Ressourcen in einem Digital Workplace bündeln

Der Arbeitsplatz ist eine App

04.12.2015
Von 
Dirk Pfefferle war zuletzt Area Vice President in Zentral- und Osteuropa bei Citrix. Dirk Pfefferle ist in Gremien wie dem Münchner Kreis, dem Senat der Wirtschaft und dem BITKOM für die IT-Industrie aktiv.
Praktisch alles, was sich einst auf einem Schreibtisch befand, ist heute durch Software – und vieles auch längst durch Cloud Services – abgelöst. Die Tätigkeit des typischen Wissensarbeiters ist damit nicht mehr an einen bestimmten Arbeitsplatz gebunden. Lediglich eine möglichst breitbandige Internetverbindung ist vonnöten. Das heißt aber nicht, dass jeder Desktop heute unbedingt aus der Cloud kommen muss.

Erinnern wir uns an das Arbeiten vor 20 Jahren: Der Desktop-PC - damals tatsächlich meist auf einer Schreibtischplatte thronend - war umzingelt von allerlei Geräten, die heute quasi ausgestorben sind. Zwar findet man auf vielen Schreibtischen nach wie vor ein Tischtelefon, es fristet aber häufig das Schattendasein eines Relikts. Gespräche sind längst ohne das alte Festnetztelefon viel effektiver zu führen - per Softphone auf dem Computer, per Chat oder mittels einer Web Conferencing-Lösung. Und unterwegs hat man das Smartphone immer griffbereit, auf dem Telefonie lediglich eine App von vielen ist - und längst nicht mehr die meistgenutzte.

Der Ort und das Device von dem aus gearbeitet wird, sind heute nahezu egal. Der moderne Mitarbeiter hat in einem Gerät alles dabei - sofern die Unternehmens-IT diese Arbeitsweise darstellen kann.
Der Ort und das Device von dem aus gearbeitet wird, sind heute nahezu egal. Der moderne Mitarbeiter hat in einem Gerät alles dabei - sofern die Unternehmens-IT diese Arbeitsweise darstellen kann.
Foto: Rawpixel - shutterstock.com

Das Fax wiederum wurde vielerorts durch PDFs abgelöst, die man per E-Mail verschickt. Und statt in Aktenordnern liegen Dokumente auf File-Servern für den eigenen oder gemeinsamen Gebrauch bereit, bis sie im digitalen Langzeitarchiv landen. Nur die Älteren unter uns werden sich noch an Dokumentmappen mit Laufzettel erinnern, sind diese doch längst Dateien in abteilungs- oder arbeitsgruppenspezifischen Fileshares gewichen. Und auf Meeting-Termine einigt man sich nicht durch langwieriges Blättern in Tischkalendern, sondern via Microsoft Outlook und/oder Cloud-Services wie Doodle.

Letzthin war deshalb viel die Rede vom virtualisierten Desktop, den die Unternehmens-IT im Datacenter vorhält, oder auch davon, dass ein Cloud Service Provider diese Aufgabe übernimmt - Stichwort Desktop as a Service.

Für den Endanwender ist es indes unerheblich, wo seine Arbeitsumgebung tatsächlich läuft, solange sie verlässlich, performant und ohne Probleme funktioniert. Denn für ihn ist der Desktop heute schlicht das, was er sieht, wenn er sein Endgerät einschaltet, um per LAN, WLAN oder Internet auf Unternehmensdaten und -anwendungen zuzugreifen.

Auf einem smarten Endgerät ist der Desktop damit letztlich für den Wissenarbeiter heute nur noch eine App, die er per Fingertippen zum Leben erweckt.

Vom Schreibtisch auf Smartphone undTablet

Öffnet ein Mitarbeiter so eine App, dann führt sie ihn zunächst zu einem App Store - nicht zu dem von Apple, Microsoft oder Google, sondern zum Enterprise App Store seines Arbeitgebers. Dort kann er sich die Software aussuchen, die für ihn verfügbar ist: im Unternehmens-RZ laufende Enterprise-Applikationen, aber ebenso SaaS-Anwendungen, unternehmenseigene Fileshares oder auch abgesicherte Mobilgeräte-Apps. Von nun an kann er unabhängig von Ort, Zeit oder Endgerät mit dieser Umgebung arbeiten, indem er mal schnell die Unternehmens-App aufruft.

Denn der Desktop ist heutzutage lediglich der Zugriffspunkt auf Ressourcen, die im Unternehmen, in der Cloud oder auch auf seinem eigenen (mobilen) Endgerät vorliegen können. Beim digitalen Arbeitsplatz müssen nicht mehr alle Arbeitsmittel an einer Stelle versammelt sein, wie damals zu Zeiten des Schreibtischs. Wo sich diese Ressourcen tatsächlich befinden, ist weniger eine Frage der Ortes, als der Datensicherheit und Compliance mit geltenden Vorschriften.

Kernaufgabe der Unternehmens-IT ist es deshalb, verteilte Ressourcen sicher, effizient und möglichst automatisiert zu einem Digital Workplace zusammenzuführen. Hierzu muss sie nicht alles "in die Cloud" verlagern. Aber es bietet sich an, das Management der digitalen Arbeitsplätze Cloud-basiert vorzunehmen. Denn so ist deren automatisierte Bereitstellung, Verwaltung und Absicherung stets verlässlich und hochverfügbar möglich - ohne dass Vorschriften wie etwa Safe Harbor berücksichtigt werden müssen, weil die Daten und Applikationen auf Wunsch im unternehmenseigenen RZ oder aber bei einem lokalen Hosting-Partner verbleiben können.

Der Arbeitsplatz von heute ist eine App - und um dabei höchste Flexibilität und Effizienz zu gewährleisten, muss sich nicht unbedingt der Digital Workplace in der Cloud befinden, sondern dessen zentrales Management. (bw)