Der CIO: Alphatier oder netter Kumpel?

14.11.2007
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Der Wirtschaftsinformatiker Burger war nach dem Studium für ein IT-Beratungsunternehmen tätig. Dort erarbeitete sich der 39-Jährige fachliche Grundlagen in Fragen der Organisation, Governance, Strategie und Architekturen. "Die Informations- und Lernmethoden innerhalb eines Beratungshauses sind sehr gut", so Burger. Eine spezielle Vorbereitung auf die Aufgabe eines CIO gab es dagegen nicht. "Ich lese viel Fachliteratur und setze mich mit dem Thema ?Führung einer Organisation? auseinander." Burger ist davon überzeugt, dass sich Führung nicht lernen lässt, "sondern nur gelebt werden kann". Wichtig für seine Arbeit ist ihm eine klar erkennbare Vision und daraus abgeleitete Strategien, die dokumentiert sind und kommuniziert werden.

Motivation und Emotion

Im Rollenverständnis von vielen Führungskräften kommen Emotionen kaum vor. Es erscheint einfacher, sich auf sachliche Aspekte zu konzentrieren, logisch zu argumentieren und rationale Entscheidungen zu treffen. Dass Begeisterungsfähigkeit und Motivation sehr viel mit Emotionen zu tun hat, übersehen dabei viele.

"Ich glaube, dass die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter stark von der Übertragung herausfordernder Aufgaben und der damit verbundenen Verantwortung beeinflusst wird", weiß Zeler aus seiner Erfahrung. .Er arbeitete nach dem Studium in einem Beratungsunternehmen mit dem Schwerpunkt IT. Anschließend hatte er in der Baden-Württembergischen Bank AG (BW-Bank) verschiedene Funktionen als Projekt-, Abteilungs- und Ressortleiter inne. Seit rund zwei Jahren fungiert er nun als Bereichsleiter. Für die erbrachten Leistungen erwarten die Mitarbeiter von der Führungskraft entsprechende Anerkennung, so der LBBW-Mann.

Burger sieht es etwas anders: "Inhalte allein motivieren keinen Menschen. Es ist das Team selbst, das sich motiviert. Der CIO muss ein Klima der gegenseitigen Motivation und Offenheit schaffen." Motivation lasse sich nur über Gruppenbeziehungen erzeugen, Vertrauen sei eine wichtige Grundlage. Der Chef müsse außerdem über die klassischen Motivationsinstrumente wie Gehalt, Status, Benefits sowie Entscheidungskompetenzen seiner Aufgabe als Motivator nachkommen.

Obi-Mann Siebenhaar weiß, dass Emotionen eine wichtige Rolle im Arbeitsalltag spielen. "Manchmal ist es schwierig, auf Leute vorbehaltslos zuzugehen, die mir nicht sofort sympathisch sind. Aber es ist absolut wichtig, den Mitarbeitern Empathie und Wertschätzung entgegenzubringen." Aufgaben und Verantwortung an die Mitarbeiter abzugeben, klare Ziele zu definieren und ihnen Freiheiten sowie Entscheidungskompetenz einzuräumen, sieht der Obi-Mann als wichtigen Motivationsfaktor an. "Jeder freut sich über Feedback und Lob für seine Arbeit", weiß Siebenhaar aus seinem Arbeitsalltag. Zum direkten Team des CIO gehören neun Mitarbeiter, insgesamt ist er für 260 IT-Mitarbeiter verantwortlich, 100 weitere arbeiten in den unterschiedlichen Landesgesellschaften für ihn.