Der deutsche PC-Markt: Ein Jubilar in der Sinnkrise

11.10.2006

Von der Einkaufskraft der großen Unternehmen ist jedenfalls kein zusätzlicher Schub zu erwarten. Nach einem guten Ersatzgeschäft 2005 sei die Spitze des nächsten Austauschzyklus frühestens im Jahr 2008 erreicht, heißt es von den Marktforschern von IDC. Nebenbei bemerkt wird die Hardware zu allem Überfluss auch noch immer zuverlässiger. Laut Gartner Dataquest sind die jährlichen Ausfallraten in den vergangenen zwei Jahren um 25 Prozent gesunken. Dabei sind Desktops deutlich robuster als Notebooks, was angesichts der Einsatzszenarien nicht übermäßig verwundert.

Top 5

PCs Marktanteile weltweit im 2. Quartal 2006 nach Stückzahlen

(Marktanteil in Prozent)

  1. Dell 17,7

  2. Hewlett-Packard 14,8

  3. Lenovo 7,3

  4. Acer 5,2

  5. Toshiba 3,5

  6. Andere 51,6

Die Daten beinhalten Desktop-PCs, Mobilrechner und "X86"-Server. Quelle: Gartner (Juli 2006)

Bleibt „Windows Vista“, beziehungsweise die Verzögerung des Betriebssystems. Analysten sind sich uneins, wie sich die Software konkret auf die PC-Verkäufe auswirken wird. „Im professionellen Bereich wird Vista sicher eine Rolle spielen“, prognostiziert Gartner-Analystin Escherich. Jedoch sei es schwer, die Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft zu prognostizieren. Dass Unternehmen und Privatanwender im großen Stil neue Rechner kaufen, weil sie unbedingt Vista booten wollen, darf getrost bezweifelt werden.

Also ruhen die Hoffnungen wieder einmal auf dem vierten Quartal. Der Weihnachtsmann wird es schon richten – beziehungsweise die Angst vor der Mehrwertsteuererhöhung, die in Deutschland für Anfang 2007 ins Haus steht. Allerdings ist davon auszugehen, dass die Preise bereits im Herbst angehoben werden, um den Kunden hinterher das Gefühl zu vermitteln, die Mehrwertsteuererhöhung werde mit stabilen Preisen zum Jahreswechsel freundlicherweise vom Handel getragen. Das Vorgehen hat sich bereits bei der Euro-Einführung bewährt.

Was bleibt, ist das obligatorische Greinen angesichts des permanenten Preisdrucks und der Herstellerkonsolidierung im Markt – wobei die klassische Konsolidierung mittels Aufkäufen (à la IBM und Lenovo) eher selten ist. Zumeist verändern lokale Anbieter einfach ihr Portfolio, das anschließend ohne Rechner auskommen muss. Mit jedem Krisenjahr wird jedoch auch die Frage lauter, wieso es für ein austauschbares Allgemeingut weltweit überhaupt mehrere Dutzend Hersteller geben muss, die sich in erster Linie anhand ihrer Logos differenzieren.