Arbeitsplatz der Zukunft strategisch planen

Der digitale Arbeitsplatz für den 24-Stunden-User

Kommentar  22.11.2016
Von 
Meike Escherich arbeitete von 1997 bis 2019 für das IT-Research und Beratungsunternehmen Gartner im Team Personal Technologies. Die Analystin war unter anderem verantwortlich für die Marktzahlen und Prognosen für PCs, ultramobile Notebooks und Mobiltelefone mit EMEA-Fokus. Zudem verantwortete sie den Themenbereich Markttrends in Deutschland. Zu ihren weiteren Themenbereichen gehörten die Themen BYOD/CYOD, Nachhaltigkeit, Sprachschnittstellen bei Geräten (inklusive VPAs) sowie die Erforschung von Mobilfunktelefonen und IT für den Bildungsmarkt.
Bereits heute nutzen zwei Drittel aller Menschen privat vier verschiedene elektronische Geräte - jeden Tag. Das zeigen aktuelle Analysen von Gartner.

Bis zum Jahr 2020 werden die Grenzen zwischen Consumer- und Unternehmens-Technologie so stark weiter verschwimmen, dass es für den User keine Rolle mehr spielt, auf welchem Betriebssystem und in welchem technischem Umfeld er sich bewegt. Dazu kommt die dramatisch steigende Zahl intelligenter Geräte und "Dinge" um uns herum: Gartner geht davon aus, dass bereits 2016 die Ausgaben für Hardware im Internet der Dinge auf mehr als 2,5 Millionen US-Dollar pro Minute ansteigen werden.

Der 24-Stunden-User

Zusammengenommen lassen diese beiden Entwicklungen eine neue Art von Nutzer entstehen: Der 24-Stunden-User greift rund um die Uhr auf Technologie zu, um seine kognitive Belastung zu verringern und in weniger Zeit mehr zu erreichen. Er wählt dafür Geräte und Plattformen seines Vertrauens, die mittels künstlicher Intelligenz Aufgaben vereinfachen oder ihm intelligente Entscheidungen erleichtern.

Der 24-Stunden-User ist Teil einer hoch vernetzten Welt.
Der 24-Stunden-User ist Teil einer hoch vernetzten Welt.
Foto: optimarc - shutterstock.com

Der 24-Stunden-User ist Teil einer hoch vernetzten Welt, in der Menschen, Unternehmen und Geräte kontinuierlich kommunizieren, Transaktionen durchführen und sogar verhandeln. Mit dieser Welt ist er rund um die Uhr verbunden - und das in all seinen Rollen, vom Hausbesitzer bis zum Büroarbeiter, vom Kunden bis zum Elternteil. Damit verändern sich auch seine Anforderungen an den Arbeitsplatz. Bei der strategischen Planung der IT für den 24-Stunden-User spielen vor allem drei Trends eine wichtige Rolle:

Trend 1: 24-Stunden-User brauchen Flexibilität

Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit haben sich unwiderruflich verwischt. Insbesondere Arbeitskräfte aus der Generation der "Millenials" erwarten laut Untersuchungen von Gartner, dass sie Technologie problemlos in all ihren Rollen gleichermaßen nutzen können - privat wie beruflich. Künftige Technologie-Produkte werden den Schwerpunkt nicht mehr auf punktuelle Anwendungsszenarien legen - zu Hause, unterwegs oder in der Arbeit - sondern den 24-Stunden-User im Blick haben. Unternehmen sollten dies bei der Wahl der IT-Lösungen und der Ausgestaltung der Arbeitsumgebung berücksichtigen.

Trend 2: Dem 24-Stunden-User ist die technische Umgebung egal

Mitarbeiter wollen immer häufiger eine Technik nutzen, die es ihnen erlaubt, zwischen Arbeits- und Privatleben hin- und herzuwechseln. Auch häufige Arbeitsplatzwechsel und die steigende Anzahl von Freiberuflern stellen neue Anforderungen an die Technologie: Interoperabilität wird zur zentralen Erfordernis.

Die Unternehmens-IT muss sich darauf einstellen und ihr Verständnis der IT erweitern: Es geht nicht nur um die Technologie, die am Arbeitsplatz direkt genutzt wird, sondern auch um die anderen Rollen, in denen Mitarbeiter die Technologie ebenfalls nutzen. Die schwindenden Grenzen zwischen Unternehmens- und Consumer-IT werden dazu führen, dass bis zum Jahr 2020 das Betriebssystem und die technische Umgebung für die User keine Rolle mehr spielen werden.

Trend 3: Der 24-Stunden-User erreicht mehr in kürzerer Zeit

Die ersten smarten Maschinen, von selbstfahrenden Autos und Virtual Personal Assistants bis zu smarten Service-Robotern sind bereits verfügbar. Mit der Weiterentwicklung dieser Maschinen ist damit zu rechnen, dass Mitarbeiter künftig komplexe Aufgaben anders angehen als bisher. Intelligente Maschinen ermöglichen es zum einen, bestimmte Aufgaben komplett zu automatisieren - Beispiele sind Trading auf Basis von Algorithmen oder vollständig automatisierte Produktionsstätten. Zum anderen können sie die kognitive und physische Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern steigern - Technologien zur Entscheidungsunterstützung oder Wearable Technology fühlen sich dabei für den Mitarbeiter wie eine Erweiterung seiner eigenen Fähigkeiten an.

Das Konzept des 24-Stunden-Users.
Das Konzept des 24-Stunden-Users.
Foto: Source: Gartner

Nach Prognosen von Gartner werden bis zum Jahr 2018 50 Prozent der weltweit am schnellsten wachsenden Unternehmen weniger Mitarbeiter als smarte Geräte im Einsatz haben. Gleichzeitig werden eine halbe Milliarde User durch den Einsatz künstlicher Intelligenz jeden Tag zwei Stunden Zeit sparen. Die Unternehmens-IT muss sich auf diese Entwicklung einstellen und hybride Ökosysteme unterstützen, in denen Menschen und smarte Maschinen mühelos zusammenarbeiten.

Handlungsempfehlungen für die IT

Die IT steht vor neuen Anforderungen, weil Mitarbeiter im Unternehmen immer mehr und immer unterschiedlichere Geräte und Anwendungen nutzen. Damit die Beziehung zwischen Mitarbeitern und IT gut bleibt, sollten Technologieinvestitionen immer im größeren Zusammenhang gesehen werden: Entscheidend ist, wie sie den Arbeitsalltag der Mitarbeiter beeinflussen. Vor diesem Hintergrund können IT-Verantwortliche Digital-Workplace-Programme auf dreierlei Weise unterstützen:

  • Sie sollten evaluieren, wie sie Smart-Agent-Technologien so einsetzen können, dass sie die Produktivität der Mitarbeiter fördern und die Kundenbeziehungen verbessern.

  • Zudem sollte die IT-Abteilung einen offenen Dialog zwischen Mitarbeitern und IT herstellen. Verhaltensbeobachtungen, Umfragen, Labs, Fokusgruppen, sowie die Arbeit mit Personas können helfen, besser zu verstehen, wie sich die Bedürfnisse der User verändern.

  • Und schließlich sollten IT-Verantwortliche auch die Weiterbildung der Mitarbeiter nicht aus den Augen verlieren: Der Erwerb digitaler Kompetenzen und die Förderung digitaler Fertigkeiten sollte Teil der erweiterten IT- und Business-Charta sein.