Der Markt für Enterprise-Content-Management

Der ECM-Markt: Mit Insellösungen gegen die Datenflut

27.09.2006

Welches Volumen der deutsche ECM-Markt hat und wie gesund, sprich: profitabel seine Anbieter sind, ist allerdings kaum verlässlich zu sagen. Viele Firmen sind nicht börsennotiert oder weisen wie IBM und Oracle ihre Umsätze nicht detailliert aus. Hinzu kommt die Frage, welche Teildisziplinen bei einer Bewertung eingerechnet werden müssen. Ein Beispiel: Laut Schätzungen der Berater von Zöller & Partner für das Jahr 2004 besaß der deutsche Markt ein Gesamtvolumen zwischen 900 Millionen Euro und 1,1 Milliarden Euro. Dabei sei vor allem im Mittelstandsgeschäft ein überproportionales Wachstum zu erkennen. Die Analysten von Gartner hatten hingegen den ECM-Markt wesentlich enger definiert (oder konservativer geschätzt) und für das Jahr 2004 eine Volumen von 157,5 Millionen Dollar errechnet. Enthalten darin sind Lizenzeinnahmen, Wartung und Support. Im letzten Jahr stiegen die Umsätze laut Gartner nochmals um 10,1 Prozent auf nun 173,4 Millionen Dollar.

Weltweite Steigerung

Als weitere Indikatoren zur Beurteilung der Marktverhältnisse im ECM-Markt können die weltweiten Umsätze und Trends herhalten. Danach konnten die Hersteller laut Gartner ihre Einnahmen im vergangenen Jahr weltweit um 10,7 Prozent steigern. Dies entspricht einem Marktvolumen von 2,25 Milliarden Dollar. Dabei erhöhten sich die Lizenzumsätze um acht Prozent, die Einnahmen aus Wartungsverträgen gar um 14 Prozent. Insgesamt fallen jedoch die Lizenzpreise, was aber bisher unter dem Strich dank höherer Benutzerzahlen kompensiert werden konnte, berichtet Gartner-Analyst Tom Eid. Allgemein steige weltweit nicht nur die Nachfrage nach klassischen DMS-Funktionen. Vielmehr belebe sich der seit einigen Jahren schrumpfende Markt für Web-Content-Management (WCM) wieder, da Unternehmen alte Systeme ablösen. Ebenso seien Lösungen für die Rechteverwaltung (Digital-Rights-Management) und Records-Management stärker gefragt, und es zeichne sich eine Konsolidierung von Speichersystemen bei Anwenderunternehmen, da bei diesen mit den Jahren ein Medienmix entstanden sei.

Gedränge ohne Verdrängung

Etwa 51 Prozent der weltweiten Lizenzumsätze entfielen 2005 auf die Anbieter EMC/Documentum, IBM, Filenet und Open Text. Diese sind laut Gartner auch in Deutschland führend und konnten hier 69 Prozent Gesamtumsatz für sich verbuchen. Erst an fünfter Stelle folgt mit Easy Software ein lokaler Anbieter mit immerhin sieben Prozent Marktanteil. Die Übernahme des ECM-Anbieters Hummingbird durch den Konkurrenten Open Text, die bei Redaktionsschluss als ausgemacht galt, sowie der vor kurzem angekündigte Kauf von Filenet durch IBM geben ein Beispiel für das raue Klima auf dem internationalen Parkett: Rund 40 Käufe und Fusionen soll es laut Gartner seit 2002 gegeben haben.