Exklusiv-Interview

Der Elektronische Personalausweis kommt

05.03.2010
Von Johannes Klostermeier

Banken und Versicherungen testen den neuen Ausweis

Welche Unternehmen haben das größte Interesse?

Natürlich erst einmal vor allem die IT-Wirtschaft. Die Anbieter von IT-Dienstleistungen prüfen, inwieweit sie ihre Angebotspalette erweitern können oder ihre Geschäftsmodelle anpassen müssen. Für alle die Dienste-Anbieter ist der Test interessant, die in den Anwendungsszenarien eine Rolle spielen. Das betrifft etwa alle Verifikationen, die über das Internet besser abgewickelt werden können, wie eine Altersverifikation oder die eigentliche Identitätsfeststellung.

Sind das vor allem Banken und Versicherungen?

Es ist ein guter Querschnitt über alle Branchen mit einzelnen Spitzen. Banken und vor allem Versicherungen nehmen am Anwendungstest teil. Hier blicken wir auf eine zusätzliche Verlagerung von Geschäftsmodellen ins Internet, was durch die sichere elektronische Identitätsfeststellung noch einmal erleichtert wird. Wenn ich bisher ein Konto bei einer Online-Bank eröffnen möchte, kommt es immer zu einem Medienbruch. Ich muss mich zum Beispiel über das Postident-Verfahren identifizieren. Hier kommt es zu hohen Drop-Out-Zahlen zwischen der ersten Information über das Leistungsangebot bis zum Vertragsabschlusss. Durch die zukünftige medienbruchfreie Gestaltung bieten sich hier Potenziale für die Dienstanbieter.

Wie kann man sich die Arbeit des Kompetenzzentrums genau vorstellen?

Für die Unternehmen geht es wie bei jeder anderen Erweiterung oder Anpassung ihrer IT um ein ganz normales IT-Projekt, das den ganz normalen Anforderungen unterliegt, was Projektmanagement, Projektcontrolling, Projektplanung und Testsysteme, Testszenarien und Testzyklen, Abnahmen angeht. Das Kompetenzzentrum unterstützt die bei den Teilnehmern statt findenden Tests durch einen direkten Know-how-Transfer. Dazu haben wir einen Kreis von Testbegleitern, die die Unternehmen vor Ort beraten und den Ausbau der IT unterstützen.

Zusätzlich gibt es ein Test- und Demonstrationszentrum, das beim Fraunhofer FOKUS in Berlin installiert ist. Hier können die Anwendungsszenarien exemplarisch angeschaut und ausprobiert werden. Hier kann diskutiert und getestet werden. Das ist eine gute Ergänzung zu den Testbegleitern bei den Diensteanbietern vor Ort. Die Testbegleiter verfügen über das Wissen zum elektronischen Personalausweis und zugleich über das nötige Branchenwissen. Die Erfahrungen, die wir machen, kommen dann direkt auch wieder dem Bundesinnenministerium zugute.

Der elektronische Identitätsnachweis.
Der elektronische Identitätsnachweis.

Was sind die Herausforderungen, die auftauchen?

Es gibt insgesamt keine großen Probleme. Es gibt nur ganz normale Herausforderungen bei der Anpassung und Ausrichtung von Schnittstellen. Wir haben hier ja ein Zusammenspiel von vielen Beteiligten: Bundesinnenministerium, BSI, Bundesdruckerei, Bundesverwaltungsamt und Dienste-Anbieter. Die einzelnen Komponenten müssen installiert und aufeinander ausgerichtet werden. Vor allem muss der neue Personalausweis an das jeweilige Identity Management bei den Diensteanbietern angebunden werden.

Was sagen Sie zu Sicherheitsbedenken von Bürgern?

Das Bundesinnenministerium bereitet eine Informationsserie vor, um die Bürger über den neuen Ausweis und die neuen Funktionen zu informieren. Hier gibt es noch Informationspflichten. Wir werden immer eine kritische Diskussion haben, das begrüße ich auch. Aber wenn ich verschiedene Autoritäten wie die Datenschutzbeauftragten betrachte, bescheinigen alle dem Ausweis ein seriöses Sicherheitskonzept und eine sehr gute Datenschutzausrichtung mit sparsamer Datenhaltung. Der neue Ausweis umfasst nur die Daten, die auch der bisherige Ausweis umfasst. Und hier können auch keine weiteren Daten dazu kommen.