Green IT

Der Druck auf die IT wächst

23.10.2008
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Geschäftsreisen im Konferenzraum

Cisco reduziert seine Flugreisen und damit den CO2-Ausstoß pro Mitarbeiter, indem es mittels einer Unified-Communications-Videokonferenzlösung weltweit 15 000 Meetings pro Jahr am Fernseher abhält. Wiewohl keine IT-getriebene Lösung im engeren Sinn, ist es doch unter Umweltaspekten effektiv. Die WWF-Umweltorganisation glaubt, dass 28 Millionen Tonnen CO2 - immerhin der gesamte jährliche IT-Stromverbrauch Deutschlands - weniger in die Atmosphäre geblasen würden, wenn weltweit jede vierte Geschäftsreise im Videokonferenzraum anfangen und enden würde.

HP wiederum hält große Stücke darauf, dass es nicht nur seine eigenen CO2-Emissionsdaten, sondern auch die seiner weltweiten Zulieferer veröffentlicht. Nach den neuesten Angaben haben die Partner die Umwelt im Jahr 2007 mit insgesamt 3,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid belastet.

Ratlos bei der Realisierung

Nach wie vor aber sind viele IT-Verantwortliche etwas ratlos, wenn sie Gedankenmodellen ökologische Taten folgen lassen sollen. So einfach ist es nicht, sich einen grünen Anstrich zu verpassen. Vor allem muss zunächst viel Geld in die Hand genommen werden, um eine ökologisch korrekte Unternehmens-ITK aufzubauen (siehe Artikel "Kein Green IT um jeden Preis").

Seit Neuestem kann solchen Ratsuchenden aber Hilfe geboten werden. Sowohl die Dekra als auch der TÜV Rheinland bieten für Data Center Zertifizierungsaudits an, die Rechenzentren auf ihre Öko-Bilanz testen. Kann ein Unternehmen nachweisen, dass es durch geeignete Instrumente und Verfahren seine Energieeffizienz konsequent verbessert, erhält es ein Zertifikat. Hier werden unter anderem der PUE-Wert und die CO2-Emission aufgeführt.

Bei diesen Audits kommen dann alle Innereien eines Rechenzentrums unter die Lupe. In die Auswertung rechnen die Zertifizierer Server, Clients, Massenspeicher, Drucker, Netzinfrastruktur und unterbrechungsfreie Stromversorgung genauso wie Notstromaggregate, die Kühltechnik, aber auch Kriterien wie Qualitätssicherungsmaßnahmen, Management-Prozesse und das System-Management eines RZ ein.

Das hört sich komplex an - und es ist komplex. Vor allem vor dem Hintergrund, dass Dekra und TÜV solche Zertifikate nur vergeben, wenn ein Unternehmen sich diesen Audits Jahr für Jahr stellt. Nur so können schließlich Veränderungen festgestellt, deren Auswirkungen in eine Gesamtrechnung einbezogen und ökologisch kalkuliert werden.