Der CIO erobert das Unternehmen

06.12.2006
IT-Abteilungen standen 2006 wie schon in den Jahren zuvor unter Druck. Kostenzwänge, die intensive Beschäftigung mit Unternehmensprozessen und technische Umwälzungen lockten die CIOs aus der Reserve.

Der freundlichste Satz zur Rolle der IT im Unternehmen fiel 2006 vermutlich Management-Guru Fredmund Malik ein: "So wie die Natur Nervensysteme entwickelt hat, wird die IT die Nervensysteme der Firmen schaffen", dozierte der Österreicher auf einer Veranstaltung der COMPUTERWOCHE. In diesen Worten spiegelt sich das geänderte Selbstverständnis der IT-Verantwortlichen: Sie haben das Technikreservat verlassen und gehen auf ihre Kunden in den Fachbereichen zu. CIOs sehen sich in der Rolle des "Chief Efficiency Officer". Sie erheben nicht den Anspruch, zu entscheiden, was im Unternehmen vorgeht, aber sie reden mit, wenn es um das Wie geht.

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Kuscheln mit dem Fachbereich

Der Erfolg der IT misst sich zunehmend daran, ob es ihr gelingt, Einfluss auf Business-Prozesse zu nehmen und diese zu vereinfachen und zu verbessern. Zwangsläufig suchten IT-Verantwortliche im ablaufenden Jahr die Nähe der Fachbereiche, wo sie den Kampf gegen überflüssige Komplexität aufnahmen und innovative Verbesserungsvorschläge unterbreiteten. Als Gerüst, auf dessen Basis IT-Entscheidungen fallen, setzte sich die IT-Architektur durch - ein altes Thema, auf das sich die CIOs aber neu besannen.

IT-Architekturen helfen, die IT-Funktion im Unternehmen zu professionalisieren. Mit ihrer Hilfe gelingt es - wenn alles gut läuft -, das Anforderungs-Management in den Griff zu bekommen, Projekte besser zu organisieren, das Anwendungsportfolio zu optimieren und unternehmensweite Bebauungspläne zu erstellen. Architekturen sind die Basis, um kontinuierlich sicherzustellen, dass die IT ihren Wertbeitrag für das Unternehmen leistet.

Zu den Hausaufgaben gehörte außerdem der professionellere Umgang mit Sourcing-Partnern. Die meisten Firmen haben erkannt, dass sie nur mit einem möglichst perfekten Partner-Management das im weltweiten Wettbewerb notwendige Maß an Schnelligkeit und Flexibilität erreichen. Die Fertigungstiefe in der IT nimmt tendenziell ab, immer mehr Aufgaben werden an spezialisierte Partner vergeben. Kostenkontrolle und Risiko-Management verlangen damit von CIOs mehr Aufmerksamkeit als früher.

Brückenbau-Profis gesucht

Dieser Trend wirkt sich nicht zuletzt auf die Mitarbeiter aus. Der Bedarf an reinen Technikern in Anwenderunternehmen stagniert oder geht sogar zurück, da diese Aufgaben tendenziell an Hersteller und Dienstleister übergehen. Mangel besteht unterdessen an Profis, die über Fach- und IT-Wissen verfügen, also die Brücke zwischen beiden Welten schlagen können. Wer Prozesse verbessern will, muss sie erst einmal verstehen. Reine IT-Profis sind dazu nicht immer in der Lage - und selbst wenn, fühlen sie sich mit dieser Aufgabe oft nicht wohl.

Ein weiterer Punkt, der IT-Manager 2006 - wieder einmal - beschäftigt hat, ist die Sicherheit. Unternehmen vernetzen sich weltweit untereinander sowie mit Partnern und Kunden. Gefragt ist deshalb ein Sicherheits- oder besser Risiko-Management, das hilft, die schlimmsten Gefahren zu beherrschen. Allzu leicht entwickeln sich die IT-Verantwortlichen in dieser Rolle zu Spielverderbern beziehungsweise zu Verhinderern von Geschäftschancen. Das ist schwierig - vor allem dann, wenn die Nähe zu den Fachbereichen eigentlich gesucht wird.

Flach spielen, hoch gewinnen

Und schließlich gab es 2006 wieder eine ganze Reihe von Hype-Themen, mit denen sich IT-Abteilungen intensiv auseinandersetzen mussten. Was ist neu an Service-orientierten Architekturen (SOA), und was bringen sie meinem Unternehmen? Inwiefern hat die Web-2.0-Euphorie Einfluss auf unsere Geschäfte? Welche Open-Source-Produkte sind reif für den Einsatz, und wo ist Vorsicht geboten? Auf diese und andere Fragen verlangen Business-Manager fundierte Antworten. Nicht alle IT-Chefs konnten sie 2006 geben. (hv)