Web

Der Blogger, das unbekannte Wesen

29.08.2006

Ob das von Internetnutzern erstellte Universallexikon "Wikipedia", die Videobörse "YouTube.com" oder die Kontaktbörse "MySpace.com": Das Interesse am World Wide Web ist fast wieder so groß wie zu Zeiten des ersten Internetbooms. Vorher ging es um das schnelle Geld, jetzt soll es um den einzelnen Nutzer und die Macht des elektronischen Kollektivs gehen. Ob Bilder von Hundehaufen oder banaler Tagebucheintrag, ob Reisebericht, fundierte politische Analyse oder Medienkritik: Jeder sagt, zeigt und schreibt so ziemlich, was er will, und das bei potenziell weltweiten Reaktionen.

Besonders bei Kriegen und Naturkatastrophen haben etablierte Medien den Wert der Internet-Tagebücher zu schätzen gelernt. Der "Spiegel" widmete der neuen Internetgeneration ("Web 2.0") und dem "bunten, chaotischen Mitmach-Marktplatz" kürzlich eine – unter Insidern vernichtend geschmähte - Titelgeschichte. Auch bei der Medienwoche Berlin-Brandenburg geht es an diesem Donnerstag um die "digitale Avantgarde".

Johnny Haeusler von "Spreeblick" kann dem Hype um "Web 2.0" nicht viel abgewinnen. "Es ist nicht die Revolution, aber es haben sich im Web Dinge geändert", sagt er. Den Partner übers Internet zu finden, sei heutzutage zum Beispiel eine selbstverständliche Möglichkeit geworden. Die Themen bei "Spreeblick" reichen von der Werbekampagne "Du bist Deutschland" über die Praktiken des Klingeltonanbieters Jamba bis zu Kolumnen von der Computerspiele-Messe in Leipzig. Die Spannbreite erstreckt sich von der popkulturellen Analyse bis zum ironischen Zwischenruf. Ein "Spreeblick"-Beitrag von Bloggerin Tanja lautet: "Die Auslegware (!) im Klassenzimmer meines Sohnes ist 27 Jahre alt... musste ich gerade mal loswerden. Danke für Ihre Aufmerksamkeit!" Dafür erhielt sie immerhin 55 Kommentare.