Business Intelligence/Kommentar

Denken muss man selbst

02.11.2001
Katharina Friedmann Redakteurin CW

Business-Intelligence-(BI)- beziehungsweise Data-Warehouse-Lösungen versprechen Hilfestellung auf oberster Entscheidungsebene - was besonders in einem harten Konkurrenzumfeld verführerisch klingt. Vorbei die Zeiten, in denen Data Warehouses noch vorrangig zur Controlling-Unterstützung herangezogen wurden. Die heutigen Datenlager - längst in Terabyte-Größe - sollen die Informationen zu allen Kunden oder Marktpartnern eines Unternehmens kontinuierlich, detailliert und kanalübergreifend integrieren. Besonders die geschickte Analyse dieser Daten bietet neue Chancen bei der Gestaltung von Marktbeziehungen - und davon wollen alle profitieren.

Doch selbst das ausgefeilteste BI-Konzept fruchtet nur dann, wenn die für entscheidungsorientierte Informationssysteme unverzichtbare Grundlage - ein hochwertiger Datenbestand - gegeben ist. Aus schlechten Zutaten wird schließlich auch der beste Koch keine Gaumenfreuden kreieren. Eine gepflegte Datenbasis ist nach Einschätzung von Marktexperten allerdings in gut drei Viertel der Firmen noch nicht annähernd erreicht. Nicht etwa, dass es an Daten fehlen würde - für Nachschub sorgt eine Vielzahl an Call-Center-Informationen, Web-Auftritten und E- oder M-Commerce-Aktivitäten, die eine wahre Flut an Kommunikations- und Transaktionsdaten generieren. Das Problem ist vielmehr, in diesem Wust die brauchbaren und entscheidungsrelevanten Angaben zu definieren - selbst das intelligenteste Systeme kann den Benutzer nicht von dieser Pflicht entbinden. Wie überall in der geschäftskritischen IT kann auch eine BI-Lösung nur unterstützen, das Denken übernimmt sie nicht.

Wer also noch Zweifel an seinen Prozessdefinitionen hat und trotzdem mit BI liebäugelt, sollte besser nicht mit einem unternehmensweiten Konzept starten. Eine vergleichsweise unkritische Alternative ist der Einstieg etwa auf Abteilungsebene mit überschaubaren Data-Mart-Lösungen.