Aufmerksamkeitsdefizit

Der Browser als Universal-Frontend

30.07.2011
Von 
Axel Oppermann beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Social Enterprise, Cloud Computing und Microsoft hineinfällt. Axel schreibt auf Computerwoche als Experte zu den Themen Enterprise Cloud, Digital Enterprise und dem IT-Lieferanten Microsoft. Als IT-Analyst berät er Anwender bei der Planung und Umsetzung ihrer IT-Strategien. Axel ist Geschäftsführer des Beratungs- und Analystenhaus Avispador aus Kassel. Normal 0 21 false false false DE X-NONE X-NONE

Umstiegspläne

25 Prozent der IE6-Nutzer planen einen zügigen Wechsel auf eine neuere IE-Version, weitere zehn Prozent wollen einen anderen Browser einsetzen, in der Regel die aktuelle Version von Firefox. Die restlichen Unternehmen verweigern sich beziehungsweise wollen einen aktiven Umstieg möglichst lange aussitzen.

Das hat seinen Grund, denn für viele Unternehmen ist es aufgrund der vorhandenen Applikationsstruktur nicht leicht, den Umstieg vom IE6 auf eine neuere Version zu stemmen. So weit die allgemeingültige Meinung. Untersuchungen zeigen jedoch ein differenzierteres Bild: So gaben lediglich 20 Prozent der befragten IT-Entscheider an, dass neuere Browser-Generationen nicht mit allen Applikationen kompatibel seien. Weitere 17 Prozent sehen den Anpassungsaufwand als zu hoch an. Die restlichen Befragten haben jedoch eher andere Motive, einen Wechsel nicht aktiv voranzutreiben. Sie sind überzeugt, dass sich der IE6 "bewährt" hat, und sie sehen deshalb auch keine Notwendigkeit für eine Veränderung. Diese Einstellung ist nicht nur grob fahrlässig, sondern wird die Organisationen spätestens zum Ende des Lebenszyklus von Windows XP vor einige Herausforderungen stellen.

IT-Verantwortliche in Unternehmen, die noch immer auf den IE6 vertrauen, müssen unbedingt einen Migrationsplan aufsetzen. Auch wenn der Markt der führenden Browser relativ überschaubar ist, sollte eine Shortlist von drei bis vier Browsern (Firefox, Safari, Opera und IE8/IE9) erstellt und nach definierten Kriterien analysiert werden. Neben den Faktoren Sicherheit, Geschwindigkeit und Stabilität müssen auch Themen wie Deployment oder Rechte-Management in den Fokus der Betrachtung rücken. Besonders der konkrete Bedarf hinsichtlich Administrierbarkeit und Konfigurierbarkeit ist relevant.

Am Testen führt kein Weg vorbei

Um eine Migration erfolgreich zu gestalten, sind - eine vorhandene Browser-Strategie vorausgesetzt - zwei Aufgabenbereiche verzahnt in Angriff zu nehmen: eine umfassende Test- und Anpassungsphase der eingesetzten internen und externen Web-Anwendungen sowie Schulungen für die Anwender.

Vor einer Migration gilt es, im Vorfeld die kritischen externen und internen Web-Anwendungen zu identifizieren und zu analysieren. Außerdem empfiehlt es sich, ein Verzeichnis aller kritischen Anwendungen anzulegen und zu pflegen, um schon den Einstieg in die Migration erheblich zu erleichtern. Zu den externen Web-Anwendungen, auf die mit Hilfe des Browsers zugegriffen wird, zählen beispielsweise Portale von Kunden oder Lieferanten. Hier gilt es zu testen, ob der ausgewählte Browser unterstützt wird und Anpassungen erforderlich sind.

Gleiches gilt für die internen Anwendungen. Hier ist zu ermitteln, ob diese auf spezifische Anforderungen des alten Browsers angewiesen sind. Ist dies der Fall, muss man prüfen, ob und mit welchem Aufwand eine Anpassung nötig ist. Auch sollte validiert werden, ob sich die betroffene Web-Anwendung durch alternative und kompatible Applikationen ersetzen lässt. Der Compatibility Mode des IE8 und IE9 kann den Aufwand in den meisten Fällen schon maßgeblich verringern. Stellt sich weder die Anpassung noch die Substitution als praktikabel heraus, müssen Übergangslösungen (Bypass, Virtualisierung) herhalten.

Im Rahmen des Rollouts findet auch die Schulung der Anwender statt. Art und Umfang der Schulungsmaßnahmen hängen von der Organisationsform der Unternehmen ab. Ziel sollte es sein, den Anwender über die neuen Features zu informieren, für Sicherheitsfunktionen zu sensibilisieren und die Umgangsrichtlinien zu verankern. Der zeitliche Aufwand pro Mitarbeiter wird in der Regel 30 Minuten nicht überschreiten.