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Der CIO als Supply-Chain-Manager

19.10.2010
Von Bernd Richter

Lernen von der Autoindustrie

Das gilt etwa für die Entwicklung neuer Modelle in der Autoindustrie. Der Weg von der Idee bis zur Produktion verläuft über einen Prozess, der sich über mehr als ein Jahrhundert entwickelt hat. Durch zahllose Studien und kontinuierliche Verbesserungsprozesse haben sich die effektivsten Wege herauskristallisiert, ein Auto zu bauen. Der Produktzyklus hat sich von Jahren auf wenige Monate verkürzt. Die Ingenieure in der Automobilindustrie haben etwas gelernt, was für jedes Entwicklungssystem relevant ist. Sie betrachten jede einzelne Optimierung an einer Stelle der Supply Chain im Gesamtkontext.

Ein weiteres Beispiel ist die Verkehrsführung in Großstädten. An ihr zeigt sich der systemische Effekt von Optimierungsprojekten besonders gut. Wenn Verkehrsingenieure den maximalen Durchsatz erreichen wollen, können sie nicht nur die Schaltung einer Ampel an einer Hauptverkehrsstraße betrachten. Ihr Blick muss sich weiten auf die Zubringer und Nebenstraßen, bis hinein in die Wohngebiete.

Wie in der IT zeigen sich Schwächen in der Infrastruktur erst, wenn die Verkehrsmuster verändert werden. Um mit einer einzelnen Maßnahme - hier die veränderte Ampelschaltung - den maximalen Optimierungseffekt zu erreichen, muss man auch an anderer Stelle Verbesserungen in Betracht ziehen.

Wie lässt sich das auf den IT-Prozess übertragen? In der Vergangenheit haben sich Organisationen darauf konzentriert, einzelne, abgeschlossene Prozesse zu optimieren. Zum Beispiel die Konsolidierung von technischen Anforderungen, Entwicklungseffizienz oder Offshore-Entwicklung. Jeder Prozess diente der Lösung eines spezifischen Problems.

Auch die IT-Governance reiht sich hier ein. In den vergangenen Jahren haben die Unternehmen Policies für Governance entwickelt. Die Richtlinien haben Kosten gesenkt und Systemlandschaften defragmentiert, doch es haben sich auch unerwartete Effekte eingestellt: Projektlaufzeiten wurden länger, weil sie vor Inbetriebnahme unter Governance-Aspekten geprüft werden müssen. Systemeinführungen wurden verschoben, weil Kernelemente der Policy nicht entsprachen.