die herrschende "totale Kommunikationswut" kommt allerdings immer wieder Papier hinzu.

- Heißt das konkret, der Papierverbrauch beim Anwender nimmt nicht ab?

Ackermann: Pauschal kann man sagen, daß der Endlospapierbedarf beim Anwender eher noch zunimmt. Die Entwicklung dürfte allerdings nicht mehr so weitergehen wie bisher. Sie wird möglicherweise stagnieren und kann dann auch etwas zurückgehen. Auf der anderen Seite kommt der stetig wachsende Verbraucherkreis der MDT-Anwender hinzu, die natürlich auch viel Papier brauchen.

- Wie sehen Sie die Wettbewerbssituation innerhalb Ihrer Branche?

Ackermann: Der Wettbewerb innerhalb unserer Branche ist außergewöhnlich hart, weil laufend neue Mitbewerber hinzugekommen sind. Das hat zu einem regelrechten Verdrängungswettbewerb geführt, da der Bedarf ja - wenn überhaupt - nur noch unwesentlich wächst. Bei diesem Wettbewerb spielt der Preis einen entscheidenden Faktor.

- Haben Sie in jüngster Zeit neue Produkte auf den Markt gebracht?

Ackermann: Bei den Reißern wurde unser Programm wesentlich erweitert. Neu sind die beiden Großgeräte 500 S und 550 S sowie das kleinere System 150 S.

Das Modell 500 S, das den Typ 480 abgelöst hat, ist ein Hochleistungsreißer für großen Beleganfall.

Der Reißer 150 S ist ein Mittelklasse-Reißer für mittleren Beleganfall, und das System 550 S ist zum Reißen und Sortieren von parallel beschrifteten Endlosdrucken. Er wird dort eingesetzt, wo nach dem Reißen die Belege in aufsteigender Reihenfolge abgelegt werden.

- Gibt es auch neue Drescher-Separierer?

Ackermann: Bei den Separierern hat sich unsere Produktpalette seit August 1977 nicht geändert. Hier bieten wir nach wie vor die beiden Modelle 100 und 200 an.

- Warum bieten Sie eigentlich keine Schneidemaschinen an?

Ackermann: Weil sich der Markt sehr stark von diesen Geräten wegentwickelt hat. Die Anwender legen einfach auf formatgenaues Trennen der Belege sehr großen Wert, und beim Schneiden haben sie halt doch immer einen gewissen Prozentsatz an Verschnitt. Wenn da die Messer nicht richtig eingestellt sind, kann es unter Umständen bis zu 4 nun Verschnitt geben.

Wenn ein, Anwender zum Beispiel optische Beleglesevordrucke eingestellt hat, wo es auf absolute Formatgenauigkeit ankommt, dann gibt's da große Probleme. Beim Reißen treten im Unterschied dazu praktisch keine Genauigkeitsprobleme auf.

- Alle Drescher-Modelle sind reine Off-line-Maschinen. Ist das ein Handikap gegenüber Konkurrenten oder hält man in Ihrem Hause nichts von der Online-Nachbearbeitung?

Ackermann: Wir haben uns zwar oft mit dem Thema "Online" beschäftigt. Von Anwendern haben wir aber immer wieder gehört, daß es dabei in der Praxis zu Schwierigkeiten kommt. Der Schnelldrucker muß sich ja auf die Arbeitsgeschwindigkeit der Reißer und Separierer einstellen. Und bei den immer schneller werdenden Druckern kommen die Nachbearbeitungsmaschinen einfach von der Geschwindigkeit her nicht mehr mit. Ich würde sagen, daß der Trend eindeutig weggeht von der Online-Nachbearbeitung. Das heißt, er war eigentlich nie richtig da. Das waren bisher fast nur Einzelfälle.